Rees Als die Feuerwehr dunkelgrün war

Rees · Warum hat die Stadt Rees 1940/41 einen dunkelgrünen Feuerwehrwagen bekommen? Etwa zur Tarnung? Dieser Frage ging Erwin Roos Post nach. Antwort bekam er vom Feuerwehrmuseum "Feuer.Wehrk" in Hattingen.

Erwin Roos wurde am 30. Dezember 1931 in der Reeser Oberstadt geboren. Obwohl er beruflich zeitweise in Düsseldorf und Bocholt Fuß fasste, schägt sein Herz seit jeher für die Heimatstadt, deren Geschichte und Geschichten er seit vielen Jahren fein säuberlich aufschreibt. Wer wissen möchte, welche Streiche Reeser Kinder und Jugendliche vor dem Krieg ausheckten, welche Geschäfte es einst in der Innenstadt gab oder wie sich das gesellschaftliche Leben entwickelte, findet bei dem Ehrentambourmajor des Tambourcorps Rees so gut wie immer eine Antwort.

Eine der wenigen Fragen, die bislang offen blieben, rankt sich um einen dunkelgrünen Feuerwehrwagen, den die Stadt Rees 1940/41 bekam. "Das war eine Kombination aus Mannschafts- und Gerätewagen, aber der war nicht im üblichen Rot der Feuerwehr lackiert, sondern dunkelgrün", erinnert sich Roos. Er sprach mit dem Reeser Jupp Berendsen, der in jenen Jahren bei der Jungfeuerwehr aktiv war. Doch auch dieser Zeitzeuge kannte nicht den Grund für den grünen Lack.

Roos tippt auf Tarnung, denn der Reeser Feuerwehrwagen kam samt lokaler Besatzung oft im Ruhrgebiet zum Einsatz, wenn in Essen oder Dortmund nach Bombenangriffen gelöscht und geborgen werden musste. "Alles, was damals Bundesstraßen und Autobahnen befuhr, wurde im Krieg von alliierten Jagdbombern beschossen", sagt Erwin Roos. "Ich vermute, dass die grüne Farbe aus der Luft nicht so gut auszumachen war."

Roos erinnert sich noch gut daran, wie sich die Reeser Feuerwehrmänner bei hiesigen Bäckern und Metzgern mit Proviant eindeckten, bevor sie vom Spritzenhaus in der Oberstadt, das gegenüber der Synagoge stand, Richtung Ruhrgebiet aufbrachen und dort mehrere Tage blieben.

Gemeinsam mit der Rheinischen Post wollte Roos nun Licht ins dunkelgrüne Geheimnis der Feuerwehr bringen. Eine Anfrage beim Feuerwehrmuseum "Feuer.Wehrk" in Hattingen brachte schnell die erhoffte Antwort. "Am 23. November 1938 wurde das sogenannte Gesetz über das Feuerlöschwesen erlassen, danach wurden alle Freiwilligen Feuerwehren zur Feuerschutzpolizei umfunktioniert", schreibt Museumsleiter Hartmut Schlüter. Obwohl die Städte und Gemeinden weiterhin alle Kosten tragen mussten, ging die Dienstaufsicht an das Deutsche Reich über. Feuerwehren unterstanden nun als Teil der Ordnungspolizei dem Reichsführer-SS und dem Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren. "Ab Juli 1940 wurden alle neuen Feuerwehrfahrzeuge nur noch in tannengrüner Lackierung ausgeliefert, die auch die Polizeiwagen hatten", erklärt Helmut Schlüter. "Das galt überall... solange die Farbe reichte, denn irgendwann wurde auch dieser Rohstoff knapp. Danach wurden die Einheits-Pumpen TS 8 nur noch ocker grundiert." Der dunkelgrüne Feuerwehrwagen war laut Schlüter also kein Reeser "Sonderfall, sondern Normalität in einer unnormalen Zeit".

Zu Erwin Roos' Vermutung, die grüne Farbe habe der Tarnung gedient, schreibt der Museumsleiter: "Zu diesem Zwecke wurden die Fahrzeuge zwischenzeitlich eher in Luftwaffengrau gehalten. Übrigens ist in jenen Jahren in Deutschland auch das Blaulicht aus ähnlichen Gründen eingeführt, da blaues Licht von der Luftaufklärung am schlechtesten auszumachen ist. Die meisten Feuerwehren unserer Nachbarländer haben bis heute rotes Blinklicht, wir sind dem Blaulicht treugeblieben."

Erwin Roos weiß noch, dass die Reeser Feuerwehr einst einen Übungsturm am Westring hatte: "Ungefähr dort, wo heute der kleine Parkplatz am Froschkönig-Teich ist, kletterten die Kameraden an einem Holzturm rauf und runter oder sprangen in Netze und Tücher."

Die Einrichtung, die es schon gab, "als die Feuerwehrleute noch Pickelhauben trugen", sei später jedoch morsch gewesen und aus Sicherheitsgründen geschlossen worden.

(RP)
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