Emmerich Als der Frieden kam: 100 Menschen erinnerten sich an das Kriegsende

Emmerich · Seit 70 Jahren leben wir in Frieden. Heinz Goertz und Willem Franck nahmen das zum Anlass, um unter dem Titel "1945 - 2015 Als der Frieden kam..." eine Veranstaltung zu organisieren, in der Zeitzeugen zu Wort kamen.

 Jakob "Köbi" Daams bei der Veranstaltung.

Jakob "Köbi" Daams bei der Veranstaltung.

Foto: mvo

Rund 100 Personen kamen am Sonntagnachmittag ins Hotel Wanders, um die persönlichen Erlebnisse von zwölf Frauen und Männern aus Elten, Zevenaar, Beek und ´s-Heerenberg zu hören.

Zunächst wurde der Opfer gedacht: Die 82-jährige Caroline Wanders-Verfuurden, die in Elten aufwuchs und nach Holland zog, schilderte, wie ihr Bruder Johann vor 71 Jahren starb. "Er war Tischlergeselle, arbeitete in Emmerich. Als er mit seinem Kollegen nach Hause lief und an der Germania vorbeikam, wurde diese gerade von Bomben getroffen. Johann und sein Freund Tön wurden schwer verwundet und starben in der Nacht."

Historiker Edwin Zweers referierte über die "Rheinüberquerung" der Alliierten 1945, über deutsche Kriegsgefangene, über Flüchtlinge - man schätzt, dass damals rund 13 Millionen Menschen unterwegs waren - über die "Rosinenbomber", die zwischen Juni 1948 und Mai 1949 die Menschen mit dem Nötigsten versorgten, und über die Wirtschaftswunder-Zeit.

"Wo wart ihr bei Kriegsende und wie habt ihr gemerkt, dass der Krieg zuende ist?", fragte Willem Franck die Zeitzeugen. Gerd Dörning, 85 Jahre alt, erlebte das Ende des Krieges in Elten. Vorher gab es noch drei Tage Trommelfeuer, bevor die Kanadier am Ostersonntag einzogen. In Zevenaar habe er die Flagge auf der Kirche gesehen, die die "Befrijding" anzeigte, erzählte Jan Koster, Jahrgang 1936. "Ich fand es nur sehr schade, dass die Glocken nicht läuteten, die waren geklaut worden." Der Eltener Köbi Daams war bei der Großmutter in Millingen, wo die Familie im Keller wohnte. Ein britischer Soldat überbrachte die Nachricht, eine Tante bot ihm eingekochte Pfirsiche an. In der Nacht vor Kriegsende war der komplette Betrieb des Vaters dem Erdboden gleichgemacht, erzählte Sjef van Swaaij. "Für uns gab es keine Feier, wir hatten nur noch das, was wir am Leibe trugen", so der 86-Jährige. Auch bei Theo Goossen, Jahrgang 1931, in Didam wurde nicht gefeiert. "Die Laufgräben wurden zugeworfen, denn es war Zeit für die Kartoffelpflanzen", sagte er. Und der 91-jährige Jan Weijers berichtete: "Nach einer gewaltigen Befeuerung wurde es morgens um sechs Uhr ganz still. Um zwölf Uhr besetzten englische Soldaten Zeddam."

"Was war für dich das Wichtigste in der Zeit nach dem Krieg von 1945 bis 1949?", fragte Franck. "Mein Vater war im Krieg gestorben, meine Mutter musste allein für sieben Kinder sorgen", so Diny Florissen. "Es gab viel Solidarität: Ein Bauer schenkte uns ein Schwein, die Kirche Decken und Kleidung." Eef Sweers aus Zevenaar erzählte, dass der Vater eine Kohlenhandlung hatte. Da es keine Kohle gab, verkaufte er zum Heizen Torf aus Drente. Einige erzählten, dass man noch lange Zeit vieles nur auf Bons bekam. "Als im April 1949 Elten zu Holland kam, öffnete sich für uns das Paradies", sagte Caroline Wanders-Verfuurden.

Persönliche Schicksale wurden erzählt. Man merkte den Zeitzeugen an, dass es nicht immer leicht war. Auch heute noch bewegt sie die Erinnerung.

Für den musikalischen Rahmen sorgten Karin Kasteel und Wian Egberts, die unter anderem die Lieder "Krieg" und "Sag mir, wo die Blumen sind?" sangen.

(moha)
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