Rees "Alltagsmenschen": Erste Anfragen sind schon da

Rees · Gestern installierte Künstlerin Christel Lechner 66 ihrer Figuren in der Innenstadt. Sonntag, 11.30 Uhr, wird die Ausstellung am Markt eröffnet.

 Christel Lechner verfolgt die Aufstellung ihrer 66 "Alltagsmenschen" in Rees. Hier geht gerade die 18-köpfige "Polonaise"-Gruppe am Markt in Position.

Christel Lechner verfolgt die Aufstellung ihrer 66 "Alltagsmenschen" in Rees. Hier geht gerade die 18-köpfige "Polonaise"-Gruppe am Markt in Position.

Foto: mvo

Die "Alltagsmenschen" sind da. Bauhofleiter Andreas Böing und drei seiner Mitarbeiter hatten gestern alle Hände voll zu tun, um die 70 bis 400 Kilogramm schweren Wonneproppen zwischen Froschteich und Rondell zu platzieren und zu sichern. Böing war es auch, der die "Alltagsmenschen" vor einem Jahr in Telgte entdeckte und Kulturamtsleiter Ludger Beltermann darauf hinwies. Dem gefiel die Parallele zur erfolgreichen Ausstellung "Dreißig Figuren - dreißig Standorte", für die der Kölner Künstler Peter Netteisheim im Jahr 2008 in Rees 30 lebensgroße Holzfiguren aufgestellt hatte. Sechs davon sind bis heute in Rees und den Ortsteilen geblieben.

Schon im Oktober erkundete Christel Lechner die Reeser City und entschied, welche ihrer insgesamt 150 Figuren für den Markt, die Promenade oder den Damm geeignet schienen. Gestern gab sie millimetergenaue Anweisungen: "Das Aufstellen ist genauso wichtig wie das Herstellen der Figuren, denn jede Stadt bietet neue Möglichkeiten und Herausforderungen."

Die 23 Standorte, auf die sich die 66 "Alltagsmenschen" und ein "Alltagshund" verteilen, sind alle in städtischem Besitz. Genehmigungen mussten nur eingeholt werden, sobald der Rhein ins Spiel kam. "Leider durfte ich meine drei Surferinnen nicht auf den Kribben im Rhein aufstellen", bedauert Christel Lechner. Kulturamtsleiter Ludger Beltermann versteht das "Nein" der Wasserbehörde: "Es war zu befürchten, dass die Besucher auf die Kribben gehen und diese - aber auch sich selbst - gefährden."

Nun stehen die drei Damen mit Surfbrett an der Fährrampe und müssten erst ab einem bestimmten Hochwasserstand entfernt werden. Der "Schwimmreifenmann", der gestern als erste Figur installiert wurde, fühlt sich dagegen im Froschteich an der Stadtmauer sichtlich wohl. Er hängt an Ketten, damit er sich frei im Wasser bewegen kann. Am Ufer schauen ihm drei "Grazien" zu. Jede Figur sieht anders aus, gemeinsam sind ihnen aber die Pfunde auf den Hüften. "Beleibte Menschen haben etwas Sinnliches", findet Christel Lechner. "Ich komme aus dem Ruhrgebiet und mag die alltäglichen Menschen, die nicht so modisch, schön, schlank und durchoperiert sind."

Sie möchte aber nicht nur "Alltagsmenschen" zeigen, sondern mit ihrer Kunst auch "Alltagsmenschen" erreichen, die nicht in Museen und Galerien gehen. In Städten wie Hamburg, München, Berlin, Amsterdam oder Straßburg ging diese Rechnung auf. Nun hofft Ludger Beltermann, dass die Strahlkraft der Figuren auch den Reeser Fremdenverkehr erblühen lässt. "Uns liegen schon Gruppenbuchungen aus Köln vor", freut sich Beltermann, der seit Monaten auf Reisemessen für die Ausstellung wirbt.

Ursprünglich sollten parallel zu Rees auch in Bremen die "Alltagsmenschen" stehen. Dank knapper Kassen musste die zweite Schlüsselstadt darauf verzichten, wovon die Reeser profitieren: "Statt der 50 Figuren, die geplant waren und in allen Prospekten verzeichnet sind, bekommen wir nun 66 Figuren", sagt Beltermann. Dieser unverhoffte Zuwachs ist Teil eines Preisausschreibens: "Wer uns mitteilt, wo bestimmte Figuren stehen, kann Ende Mai, Juni und Juli jeweils eine von der Künstlerin signierte Figur und andere Preise gewinnen."

(ms)
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