Duisburg Zusammenleben kann ganz einfach sein

Duisburg · Beim Weltkindertag im Innenhafen rückten viele aktuelle Probleme in den Hintergrund. Gestern kam es für die jungen Besucher vor allem darauf an, viel Spaß zu haben,

 Mit musikalischer Live-Begleitung Möhren schälen - das ist wohl nur beim Weltkindertag-Fest im Innenhafen möglich, zu dem gestern die Besucher in Scharen strömten.

Mit musikalischer Live-Begleitung Möhren schälen - das ist wohl nur beim Weltkindertag-Fest im Innenhafen möglich, zu dem gestern die Besucher in Scharen strömten.

Foto: Andreas Probst

Eigentlich müsste ja jeden Tag "Weltkindertag" gefeiert werden. Die Vereinten Nationen haben sich den 20. September dazu gewählt. Am Innenhafen wurde der Tag gebührend gefeiert: Rund 30 000 große und vor allem kleine Besucher werden es nach Schätzungen von Jugendamtsleiter Holger Pethke wohl gewesen sein, die gestern zwischen 11 und 18 Uhr ihren Sonntagsspaziergang an den Innenhafen verlegten.

"Kinder willkommen" lautete das Motto - und sie kamen in Scharen. Parkplätze rund um den Innenhafen gerieten da schnell zur Mangelware. Organisator Levent Tomicki und sein Team hatten fast 100 Ständen ihren Platz auf dem Gelände entlang der alten Stadtmauer zwischen dem Internationalen Zentrum und dem Garten der Erinnerung zugewiesen. Die etwa 400 Helfer der teilnehmenden Vereine, Verbände, Unternehmen und Organisationen hatten bereits am Samstag mit dem Aufbau begonnen und teils die Nacht dort verbracht, um am nächsten keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

"Die Situation der Kinder in Duisburg ist nicht viel anders als die in anderen Städten", sagte Holger Pethke. Eine besondere Herausforderung stelle allerdings die Tatsache dar, dass sich unter den ankommenden Flüchtlingen eine wachsende Anzahl von unbegleiteten Kindern und Jugendlichen befinde. Waren es anfangs noch durchschnittlich 25, stieg die Zahl aktuell auf 75. "Ich gehe demnächst von rund 100 aus", so Holger Pethke.

Dabei seien die Hilfsangebote aus der Bevölkerung ebenfalls steigend. Auch meldeten sich mehr Familien, die bereit seien, Kinder aufzunehmen. "Die Kinder und Jugendlichen sind oftmals aber stark traumatisiert und benötigen professionelle Unterstützung", erklärt Dirk Franzmann, Sachgebietsleiter des Pflegekinderdienstes beim Jugendamt der Stadt. "Solche Kinder und Jugendliche aufzunehmen ist eine große Herausforderung für eine Pflegefamilie", ergänzt Holger Pethke.

Ungeachtet dieser Probleme zeigten am Sonntag Tausende von Kindern, wie einfach zusammenleben sein kann: Sie tobten gemeinsam über Hüpfburgen, spielten Theater, tanzten auf der Bühne und lachten sich schief, als Bürgermeister Volker Mosblech (CDU) die offizielle Eröffnung nach einem tiefen Zug aus einem mit Helium gefüllten Luftballon mit piepsiger Stimme begann. Er bedankte sich vor allem bei den vielen freiwilligen Helfern, die die Veranstaltung überhaupt erst möglich machen. Und von der Moderatorin befragt, was denn sein ganz großer Traum sei, sagte er: "Dass alle Menschen friedlich zusammenleben."

Wie das gehen kann, demonstrierten die kleinen Besucher beim Basteln, Torwandschießen, beim Trommelworkshop und Stockbrotbacken über dem Grill. Mit großen Augen und offenen Mund bewunderten sie die Akrobaten, die mit brennenden Keulen in der Mittelalter-Arena jonglierten, während tausende Seifenblasen vom Wind über den Platz getrieben wurden. Erschöpfte Eltern und Großeltern nutzten die Imbiss-Stände oder das Eltern-Café für eine Zwischenmahlzeit und eine kurze Pause, bevor es in die nächste Runde ging.

Die Veranstaltung am Weltkindertag bietet Eltern aber auch die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme mit Einrichtungen der Jugendhilfe oder den Vereinen - ob es nun um Fragen zu einem Kita-Platz ging oder um ein erstes Info-Gespräch, dem vielleicht eine helfende Beratung in nächster Zeit folgen wird.

(RP)
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