Emmerich 20 Unfalltote 2015 auf den Straßen im Kreis

Emmerich · Zu den meisten Verkehrsunfällen kommt es immer noch wegen zu hohen Tempos. Die Benutzung eines Mobiltelefons am Steuer eines Fahrzeuges ist laut der Statistik der Polizei oft Ursache für Unglücke.

 Bei diesem Unfall am Asperberg in Goch am 21. August 2015 wurde der Fahrer schwer verletzt.

Bei diesem Unfall am Asperberg in Goch am 21. August 2015 wurde der Fahrer schwer verletzt.

Foto: Schulmann

Das Risiko, als Einwohner des Kreises Kleve an einem Unfall beteiligt zu werden, ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. Dafür wurden einige Menschen mehr bei einem dieser Unfälle verletzt: sehr viele leicht (818), 273 schwer (was stationären Krankenhausaufenthalt bedeutet), 20 kamen auf den Straßen des Kreises ums Leben. Darüber informierten gestern Landrat Wolfgang Spreen als Chef der Kreispolizeibehörde und Polizeibeamte.

Wolfgang Tühl als Leiter der Direktion Verkehr bei der Kreispolizei übernahm den Großteil der Ausführungen, gelegentlich unterstützt vom leitenden Polizeidirektor Günter Lange und Simone Eerden als Projektleiterin "Crashkurs". Pressesprecher Manfred Jakobi stellte das Engagement der Kollegin in den Vordergrund, denn die Sensibilisierung junger Menschen gegenüber den Gefahren zu schnellen Fahrens ist eine der Hauptaufgaben der Polizei. Dicht gefolgt vom Kampf gegen das Handy oder Smartphone am Steuer. Insbesondere das Nachrichten-Schreiben und -Lesen gilt als lebensgefährlich; beim Schreiben einer SMS steige das Unfallrisiko um das 28-fache. 2700 "folgenlose" Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer habe die Polizei im Kreis 2015 festgestellt und geahndet. Zwar konnte der Handygebrauch bei nur zwei Unfällen (ohne Tote) nachgewiesen werden, es sei aber nach einem Unfall kaum möglich, festzustellen, ob ein Mobilfon eine ursächliche Rolle spielte. Dies im Einzelfall zu untersuchen wäre viel zu aufwendig, so Thül. "Keine Nachricht kann so wichtig sein, dass dafür Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden", merkte der Landrat an und lobte Radiospots und den Flyer zum Thema "Kopf hoch - bevor Dein Blindflug tötet".

Im Vergleich zu den 70er Jahren, als es in Pkw noch keine Rückhaltegurte gab und die Insassen eines Autos schon bei kleineren Unfällen oft durch die Frontscheibe katapultiert wurden, ist die Anzahl bei Verkehrsunfällen Getöteter stark zurückgegangen. Aber jeder Einzelne ist zuviel, und deshalb versucht die Statistik, besonders gefährdete Personenkreise zu benennen und nachzuschulen.

Bei den jungen Fahrern bis 24 kommt hinzu, dass sie sehr häufig auch Verursacher von Unfällen sind, weil sie zu schnell fahren, sich selbst überschätzen und bei Alterskameraden Eindruck schinden wollen. Besonders viele tödliche Unfälle ereigneten sich in Goch, Weeze und Straelen (je drei Opfer), in Kalkar, Kleve und Kevelaer kamen jeweils zwei Menschen ums Leben. Ein Kind war "zum Glück", wie die Beamten anmerkten, nicht dabei, wohl aber drei Senioren und gleich fünf junge Erwachsene. Neun "Baumunfälle", ein Mal glatter Untergrund und vier tödliche Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaft (als Radfahrer, Fußgänger und Mopedfahrer) wurden verzeichnet. In vier Fällen sei die Hauptursache zu hohe Geschwindigkeit gewesen.

Froh ist die Polizei darüber, dass deutlich weniger Jugendliche verunglücken, woran auch das Projekt "Crashkurs", das durch eindringliche Geschichten zum Nachdenken anregen soll, seinen Anteil habe. 337 Radfahrer wurden verletzt (2014: 366), 129 Kinder kamen zu Schaden, die meisten nur leicht. Kein Kind kam 2015 bei einem Verkehrsunfall im Kreis ums Leben.

Einmal mehr erinnerten die Polizeibeamten daran, immer geeignete Rückhaltesysteme zu nutzen - und Helme für Radfahrer. Sowohl Radfahrtraining als auch die Kontrolle der Schulwege seien intensive Tätigkeitsfelder der Polizei. Ältere Verkehrsteilnehmer profitieren von Rollator-Training und der Vermittlung von (zum Teil geänderten) Verkehrsregeln.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort