Duisburg Wunderhorn-Experiment

Duisburg · Im zweiten Philharmonischen Konzert führten der Tenor Christoph Prégardien und die Duisburger Philharmoniker unter der Leitung von GMD Jonathan Darlington Werke des vor 150 Jahren geborenen Gustav Mahler auf.

Soviel Mahler war selten: Nur wenige Wochen nach der ersten Sinfonie im ersten Philharmonischen Konzert und der Federführung bei der achten Sinfonie "der Tausend" standen nun auf dem Programm der Duisburger Philharmoniker im zweiten Philharmonischen Konzert in der Duisburger Philharmonie Mercatorhalle ausschließlich Werke des vor 150 Jahren geborenen Komponisten, nämlich fünf Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn" und die fünfte Sinfonie.

Wie berichtet, ist der prominente lyrische Tenor Christoph Prégardien in der neuen Saison Duisburgs "Artist in Residence". Das Experiment mit den "Wunderhorn"-Liedern ging auf, denn seine baritonal gefärbte und äußerst präzise Stimme erscheint wie geschaffen für diese Musik. Ganz zu schweigen davon, dass er den vielschichtigen Inhalt der Lieder mühelos herüberbringt, vom zarten "Urlicht", das in der zweiten Sinfonie dann für die Stimme des naiven Glaubens steht, bis zum bitteren Anti-Kriegs-Lied "Revelge".

Große Mahler-Kompetenz

Nur das "Rheinlegendchen" ("Bald gras' ich am Neckar / bald gras' ich am Rhein") wirkte hier etwas fahrig, was aber eher am Dirigenten lag. Dabei bewiesen Generalmusikdirektor Jonathan Darlington und die Duisburger Philharmoniker insgesamt wieder einmal ihre große Mahler-Kompetenz, mit viel Sinn für das sprechende Detail und für farbig instrumentierte Fresken. Das zeigte sich natürlich besonders eindrucksvoll in der fünften Sinfonie, mit der Gustav Mahler damals seine skeptische "Wunderhorn"-Phase überwand und zu einer ganz neuen Qualität vordrang (auch wenn er darin noch das Kritiker-Iah aus dem "Lob des hohen Verstandes" zitiert, das auch hier in der ersten Hälfte des Konzerts erklungen war). Das alte Sinfonien-Motto "Durch Nacht zum Licht" hat in diesem Werk eine besonders monumentale Ausprägung gefunden. Privater Hintergrund war, dass Mahler während der Arbeit an der fünften Sinfonie Alma Schindler kennenlernte und heiratete.

Im Philharmonischen Konzert merkte man dem Dirigenten und vor allem dem Orchester die Freude an, diese komplexe Partitur zum Leben zu erwecken. Wir wollen aber nicht verschweigen, dass man sich auch etwas mehr pathetische Übertreibung hätte vorstellen können, von der Verzweiflung im einleitenden Trauermarsch bis zum Übermut im Rondo-Finale. Der Abend wurde vom Westdeutschen Rundfunk live übertragen und zugleich für eine CD-Produktion mitgeschnitten.

(RP)
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