Emmerich Als die ersten Pilger kamen

Emmerich · Die ersten Wallfahrer machten sich vor 375 Jahren von Rees auf nach Kevelaer. Sie waren echte Helden, denn es ging durch feindliches Gebiet. Auch vor Bären und Wölfen mussten sie sich in Acht nehmen.

Emmerich: Als die ersten Pilger kamen
Foto: A. Kersten / Stadtarchiv Rees

Es muss eine raue Zeit gewesen sein. Vor allem für Katholiken. In der Mitte des 17. Jahrhunderts hatten die Protestanten die Region fest im Griff. Ihre Gebiete zu durchqueren war für Anhänger des Papstes nicht ungefährlich. Pastor Johannes Stalenus störte das nicht. Im Gegenteil, vielleicht forderte ihn die schwierige Situation sogar besonders heraus. Er war 1643 Pfarrer in Rees, auch dort waren Gottesdienste nur noch in der Kaplanei möglich. Die protestantischen Niederländer hatten die St. Mariä Himmelfahrtkirche beschlagnahmt und im Gotteshaus ihre Pferde untergestellt.

1942 machte in der Region die Nachricht vom Bild der Gottesmutter Maria in Kevelaer die Runde. Stalenus fasste einen Entschluss: Er wollte mit seiner Gemeinde zu dem kleinen Gnadenbild der Consolatrix Afflictorum (Trösterin der Betrübten) pilgern. Und so machte sich 1643 eine Gruppe mitten im 30-jährigen Krieg auf den rund viele Kilometer langen Weg nach Kevelaer. Auch vor Wölfen und Bären mussten sich die Pilger in Acht nehmen.

Stalenus begründete damit die Kevelaer-Wallfahrten. In der Marienstadt hat das keiner vergessen. Noch heute hat die Pilger-Kerze aus Rees einen Ehrenplatz. Sie steht gut sichtbar im Gang der Kerzenkapelle, die anderen Pilgerkerzen stehen hinten in der Kirche. "Das hat auch symbolischen Charakter. Alle Pilger, die in die Kapelle kommen, müssen an der Kerze des Ortes vorbei, der mit den Wallfahrten begonnen hat", erläutert Rainer Killich, Sekretär des Wallfahrtsbüros.

Daher ist es auch für Kevelaer ein besonderes Ereignis, wenn Rees in diesem Jahr auf Jubiläumswallfahrt geht. Die Vorbereitungen laufen, ein Organisationsteam bastelt fleißig am Programm, eine eigene Internetseite ist eingerichtet. Ziel ist vor allem, möglichst viele Gläubige zu motivieren, sich mit auf den Weg nach Kevelaer zu machen. "Es wäre schön, wenn wir eine Gruppe von 100 Pilgern werden würden", sagt Klaus Kuhlen vom Organisationsteam aus Rees. Wie damals soll mit der Fähre übergesetzt werden. Eine Idee ist auch, wieder einen Planwagen mitzunehmen, der von einem Pferd gezogen wird.

Das hatte viele Jahre Tradition und ist durch ein spektakuläres Ereignis in Erinnerung geblieben: In den 1960er Jahren war die Gruppe in ein schweres Unwetter geraten. Ein Blitz traf das Pferd, das tot zusammenbrach. Inzwischen begleitet schon lange ein motorisierter Planwagen die Pilger aus Rees. Ob es zum Jubiläum doch wieder "echte" Pferdestärken gibt, hängt auch davon ab, ob ein geeignetes Tier gefunden wird. "Den Gedanken haben wir aber noch nicht aufgegeben", sagt Kuhlen.

Von einem anderen mussten sich die Organisatoren dagegen verabschieden. Geplant war ein großes Frühstück auf dem Kapellenplatz. Doch das ist nicht möglich, wie die Wallfahrtsleitung erklärte. "An dem Wochenende ist auch die große Wallfahrt aus Bocholt, da wäre gar kein Platz. Ohnehin muss der Kapellenplatz generell frei bleiben", sagt Killich. Als Alternative hat Kevelaer den Reesern angeboten, im Forum Pax Christi zu frühstücken.

Auf jeden Fall sind zum Jubiläum besondere Aktionen geplant. Eine Idee ist, einige Pilger in historischen Kostümen mit nach Kevelaer einziehen zu lassen. Federführend dafür ist Heinz Wellmann, der in Rees unter anderem als Nachtwächter bekannt ist. Bischof Rolf Lohmann, der frühere Wallfahrtsrektor, wird das Pilgeramt zur Jubiläumswallfahrt zelebrieren.

(zel)
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