Emmerich A3-Anwohner fühlen sich verschaukelt

Emmerich · Neuer Autobahnanschluss in Klein-Netterden. Die Betroffenen ärgern sich auch über Versprechungen und Absichtserklärungen, die ihnen gegenüber zwar gemacht, aber bislang nicht eingehalten wurden.

 Der neue Autobahnzubringer bringt viel Verkehr nach Klein-Netterden - und Gefahren, auf die noch nicht reagiert worden ist.

Der neue Autobahnzubringer bringt viel Verkehr nach Klein-Netterden - und Gefahren, auf die noch nicht reagiert worden ist.

Foto: Markus van Offern

Es wird nicht mehr lange dauern, dann ist Emmerich über drei Autobahnanschlüsse erreichbar. Wie gestern berichtet, soll der momentan noch im Bau befindliche Autobahnanschluss Ost voraussichtlich noch vor Weihnachten für den Verkehr freigegeben werden.

Was Wirtschaft und Stadtverwaltung freuen mag, schlägt schon seit Jahren den betroffenen Anwohnern auf den Magen. Denn sie rechnen nicht nur mit allerhand Verkehr, der demnächst direkt vor ihrer Haustüre vorbeirauschen wird. Sie ärgern sich auch über Versprechungen und Absichtserklärungen, die ihnen gegenüber zwar gemacht, aber bislang nicht eingehalten wurden.

Bereits 1995 hatte der Rat im Zusammenhang mit den Planungen für den dritten Autobahnanschluss die Notwendigkeit für eine Ortsumgehung für Klein-Netterden bekräftigt. Noch im Jahr 2008 hatte dies das Rathaus in einer Verwaltungsvorlage ausdrücklich wiederholt. "Davon will aber mittlerweile offenbar keiner mehr etwas wissen", ärgert sich ein Anwohner.

Dass die Anbindung nun über die Netterdensche Straße erfolgt, hält er für absehbar gefährlich. Auch dass das Radwegenetz bislang nicht geschlossen wurde, ist ihm ein Dorn im Auge. Das ist im übrigen ein Punkt, der in der Verwaltungsvorlage von damals ebenfalls ausdrücklich von der Emmericher Stadtverwaltung gefordert wurde - aus Sicherheitsgründen. Nicht geklärt sind bislang auch Fragen der Entschädigung für die Inanspruchnahme von Grundstücken. Zusagen, die nach Angaben der Betroffenen vor Jahren gemacht wurden, seien demnach nicht eingehalten worden.

"Zuerst hatten Vertreter von Straßen NRW Ersatzflächen versprochen, später hieß es, nicht der Landesbetrieb, sondern die Bezirksregierung sei dafür zuständig. Von den Flächen fehlt bislang noch jede Spur", schildert ein Anwohner die Problematik, die vermutlich erst vor Gericht endgültig geklärt werden kann.

Ebenfalls noch nicht vorhanden ist der Lärmschutz. Dabei hatten die Anwohner ein Urteil des Oberverwaltungsgericht Münster erstritten, das ihnen diesen zeitnah zugesprochen hatte. Jetzt sieht es so aus, als ob der Verkehr erst einmal rollen wird, ohne dass sie davor geschützt werden.

Für die Betroffenen sind die jahrelangen Streitigkeiten bitter und auf die Dauer zermürbend. Als zusätzlichen Hohn empfanden sie, dass der Landesbetrieb Straßen NRW die Netterdensche Brücke abreißen und neu bauen ließ. Ein Alternativvorschlag, die Autobahn über die Budberger Brücke zu erschließen, war aus Kostengründen abgelehnt worden, weil dort eine neue Brücke hätte gebaut werden müssen, wie argumentiert wurde. Die Anwohner vermissen auch Unterstützung seitens der Stadt. "Die lässt uns im Regen stehen, vermutlich, weil wir für die nur ein paar Hansel sind", kritisiert einer. "Wir erhalten hier keinerlei Hilfe."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort