Emmerich 125 Jahre Aussichtsturm Kleve

Emmerich · 88 Stufen führen hinauf auf die Aussichtsplattform 121 Meter über Kleve. 106 Meter misst der Klever Berg mitsamt dem Plateau, auf dem der 15 Meter hohe Turm steht. Er feiert am 9. Juli mit einem großen Fest Geburtstag.

Emmerich: 125 Jahre Aussichtsturm Kleve
Foto: Matthias Grass

Der Aussichtsturm hat Geburtstag: 125 Jahre alt wird der Backsteinbau oben auf dem Klever Berg. Erst vor zwei Jahren wurde das Denkmal aufwendig von der Stadt für 270.000 Euro restauriert, bekam eine komplett neue Kanzel, durch deren Tür man ins Freie tritt: Auf den Rundgang oben in Gipfelhöhe der Bäume. Noch bis vor wenigen Jahren bot sich das prächtige Panorama der Stadt von Stiftskirche und Burg, von den Dächern der Häuser. Heute blickt man in die Wipfel der Bäume und über die Niederung hinweg auf Hochelten und die Emmericher Rheinbrücke.

1892 baute der Klever Unternehmer Ihne - sein Name ist im unteren Fundament verewigt - den Turm, weil man von dem Podest die Stadt nicht mehr sehen konnte. Die Bäume waren zu hoch geworden. Schon 1859 gab es erste Pläne, die aber erst 33 Jahre später umgesetzt wurden (nicht untypisch für Kleve).

Der Bau, der im Grunde nur eine Wendeltreppe mit Backsteinmauer ist, wurde zur Klever Kirmes im Juli 1892 eingeweiht. Und zur Zeit der Klever Kirmes wird jetzt auch Geburtstag gefeiert: Am 9. Juli wird um 15 Uhr Bürgermeisterin Sonja Northing über den Turm sprechen und die große Turm-Fete eröffnen. Organisiert hat die Feier das Turmteam, das vor wenigen Jahren die Gastwirtschaft unterm Turm gekauft hat, um den Treffpunkt 106 Meter über Kleve neu zu beleben, hier Kunst und Kommerz mit Essen zu verbinden: Mechtild Janßen, Barbara Jacobs und Bruno Schmitz kauften die Gaststätte und bauten sie um. Zum Fest gibt's Musik von Elli und Tina. Erstere gewann vor 13 Jahren "Deutschland sucht den Superstar", zweitere kam ins Finale des deutschen Rock&Pop-Preises und ist gebürtige Materbornerin. Beide unterrichten zudem an einer Realschule in der Domstadt.

Der jetzige Pächter wird ab sofort samstags und sonntags in das wunderbare Gartenlokal ab 15 Uhr einladen: "Die Stadt hat das rund um den Turm alles sehr schön saniert, sie hat auch das alte Geländer von 1892 saniert und in englischgrün gestrichen neu aufgestellt", sagt Schmitz. Der Kulturmanager, auch Kabarettist der Kölner Stunksitzung, hat seine eigene Lesart der Geschichte: Bis 1701 sei das der Galgenberg gewesen. "Hier wurde gehängt, gerädert und gevierteilt", sagt Schmitz. 1662 sei der letzte Verbrecher gerichtet worden, bei bester Aussicht auf die Stadt. Doch dann kam Kurfürst Friedrich III., der spätere König von Preußen, 1691 von der Schwanenburg auf das Plateau und befand: "Geiler Blick über Kleve und Niederrhein. Hier möchte ich einen Aussichtspunkt. Weg mit dem Galgen", wie Schmitz die wohl gesetzten Kurfürsten-Worte übersetzt. Der Galgen wurde verlegt, eine Linde gepflanzt, um die eine Bank gestellt wurde. Bis die Bäume so hoch gewachsen waren, dass man nichts mehr sehen konnte und der Turm gebaut wurde. Heute möchte Schmitz die Bäume am liebsten kappen.

(mgr)
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