Rees Apotheke ohne Nachfolge

Rees · Dr. Jan Buskase von der Mehrhooger Sonnen-Apotheke schließt nach 30 Jahren die Vincentius-Apotheke im Reeser Ortsteil Mehr. Es ist trotz vieler Versuche nicht gelungen, die nötige Fachkraft zu bekommen.

 So kennen die Mehrer ihre Apotheke: Bald wird sie nicht mehr geöffnet sein - trotz aller Bemühungen.

So kennen die Mehrer ihre Apotheke: Bald wird sie nicht mehr geöffnet sein - trotz aller Bemühungen.

Foto: PR

Für viele treue Kunden ist die Vincentius-Apotheke in Mehr ein wichtiges Stück dörflicher Infrastruktur. Beate Kolodziej weiß, was die Kunden wünschen und brauchen. Seit Jahrzehnten ist ihr Wissen in der Dorfapotheke gefragt. Das ist bald vorbei. Die Vincentius-Apotheke schließt zum 30. Juni und damit verschwindet ein wichtiges Angebot aus dem Dorf. Ein echter Verlust. Nicht, weil sich das Geschäft nicht mehr lohnt, sondern weil die nötige Fachkraft nicht zu haben ist. "Wir benötigen einen approbierten Apotheker oder Apothekerin. Doch wir können diese gesetzliche Auflage nicht erfüllen. Trotz langer Suche und sogar der Einschaltung einer Headhunterin ist uns die personelle Weichenstellung nicht gelungen", sagt Dr. Jan Buskase, der auch die Sonnen-Apotheke im nahen Mehrhoog betreibt. Das Ende der Vincentius-Apotheke geht ihm persönlich nahe. Sein Vater Hermann Buskase hatte sie vor über 31 Jahren gegründet.

Beate Kolodziej wechselt wie die weiteren Kräfte nach Mehrhoog. Dass die Mehrer Patienten die Sonnen-Apotheke an der Bahnhofstraße künftig als ihre erste Adresse ansehen, hofft Dr. Buskase nicht nur wegen der geringen Entfernung zum Dorf. "Es sind auch persönliche Beziehungen zu unseren Kunden gewachsen. Die Schließung tut mir sehr leid für sie. Das ist ein Riesennachteil besonders für ältere Leute."

Der Botendienst der Mehrhooger Apotheke wird noch weiter ausgebaut. Die Entwicklung ist auch Beleg dafür, dass der Fachkräftemangel die Apotheken auf dem Land erreicht hat. Die Vincentius-Apotheke ist kein Einzelfall. Zuletzt hatte eine approbierte Apothekerin in Vollzeit für ein halbes Jahr in Mehr ausgeholfen, nachdem ihre Vorgängerin ausgeschieden war. Sie macht sich nun selbstständig. Eine Pharmazeutisch technische Assistentin (PTA) allein darf den Betrieb nicht aufrecht erhalten. Vorgeschrieben ist ein ausgebildeter Apotheker, doch die zieht es in die Städte. Dazu kommt, dass ein kleines Dorf wie Mehr keine durchgängigen Öffnungszeiten hat. Zwei Stunden Mittagspause, das wollen Fachkräfte, die von außerhalb zu ihrer Arbeitsstelle fahren, nicht, vermutet Dr. Buskase. Kleinere Apotheken seien nicht attraktiv genug. Im Kreis Wesel kenne er sechs Apotheken, die ebenfalls händeringend approbierte Fachkräfte suchen.

Das Phänomen, dass keine Hausärzte mehr aufs Land wollen, setzt sich also an anderen Stellen des Gesundheitswesens fort. "Wir würden die Apotheke in Mehr gerne weiterlaufen lassen", sagt Dr. Buskase, der auch noch eine Apotheke im Voerder Ortsteil Spellen betreibt. Ihm ist es wichtig, dass vor Ort nicht der Eindruck entsteht, dass die Schließung der Mehrer Filiale mit der Eröffnung des Gesundheitshauses neben der Sonnen-Apotheke in Verbindung steht. Die Fertigstellung des Hauses mit Praxen und Wohnungen steht bevor, es öffnet am 1. Juli. "Wir sind einfach daran gescheitert, dass wir über Monate keine neue Filialleitung gefunden haben", sagt Apotheker Buskase. Und erinnert sich daran, wie sein Vater Hermann 1986 den Aufbau der Dorfapotheke mit "viel Herzblut" betrieben hatte.

(RP)
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