Duisburg "Willkommenskultur hat hier ein Gesicht"

Duisburg · Heute kommen die ersten 50 Asylbewerber in Neumühl an. Sie werden im frisch renovierten ehemaligen Schwestern-Wohnheim des St.-Barbara-Hospitals leben. Die RP hat sich dort umgesehen.

 Mitarbeiterin Corinna Bartl lässt das komplette Geschirr des Hauses in der Spülmaschine reinigen.

Mitarbeiterin Corinna Bartl lässt das komplette Geschirr des Hauses in der Spülmaschine reinigen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Alles ist blitzblank, und die Betten sind bezogen. "Die Flüchtlinge, die zu uns kommen, haben oft alles zurückgelassen", erklärt Zehra Yilmaz, die Leiterin der Einrichtung. "Sie haben ihre Heimat und nicht selten ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Wichtig ist, dass diese Menschen ohne Ansehen ihrer Hautfarbe oder ihres Glaubens hier erst einmal zur Ruhe kommen und ein Stück Normalität wiederfinden."

Duisburg: "Willkommenskultur hat hier ein Gesicht"
Foto: ARchiv

Die komfortable Unterkunft mit ihren in hellen, freundlichen Farben gestrichenen Zwei- und Vier-Bett-Zimmern kann bis zu 100 Menschen aufnehmen. "Der nächste Bauabschnitt umfasst das Hauptgebäude des ehemaligen Krankenhauses, das bis März bezugsfertig sein soll und dann bis zu 300 Flüchtlinge beherbergen kann", bestätigt Peter Rieck, Vertreter der für die Renovierung verantwortlichen Investorfirma IPG GmbH. Rieck hat durch seine langjährige Erfahrung in arabischen Ländern einen besonderen Bezug zu diesem Projekt: "Unser Anliegen ist es, den Stadtteil in das Projekt einzubinden. Wir arbeiten mit verschiedenen Initiativen zusammen, besuchen die Anwohner, stellen unser Projekt vor, bauen Ängste ab." Dabei sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieses Wohnprojekt keine Dauereinrichtung, sondern auf drei Jahre befristet sei, so Rieck weiter. Danach sei hier hochwertige Wohnbebauung vorgesehen.

Zehra Yilmaz und ihr Team aus zwölf Ländern betreuen die Neuankömmlinge, die zwischen sechs Tagen und zwölf Wochen hier eine vorübergehende Heimat finden sollen. Die durchschnittliche Verweildauer beträgt sechs Wochen. Jeder Mitarbeiter spricht Deutsch und Englisch sowie mindestens eine weitere Sprache. Das Team ist ein bunter Nationalitätenmix - etwa aus Ghana, Ungarn, Deutschland, Rumänien, Ägypten, den Niederlanden oder dem Kongo - und vereint verschiedene Berufsgruppen wie Informatiker, Psychologen, Heilerziehungspfleger und Sozialarbeiter, die sich rund um die Uhr um die Flüchtlinge kümmern. "Nicht nur Verwaltung ist hier wichtig", betont die Leiterin. "Die heimatlosen Menschen brauchen in erster Linie Zuwendung. Sie müssen sich willkommen fühlen."

Von zentraler Bedeutung ist die Verpflegung. Yilmaz: "Essen ist wichtig. Die gemeinsamen Mahlzeiten sind das Highlight des Tages in allen Kulturen." Für das leibliche Wohl der Asylbewerber sorgt die DRK-Tochter DNS. Mitarbeiter Ralf Krause erläutert: "Wir kochen im Homberger Multi-Kulti-Seniorenheim und liefern die Warmspeisen im Cook-and-Chill-Verfahren an."

Auch die Anwohner sollen sich mit den neuen Nachbarn wohlfühlen. "In speziellen Programmen sollen Begegnungen helfen, Vorurteile abzubauen und Ängste zu nehmen", sagt DRK-Projektleiter Thomas Voß. Ein spezielles Programm sei beispielsweise der Deutschunterricht für alle Generationen und Besuche in Schulen. "Willkommenskultur hat hier ein Gesicht", betont Voß. Dafür sorgen nicht zuletzt die zahlreichen Sachspenden aus der Bevölkerung. Eine riesige Menge an Kleidung, Kuscheltieren und Spielzeug wurden in den vergangenen Tagen angeliefert.

(RP)
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