Interview mit Oberbürgermeister Sören Link Zufrieden mit dem bislang Erreichten

Duisburg · Oberbürgermeister Link hätte sich zwar manchmal mehr Tempo gewünscht, doch seit seinem Amtsantritt sei es gelungen, die Vorarbeiten für viele Projekte zu erledigen, die nun umgesetzt werden könnten.

Interview mit Oberbürgermeister Sören Link: Zufrieden mit dem bislang Erreichten
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Was wünscht sich der Oberbürgermeister für seine Stadt in 2016?

Link Ich wünsche mir, dass die guten Vorarbeiten, die wir in diesem und im vorigen Jahr geleistet haben, im kommenden Jahr sichtbare Erfolge zeigen. Das ist nicht nur Traum oder Wunsch. Ich bin sicher, dass wir das 2016 auch hinkriegen. Wenn ich aus dem Fenster blicke, schaue ich auf die ehemalige Berufsschule. Beim Mercatorquartier sind die Archäologen freudestrahlend beim Buddeln und graben Scherben aus der Gotik aus. Im Januar geht der Abriss der Schulgebäude los, und dann sieht jeder, dass dort was passiert. Auch am Bahnhof passiert ab kommendem Jahr noch so einiges.

Warum haben denn die Vorbereitungen für diese lang geplanten Projekte so lange gedauert?

 Weithin sichtbar: An der ehemaligen Schule gegenüber vom Rathaus kündigen Hinweisschilder seit einigen Tagen von dem baldigen Abriss des Gebäudeensembles, an dessen Stelle das Mercatorquartier gebaut werden soll.

Weithin sichtbar: An der ehemaligen Schule gegenüber vom Rathaus kündigen Hinweisschilder seit einigen Tagen von dem baldigen Abriss des Gebäudeensembles, an dessen Stelle das Mercatorquartier gebaut werden soll.

Foto: Christoph Reichwein

Link Es gibt verschiedene Gründe. Beim Mercatorquartier haben wir zeitig unsere Hausaufgaben gemacht. Aber hier sind wir abhängig von Fördermitteln, um weitermachen zu können. Beim Hauptbahnhof ist alles etwas schwieriger. Die Vorbereitungen der ehemaligen Innenstadtentwicklungsgesellschaft waren nicht so doll, so dass wir den gesamten Planungsprozess noch mal beginnen mussten, ein sehr komplexes Thema. Wir haben hier die Bahnhofsplatte, die Mercatorstraße, das Kriegergelände und die einzelnen Bauobjekte am Bahnhof, die teilweise schon stehen. Außerdem noch den Bahnhof selbst, in dem die Deutsche Bahn ab 2017 die Gleisüberdachungen erneuern will. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass es schneller gegangen wäre. Die Arbeiten in der Verwaltung laufen auf jeden Fall besser, als das noch vor drei Jahren der Fall gewesen ist. Das ist positiv. Man darf auch nicht vergessen, dass hier an vielen verschiedenen Projekten gleichzeitig gearbeitet wird.

Apropos Krieger: Hat Herr Krieger Ihnen gegenüber signalisiert, wann er mit dem Bau seines Möbelzentrums beginnen wird?

Link Wir stehen mit Herrn Krieger in regelmäßigem Austausch. Wann er in Duisburg bauen wird, kann ich nicht sagen. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und Planungs- und Baurecht geschaffen. Er kann also anfangen. Wann er das für sich als sinnvoll erachtet, das weiß ich nicht. Es handelt sich um eines der Filetgrundstücke Duisburgs, und da würde ich mir natürlich wünschen, dass es schnell bebaut wird.

Ein Filetgrundstück hat Duisburg auch in Hamborn, wo das FOC geplant ist - oder nicht mehr? Glauben Sie noch an die Realisierung?

Link Wir arbeiten zielorientiert die Ratsaufträge ab, auch den zum FOC. Wir sind auf den letzten Metern. Sollte es nicht gehen, werden wir uns mit den weiteren Entwicklungsmöglichkeiten für das alte Hallenbad und die Rhein-Ruhr-Halle beschäftigen.

Das größte Thema in diesem Jahr war mit Sicherheit die Flüchtlingswelle. Mit einem erstaunlichen Kraftaufwand hat es die Stadt geschafft, rund 5000 Asylsuchende unterzubringen. Aber nach neuesten Zahlen hat Duisburg seine Quote nicht erfüllt. Wie kann das?

Link Die Landesregierung weist uns über die Bezirksregierung die Asylsuchenden zu. Wir melden Kapazitäten und stimmen uns mit der Bezirksregierung ab. Wenn es zu wenige waren, dann ist in erster Linie Handlungsbedarf beim Land, nicht bei uns. Wir bringen alle Menschen unter, die uns zugewiesen werden. Wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, neue Quartiere zu bauen. Das ist wegen der vielen gesetzlichen Auflagen nicht ganz so einfach Das deutsche Baurecht scheint nicht für Krisenzeiten gemacht zu seien. Wir sind da nicht flexibel genug.

Gehen Sie davon aus, dass im kommenden Jahr erneut tausende Flüchtlinge kommen werden?

link Ja. Und die Probleme werden dadurch noch größer. Die Asylsuchenden haben ein Recht zu erfahren, ob sie eine dauerhafte Bleibeperspektive haben. Aber die Verfahren dauern viel zu lange, da muss der Bund besser werden. Dadurch werden Plätze blockiert, die wir dringend benötigen. Außerdem bin ich sicher, dass das ganz große Thema noch kommt, nämlich die Integration der Flüchtlinge. Davor stehen wir jetzt noch mit relativ großen Augen. Wir versuchen hier aber schon, uns dafür aufzustellen. Aber um diese Aufgabe zu bewältigen, brauchen wir die Unterstützung durch das Land, den Bund und die Ehrenamtler. Die Integration wird mit Sicherheit viel teurer werden als das, was wir bislang in die Unterbringung investiert haben.

Beim Thema Integrataion kommt man nicht umhin, auf Marxloh zu schauen. Der Stadtteil hat ja in diesem Jahr vielfach Schlagzeilen gemacht. Hat Sie das gewundert?

Link Nein, aber es hat mich geärgert, weil Scheindebatten geführt wurden. Wir haben in Duisburg keine No-go-Areas, weder in Marxloh noch anderswo. Wir haben Stadtteile mit Problemen, aber das ist schon lange bekannt. Wir leisten hier gute Arbeit, aber zwischendurch gibt es auch Tiefschläge. Wir kümmern uns darum und machen das sehr strukturiert. Wir arbeiten unsere Baustellen ruhig und seriös ab. Man darf nicht verkennen, dass wir über Stadtteile reden, wie es sie in allen deutschen Großstädten gibt. Und ich ärgere mich, wenn Duisburg dann immer als schlechtes Beispiel herhalten muss.

Duisburg verliert Einwohner. Sind sie zufrieden damit, wie die Planungen der neuen Baugebiete im Duisburger Süden laufen?

Link Wir müssen Planungsrecht schaffen, und das dauert. Wir haben im Süden mehrere sehr große Areale in Bearbeitung, neben den Angerbogen beispielsweise ist auch in Hochfeld mit dem Projekt Wohnen am Rhein, an der Masurenallee und - ein kleineres Projekt - die Bebauung an der Lüderitzallee. Wir müssen aufpassen, dass wir die vernünftig getaktet an den Markt bringen in 2017, 2018 und 2019. Die Lüderitzallee wird vermutlich am einfachsten und schnellsten klappen. Danach müssen der Angerbogen kommen und die Entwicklung am Masurensee, zum Schluss dann auch noch Hochfeld an den Rhein. Ich drücke da aufs Tempo, weil wir dringend mehr finanzkräftige Einwohner brauchen.

In gut zwei Jahren werden Sie bei der OB-Wahl dafür gerade stehen müssen, was funktioniert hat und was nicht. Macht Sie das nervös?

Link Nein. Ich bin durchaus zufrieden mit dem, was wir bislang abgearbeitet haben, auch wenn davon einiges erstmal hinter den Kulissen passierte. Aber jetzt sind wir gut genug aufgestellt, um auch vor den Vorhang zu treten. Die großen Bauprojekte sind auf den Weg gebracht. Und wir werden alle im kommenden Jahr viele Kräne und Bagger sehen, wenn wir im Rahmen der Investitionsoffensive über 80 Millionen Euro in die Stadt investieren. Viele Straßen und Plätze in der Stadt werden schöner werden. Ich liebe diese Stadt und ich arbeite mit vollem Einsatz für sie. Und ich hoffe, die Bürger werden mir bei der nächsten Wahl das Mandat dafür erteilen, diesen Weg weiter zu gehen.

(RP)
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