Duisburg Zu wenig Plätze im Frauenhaus Duisburg

Duisburg · Fast 400 Anfragen schutzsuchender Frauen musste das Duisburger Frauenhaus im vergangenen Jahr ablehnen. In 93 Prozent der Fälle waren die neun Appartements voll belegt. Finanziell geht nichts ohne Sponsoren.

 Die Zahl von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, wird nicht geringer.

Die Zahl von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt werden, wird nicht geringer.

Foto: Pixabay/Mike Michel

Karin Bartl lehnt Anfragen nur ungern ab. Die 43-jährige Leiterin des Duisburger Frauenhauses kennt die Sorgen der Frauen, die in ihrer Einrichtung Schutz suchen, nur zu gut. 2010 hatte Karin Bartl hier 2010 als Praktikantin angefangen, inzwischen hat sie die Leitung übernommen.

Gestern gab sie eine kleine Bilanz des Frauenhauses im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März. "2017 hatten wir 58 Frauen und 64 Kinder untergebracht, im Jahr davor waren es noch 76 Frauen mit 92 Kindern gewesen. Das bedeutet aber nicht, dass der Bedarf geringer geworden ist." Im Gegenteil: Die gesunkene Fallzahl hat auch etwas damit zu tun, dass die Verweildauer von 37 auf 54 Tage deutlich anstieg. Dass die Frauen länger bleiben mussten, lag nicht zuletzt daran, dass immer häufiger Migrantinnen mit einem befristeten Aufnahmestatus Schutz suchten. "Wer nur ein Bleiberecht für drei Monate vorzuweisen hat, findet keinen Vermieter", sagt Karin Bartl.

 Karin Bartl, Leiterin des Duisburger Frauenhauses, will den Opfern zu einer Perspektive verhelfen.

Karin Bartl, Leiterin des Duisburger Frauenhauses, will den Opfern zu einer Perspektive verhelfen.

Foto: Mike Michel

Der Anteil schutzsuchender Frauen mit Migrationshintergrund stieg von 57 Prozent im Jahr 2016 auf 64 Prozent im vergangenen Jahr. "Das liegt daran, dass Frauen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ein viel größeres soziales Netzwerk aufbauen konnten als die, die erst seit kurzem in Deutschland sind", berichtet die Leiterin. Täter waren 2016 in erster Linie die Ehemänner, gefolgt von den Lebenspartnern. 2017 waren es dann vermehrt auch Eltern, die mit dem Partner ihrer Tochter nicht einverstanden waren oder sie gar zwangsverheiraten wollen. "Unser Ziel ist es, den Opfern wieder eine Perspektive zu bieten", sagt Karin Bartl. Häufig gelingt dies auch. Eine eigene Wohnung, ein Schul- oder Kitaplatz für die Kinder, ein neues, eigenes Leben - das wäre in vielen Fällen das beste für die Schutz suchenden Frauen.

Die Frauen sind meist zwischen 26 und 40 Jahre alt, die Kinder in den meisten Fällen jünger als fünf Jahre. Zwei Sozialarbeiterinnen kümmern sich um die Frauen, beraten, helfen gehen mit zu Behörden und versuchen alles, um wieder stabile Lebensverhältnisse herzustellen. Häufig müssen die Opfer auch erst lernen, einen eigenen Haushalt zu führen. Eine Erzieherin befasst sich mit den - oftmals traumatisierten - Kindern. Zwei Hauswirtschafterinnen komplettieren das Team, dessen Personalkosten zu 52 Prozent durch einen Zuschuss des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung gedeckt werden. 48 Prozent übernehmen Sponsoren wie die Sparkasse Duisburg. Darüber hinaus gibt es eine Kooperation mit der Duisburger Tafel. "Einmal in der Woche kochen wir dann zusammen mit den Zutaten der Tafel", berichtet Karin Bartl.

Vielfach müssen sich die Opfer vor ihren Peinigern regelrecht verstecken. Deshalb bleibt die Adresse des Frauenhauses geheim, die GPS-Ortung des Smartphones wird deaktiviert, um nicht aufgespürt werden zu können. Um nicht auf der Straße zufällig angetroffen zu werden, kommen die Frauen im Duisburger Frauenhaus meist aus anderen Städten. Karin Bartl wünscht sich mehr Kapazitäten. Gerade im Ruhrgebiet, in Düsseldorf oder Köln sind die Einrichtungen völlig überlaufen. Geld- und Sachspenden wie Kleidung und Hausrat werden immer benötigt.

Karin Bartl kommt mit der auch psychisch nicht immer leichten Betreuung gut klar: "Mitfühlen ja - aber Mitleiden kommt für uns nicht in Frage. Das würde uns nur blockieren."

(RP)
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