Duisburg Zu Unrecht vergessener Widerstandskämpfer

Duisburg · Andreas Kollender hat sich mit der wahren Lebensgeschichte von Fritz Kolbe auseinandergesetzt.

Fritz Kolbe war in den 1940er Jahren ein mutiger Widerstandskämpfer, der zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Jetzt hat der gebürtige Duisburger Andreas Kollender einen (Kriminal-)Roman geschrieben, in dem er Fakten und Fiktion verbindet. Die Geschichte um Fritz Kolbe berührt, fesselt und bleibt im Gedächtnis.

Von Anfang an lehnte Fritz Kolbe das nationalsozialistische Regime ab und wurde nie Parteimitglied. In seiner Funktion als Vizekonsul in Kapstadt stellte er 1938 regelwidrige Pässe aus, um deutschen Flüchtlingen die Heimkehr nach Deutschland zu ersparen. Als er zurück nach Berlin beordert wird, reift in ihm der Entschluss, dass nur eine militärische Niederlage Hitlers Herrschaft beenden würde. Zu seiner Motivation sagte er in einem Interview: "Mein Bestreben war, den Krieg abzukürzen, den Unglücklichen in den KZs weiteres Leiden ersparen zu helfen."

Als Beamter im Auswärtigen Amt schmuggelte er ab 1943 Aktenmaterial in die Schweiz und übergab den Amerikanern rund 1600 Dokumente. Dabei setzte er sein Leben aufs Spiel. Durch ihn erfahren die Alliierten u. a. von der geplanten Ermordung der Juden in Rom, von der Deportation der Juden in Ungarn und von einem Nazi-Spitzel im Umfeld des US-Vizepräsidenten. Zudem lieferte Fritz Kolbe ihnen den genauen Lageplan von Hitlers Hauptquartier, der sogenannten Wolfsschanze.

Nach dem Krieg wurde ihm sein lebensgefährlicher Einsatz nicht gedankt. Er galt als "Vaterlandsverräter" und ihm wurde die Wiederanstellung im Auswärtigen Amt verwehrt. Erst 2004 würdigte der damalige Außenminister Joschka Fischer seine Verdienste und benannte einen Veranstaltungsraum nach ihm: den "Fritz-Kolbe-Saal". Da war Fritz Kolbe, der 1971 in Bern starb, schon 33 Jahre tot.

Der Duisburger Autor Andreas Kollender hat mit seinem Roman "Kolbe" diesem mutigen Mann ein literarisches Denkmal gesetzt. Kollender bringt dem Leser den Menschen Fritz Kolbe näher. Eindringlich beschreibt er die Gefahren, denen Kolbe bei jeder Dokumentenübergabe an die Amerikaner in der Schweiz ausgesetzt ist, und lässt uns teilhaben an einer großen Liebe, die Kolbe durchhalten lässt, als er im Grunde schon nicht mehr die Kraft dazu hat.

Andreas Kollender: KOLBE. Klappenbroschur, 448 Seiten, 16,99 Euro ISBN: 978-3-86532-489-4.

(RP)
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