Duisburg Wie aus dem Hüttenwerk ein Park wurde

Duisburg · Peter Latz stellte gestern sein Buch "Rostrot - Der Landschaftspark Duisburg-Nord" vor. Der Band dokumentiert sein "Masterpiece" als Landschaftsarchitekt. Latz warnt vor Bebauungsplänen, die die Struktur des Parks gefährden.

 Peter Latz präsentierte gestern sein Buch über sein "Masterpiece".

Peter Latz präsentierte gestern sein Buch über sein "Masterpiece".

Foto: Stoffels

Der Landschaftspark ist längst ein Markenzeichen Duisburgs geworden. Jährlich wird er von mehr als einer Million Menschen besucht, hier finden großen Messen, wie zurzeit eine Baumesse statt, hier gibt es jährlich wiederkehrende Kulturereignisse wie die Ruhrtriennale, das Traumzeit-Festival oder auch das Sommerkino mit bundesweit konkurrenzlosen Auslastungszahlen. Spätestens seit der Freischaltung der Lichtinstallation von Jonathan Park ist der Landschaftspark Duisburg-Nord auch international bekannt. Ausländer, die nach Duisburg kommen, wollen das weitläufige Gelände des einstigen Hüttenwerks besichtigen, das auf so beeindruckende Weise heute genutzt wird. Wie aus dem Hüttenwerk ein Park wurde, lässt sich nun nachlesen: Gestern stellte Peter Latz (Jahrgang 1939), der Architekt des Landschaftsparks, persönlich im Pumpenhaus sein Buch "Rostrot - Der Landschaftspark Duisburg-Nord" vor.

In dem großformatigen, repräsentativen Band (288 Seiten, rund 300 Abbildungen) führt der vielfach ausgezeichnete Landschaftsarchitekt durch zwölf Jahre des Planens und Realisierens und gibt Einblicke in seine theoretischen Planungsansätze. Für Latz ist das Buch zweifellos die Quintessenz seines beruflichen Schaffens. Er selber spricht von seinem "Masterpiece". In dem Band legt er erstmalig sein Wissen und seine Erfahrungen zu seinem bekanntesten Projekt umfassend dar. Um Latz' Leistung einzuordnen, sollte man gewissermaßen mit dem Blick eines Nicht-Duisburgers auf das Projekt blicken: Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist eines der international bemerkenswertesten Beispiele, wie mit Hinterlassenschaften der Industrie intelligent und ansprechend umgegangen werden kann. In den 90er Jahren entwickelte Latz mit seinem Team einen Park jenseits aller damaligen Trends. Latz berichtete gestern am Rande der Buchpräsentation auch von den Schwierigkeiten, die er vor mehr als 25 Jahren hatte, als er das Konzept für einen Park entwarf, der mit Gartenkunst oder den üblichen land- und forstwirtschaftlichen Organisationsmustern nichts zu tun hatte.

Sowohl Thyssen als auch viele Entscheidungsträger bei der Stadt waren zunächst gegen Latz' Vorstellungen. Thyssen favorisierte einen Totalabriss der Industriegebäude und spekulierte auf einen Schrotterlös. Bei der Stadt gab es Widerstände, weil der Landschaftspark nicht wie ein "Park" aussieht.

Eine Grünfläche ohne Folgekosten sei damals das Wunschbild gewesen. Bekanntlich hat sich Latz mit seinen Vorstellungen, wozu maßgeblich das Bewahren von Industriegebäuden gehört, durchsetzen können. "Ich konnte meine Ideen realisieren, aber ohne die Rückendeckung von Karl Ganser hätte ich mich nicht durchsetzen können", sagte Latz gestern gegenüber der RP.

Mit Karl Ganser, dem Vater der Internationalen Bauausstellung Emscherpark, ist Latz gut befreundet. Ganser schrieb nicht nur das Vorwort von "Rostrot" und eine Schlussbetrachtung, sondern auch mit einem Beitrag über Jonathan Park einen der zehn Exkurse von Gastautoren.

"Rostrot" ist zwar ein schöner Band, aber kein Buch, das Probleme ausklammert. Ralf Winkels, Geschäftsführer des Landschaftsparks, nennt beispielsweise Fakten: Die jährlichen Zuschüsse (bis Ende 2016) betragen aktuell 2,8 Millionen Euro, von denen die Stadt Duisburg eine Million Euro, das Land NRW 1,4 Millionen Euro und der Regionalverband Ruhr 0,4 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Winkels fährt skeptisch fort: "Obwohl der allergrößte Teil für den Unterhalt verwendet wird (in die Personalkosten fließen weniger als zehn Prozent), kreist über den Park leider dennoch stets das Risiko, dass Teile der Anlagen gefährdet sind und in Zukunft gegebenenfalls aufgegeben werden müssen."

Peter Latz warnte im RP-Gespräch eindringlich davor, Bebauungspläne umzusetzen, wonach die "Ränder des Landschaftsparks" bebaut werden. Das würde die Struktur des gesamten Parks gefährden.

Peter Latz: Rostrot. Der Landschaftspark Duisburg-Nord. Hirmer-Verlag, 49.90 Euro.

(pk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort