Rees "Alltagsmenschen": Fotos begeistern jetzt im Rathaus

Rees · Dem Aufruf der Stadt, sich mit den Figuren Christel Lechners abzulichten, kamen viele nach. Originelle Ausstellung ist bis 12. Januar zu sehen.

 Jörg Elsenbusch fand sich in der Ausstellung "Erinnerungen an die Alltagsmenschen" selbst wieder. Im Sommer 2016 ließ er sich neben dem "Blaumann" fotografieren.

Jörg Elsenbusch fand sich in der Ausstellung "Erinnerungen an die Alltagsmenschen" selbst wieder. Im Sommer 2016 ließ er sich neben dem "Blaumann" fotografieren.

Foto: Markus van Offern

Im Sommer 2016 kamen mehr als 100.000 Besucher nach Rees, um die 66 "Alltagsmenschen" der Wittener Bildhauerin Christel Lechner an 23 Standorten an der Rheinpromenade und im Stadtkern zu besuchen. Gut besucht war nun auch die Premiere der Ausstellung "Erinnerungen an die Alltagsmenschen", die Bürgermeister Christoph Gerwers im Reeser Rathaus eröffnete. Bis zum 12. Januar 2018 sind mehr als 70 Bilder zu sehen, die Hobbyfotografen zwischen dem 24. April und dem 28. August 2016 von den lebensgroßen Betonfiguren gemacht haben - oft in Interaktion mit Kindern, Erwachsenen und sogar Hunden.

Der Fachbereich Schule, Kultur und Sport hatte noch während der Ausstellung Bürger und Besucher aufgerufen, entsprechende Fotos einzusenden. Danach habe der Fachbereich "die Qual der Wahl" gehabt, sagte der Bürgermeister. Galt es doch, nicht nur fotografisch gelungene Schnappschüsse zusammenzustellen, sondern auch möglichst viele der damals ausgestellten Wonneproppen zu zeigen.

Kunsterzieher Johannes Beenen lobte die "ungeheure Anziehungskraft" der Figuren. Mit ihren drallen Pfunden, ihrer altmodischen Kleidung und ihrem fortgeschrittenen Alter seien die "Alltagsmenschen" ein Kontrapunkt zum heutigen Schönheits-, Jugend- und Schlankheitswahn. Sie strahlten Ruhe, Gelassenheit und einen inneren Frieden aus, so dass sie den Betrachter sofort Innehalten und Nachdenken über sich selbst einladen - und eben auch zum Fotografieren.

"Die kleine Auswahl aus zigtausend gemachten Aufnahmen zeugt davon, dass die von Christel Lechner gewollte Verbindung zwischen den Figuren, den Darstellenden und den Fotografen erfolgreich entstanden ist", sagte Johannes Beenen. Auch der Umstand, dass die Figuren schnell Spitznamen wie Paul, Gertrud und Auwi erhielten, wertete der Kunsterzieher als gutes Zeichen dafür, wie sehr die Reeser die Figuren ins Herz geschlossen haben. Acht Figuren wurden später zur Bereicherung des Stadtbildes gekauft.

Viele Reeser, die mit den Figuren abgelichtet wurden, kamen jetzt auch zur Vernissage. Darunter Jörg Elsenbusch, der sich auch modisch mit dem hemdsärmeligen "Blaumann"-Alltagsmenschen am Westring abgestimmt hatte. Pastor Heiner Dresen war im Sommer 2016 gar (nahezu) textilfrei in den Froschteich im Rheinpark gesprungen, um dem Schwimmreifenmann Paul nah zu sein. Das Foto, das seine Schwester Josi machte, hängt nun ebenfalls im Rathaus. Paul selbst wurde jetzt vom Bauhof aus dem Wasser gefischt und überwintert im Trockenen. Dafür steht die Fotografenfigur, die beim Schützenfest von einem Lkw ramponiert wurde, nun wieder vor dem Bürgerhaus

"Die Stimmung im Rathaus ist schlagartig besser geworden, seit hier die die Alltagsmenschen-Fotos hängen", lobte Bürgermeister Christoph Gerwers die Wirkung der ersten Gemeinschaftsausstellung Reeser Bürger im Rathaus. Dazu tragen auch gelungene Motive wie die Waschfrauen von Anke Schudlich, das Fotografen-Duell von Dieter Smolarczyk, die Polonaise von Volker Frisch oder das Hunderudel von Anke Buschmann bei. Familie Schenk sandte nicht nur Fotos von Alltagsmenschen ein, sondern bestimmte auch den musikalischen Rahmen der Eröffnung: Die Geschwister Lale, Flemming und Leiff Schenk spielten alte und neue Hits auf mehreren Instrumenten.

(RP)
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