Duisburg Zehn Jahre Kunst im Privathaushalt

Duisburg · Das private Kunst-Happening "private Home" hat inzwischen längst Kult-Status. Es gibt sowohl anspruchsvolle als auch eher "trashige" Kunst zu bewundern.

 Eine schreiende Couch und ein extravagantes Möbelstück, angeblich aus Menschenhaut - diese und andere Skurrilitäten machen aus der Kunstaktion etwas ganz Besonders.

Eine schreiende Couch und ein extravagantes Möbelstück, angeblich aus Menschenhaut - diese und andere Skurrilitäten machen aus der Kunstaktion etwas ganz Besonders.

Foto: Elisabeth Höller

Erschöpft, aber zufrieden, saß Hausbewohnerin und Künstlerin Ulrike Waltemate am vergangenen Samstag vor ihrer Eingangstür zur Juliusstraße 18, bevor die Vernissage zum diesjährigen "public Home" offiziell begann. 15 Kästen Bier und massig Käse hatte sie eingekauft, um das Jubiläum an diesem Wochenende gebührend zu feiern. Dazu kamen noch Kaffee und viele leckere selbstgebackene Kuchen. Viel Liebe zum Detail, viel persönliches Engagement und viel teils anspruchsvolle bis trashige Kunst bietet seit nunmehr zehn Jahren das private Kunst-Happening dort, das inzwischen Kultstatus genießt.

Neben den Hausbewohnern Waltemate und Peter Steinebach, seines Zeichens Objektkünstler und Musiker, gesellten sich diesmal weitere zwölf Künstler hinzu, Neun davon waren sogar zum ersten Mal dabei: Klaus Brüggenwerth, Barbara Deblitz, Luise Hoyer, Günter Kühn, Regine Strehlow-Lorenz, Claudia Thümler, Petra Wichmann, Barbara Wolf-Meyer und Christian Wilke. Elisabeth Höller, die zu den Gründern von "public home" zählt und seit 2006 ununterbrochen mitmacht, Susan Feind und Martin Gensheimer komplettierten die diesjährige Künstler-Riege. Die Video-Künstlerin Elisabeth Höller war sogar mit drei Kunstwerken vertreten, und zwar im Keller, in der Küche und in der Dachgeschosswohnung.

Dort gab es über Monitor ein Video mit Brummkreiseln zu sehen. Diese hatte sie eigens für ihre Arbeit angeschafft und pfiffig-witzig audio-visuell in Szene gesetzt. Gleich nebenan war Claudia Thümler, die Vize-Chefin des Lehmbruck-Museums, untergebracht, die eine aus dem Fenster hängende, bis knapp über den Erdboden reichende, unten zusammengeknotete Lametta-artige Installation zeigte und beim Betrachter Assoziationen zu Rapunzel oder der Lorelei auslöste. In einem weiteren Raum dort oben hatte Luise Hoyer ein Sofa aufgestellt, das beim Hinsetzen fünf verschiedenartige Schreigeräusche auslöste. Doch damit nicht genug: Hoyer legte einen originalgetreuen Zeitungsausschnitt - so sah er jedenfalls aus - auf die Couch, der eine Meldung enthielt, nach der Friedensaktivisten in London beim Luxusmöbelhersteller "Aristo Hobbes" einen grausigen Fund gemacht haben sollen. Der Hersteller sollte nämlich der Zeitung zufolge seit dem 19. Jahrhundert sogenannte "Leviathan-Sitzmöbel" aus Menschenhaut hergestellt haben. Doch Gott sei Dank war es eine "Zeitungsente", als erstunken und erlogen.

Im Treppenhaus waren sowohl Fotos von Petra Wichmann unter dem Titel "Verdichtung" zu sehen, als auch eine schienenartige Fotostrecke von Klaus Brüggenwerth zum Thema "Expeditionen ins Emscherland". Während der Eingangsbereich mit zig Hühner-Fotografien von Susan Feind ausgestattet war ("Ich fotografiere nicht einfach nur meine Hühner, sondern ich möchte den Menschen das Huhn wieder näher bringen"), hatte Martin Gensheimer im angrenzenden Nebenzimmer so genannte Autozeichnerei ausgestellt.

Diese Zeichnungen hatte Gensheimer einst auf einem dreistündigen Fußweg von Duisburg nach Oberhausen angefertigt. Sie wurden jetzt unter dem Titel "Meisterwerk der Autozeichnerei zu korrekten Preisen" erstmals gezeigt. Pro Bleistift-Millimeter berechnete er einen Cent, so dass die Kunstwerke zwischen 1,77 Euro und 40,07 Euro kosteten. So war für jeden Geldbeutel bei "public home" etwas dabei.

(O.R.)
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