Emmerich Ärztemangel: Situation spitzt sich zu

Emmerich · Warteschlange bis ins Treppenhaus: Wie sich das Thema "Ärztemangel" vor Ort auswirkt, spüren Patienten in Emmerich derzeit durch Grippewelle und den Ausfall eines Vertretungsarztes am eigenen Leib.

 Allgemein sei die Lage in Emmerich noch einigermaßen in Ordnung, sagt Dr. Dorothea Falkson. Doch derzeit gebe es für Patienten einen Vorgeschmack darauf, wie sich der Ärztemangel künftig auswirken wird.

Allgemein sei die Lage in Emmerich noch einigermaßen in Ordnung, sagt Dr. Dorothea Falkson. Doch derzeit gebe es für Patienten einen Vorgeschmack darauf, wie sich der Ärztemangel künftig auswirken wird.

Foto: Markus van Ofern

Das Thema "Ärztemangel" - gerade auch im ländlichen Bereich - ist ein Dauerbrenner. "In Emmerich ist aus meiner Sicht die Situation noch einigermaßen in Ordnung", sagt Dr. Dorothea Falkson, die im Jahre 2006 gemeinsam mit ihrem Ehemann, Dr. Thomas Jaeger, die Praxis von Dr. Ewald Stohr übernahm.

Durch die Grippewelle und auch durch die längerfristige Erkrankung von Ärzten habe sich die Situation aber aktuell zugespitzt. "Die Kapazität unserer Arztpraxen ist ziemlich am Ende. Das bedeutet Stress für die Mitarbeiter, die Ärzte, aber auch für die Patienten", erklärt Dr. Falkson. Bis ins Treppenhaus standen die Patienten an einem der letzten Tage. Und einige der Warteten reagierten sehr ungehalten und unfreundlich. "Wir tun, was wir können, aber Wartezeiten lassen sich nun mal nicht vermeiden."

In Urlaubszeiten und bei Erkrankungen von Ärzten bekommen die Leute einen Vorgeschmack auf das, was sie in Zukunft erwarten könnte. Seitdem das Ärzte-Ehepaar in Emmerich praktiziert, schlossen vier Praxen - Dr. Kaffaff, Dr. Fiedler, Dr. Richter und Dr. Düffel, weil sie keinen Nachfolger hatten. Die Patienten verteilten sich auf die vorhandenen Praxen Drei Arztkollegen sind über 65 Jahre alt, mehrere über 60. Ein Hausarztwechsel wird immer schwieriger, weil manche Ärzte keine Patienten mehr annehmen. In den umliegenden Städten sieht es nicht besser aus, so dass die Patienten der Emmericher Praxen unter anderem auch aus Rees, Bocholt oder Kleve kommen.

Da bei der aktuellen Krankheitssituation die Kapazitäten nahezu ausgeschöpft sind, bitten die Ärzte darum, dass nur Menschen mit akuten Problemen und Beschwerden in die Vertretungspraxis kommen. "Die Patienten werden, so gut es geht, in den laufenden Praxisbetrieb eingefügt", erklärt die Ärztin. Von Vorteil wäre es, wenn sie sich telefonisch voranmelden, dann können Termine vergeben werden für Zeiten, die nicht so überlastet sind. So verkürzen sich die Wartezeiten. Auch eine gute Vorbereitung - beispielsweise bei chronischen Krankheiten eine Liste mit den benötigten Medikamenten und eventuell einen aussagekräftigen Arztbericht mitzubringen - macht den Besuch bei einem "fremden" Arzt einfacher. Durch akute Fälle und manchmal auch durch spontane Hausbesuche bei Notfällen können längere Wartezeiten entstehen. "Das ist naturgemäß nicht planbar. Aber es bringt keinen weiter, wenn die Leute dann anfangen zu schimpfen." Alle Mitarbeiter und Ärzte, für die Vertretungen einen zusätzlichen Arbeitsaufwand bedeuten, wünschen sich hier etwas mehr Verständnis und Gelassenheit von den Patienten. Natürlich werden die mit akuten Krankheitssymptomen schnellstens behandelt.

So manchem Patienten ist nicht bewusst, dass ein Vertretungsarzt nur schlecht chronische Erkrankungen behandeln kann. Ihm fehlen einfach die Unterlagen, denn es gibt keine Datenvernetzung der Praxen untereinander und der Vertretungsarzt hat keinen Zugriff auf Vorbefunde. Dr. Dorothea Falkson empfiehlt, bei geplanten Schließzeiten der eigenen Praxis, beispielsweise in der Urlaubszeit, den Vorrat an Dauermedikamenten aufzustocken, damit man nicht zur Vertretung muss. Denn dort dürfen nur die kleinsten Packungsgrößen verschrieben werden, die aber die gleiche Zuzahlung kosten. Welcher Arzt die Vertretung für den erkrankten Hausarzt übernimmt, wird per Zettel an der Praxistüre oder per Telefonansage bekannt gegeben.

(moha)
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