Duisburg Wenn Wohneigentum zum Alptraum wird

Duisburg · Die Eigentümer der Wohnungen in der Rumelner Siedlung Ten Needens Hof sind seit Jahren Kummer gewohnt. Auch im Streit um die denkmalgeschützte Remise gibt es noch immer keine Einigung. Zurzeit läuft ein Gerichtsverfahren.

 Die Remise des Ten Needens Hofes an der Rumelner Dorfstraße mit ihrem neuen Dachstuhl.

Die Remise des Ten Needens Hofes an der Rumelner Dorfstraße mit ihrem neuen Dachstuhl.

Foto: Sandra Kaiser

Im Nachhinein könnte sich Norbert Kaufmann selbst in den Hintern beißen. Warum hat er 1999 nur die Wohnung auf dem Ten Needens Hof gekauft? Aber dann sagt er sich: Wie hätte ich damals ahnen können, dass mir dieser Schritt einmal so viel Ärger bereiten und mich so teuer zu stehen kommen würde? Wie sollte ich wissen, dass ich und der Großteil der Eigentümergemeinschaft im Ortsteil einmal den schlimmen Ruf haben würden, heillos zerstritten zu sein und das Gemeinwohl zu gefährden? Aber genau so ist es gekommen.

Die Wohnanlage an der Rumelner Dorfstraße besteht aus alten, zum Teil denkmalgeschützten Gebäuden des ehemaligen Ten Needens Hofs sowie neueren Gebäuden. 44 Eigentumswohnungen von 32 verschiedenen Eigentümern gibt es dort insgesamt. "Mit der Fertigstellung der Wohnanlage wurde um 1998 begonnen", sagt Kaufmann. Er war einer von vielen, die in diesem Jahr eine der Wohnungen erwarben und dort einzogen. "In den Kaufverträgen", so Kaufmann, "versprach der Bauträger, die Wohnanlage einschließlich der denkmalgeschützten Häuser in den nächsten Jahren fertigzustellen."

Dann habe sich aber längere Zeit nichts getan - und plötzlich habe der Bauträger, entgegen seiner Versprechen, die denkmalgeschützte Remise und den Pferdestall nebenan in ihrem ruinenhaften Zustand verkauft. "Er legte den beiden Käufern die Verpflichtung auf, die Gebäude fertigzustellen, also das zu machen, wozu er sich uns gegenüber verpflichtet hatte", so Kaufmann. Beide Käufer gingen jedoch in Insolvenz. Die verfallenen Gebäude blieben stehen, zehn Jahre tat sich nichts.

"Wir als Eigentümergemeinschaft, die verpflichtet ist, die Gebäude sicherheitstechnisch instand zu halten, haben vergeblich versucht, auf die Insolvenzverwalter Einfluss zu nehmen, damit da was passiert", sagt Kaufmann. "Aber die Häuser gehörten praktisch den Banken." 2007 musste die Eigentümergemeinschaft die Remise, die als einsturzgefährdet eingestuft worden war, erstmals sichern.

2013 gaben die Banken die Remise und den Pferdestall dann zur Zwangsversteigerung frei. Den Zuschlag bekam Olga Akulova, die noch im selben Jahr mit ihrer Familie in den Pferdestall einzog. Danach versuchten sie und ihr Ehemann Ralf Peters zunächst, die Remise so, wie sie war, über entsprechende Internetportale zu verkaufen. Als das nicht klappte, überlegten sie es sich anders. "Sie schlugen uns vor, die beiden Gebäude auf eigene Kosten zu sichern und komplett zu sanieren, wenn wir der nötigen Änderung der Teilungserklärung alle zustimmen", so Kaufmann. Was übrigens auch der zuständige Sachbearbeiter der Hausverwaltung, Marko Dörnemann, bestätigen und anhand von Protokollen aus besagter Versammlung belegen kann.

Ende 2013 geschah das, was ganz Rumeln mitbekam und womit sich auch die örtliche Politik beschäftigte: Die Remise, die erneut einsturzgefährdet war, wurde eingezäunt. Die Dorfstraße wurde halbseitig gesperrt, der Verkehr durch eine Ampel geregelt. Die Eigentümergemeinschaft beschloss auf Drängen der Hausverwaltung einstimmig, die Remise erneut sichern zu lassen. "Und das ist auch ihre Pflicht", sagt Dörnemann. "Ein kompletter Auf- und Ausbau der Remise auf Kosten der gesamten Eigentümergemeinschaft, wie es die Eigentümerin wünscht, wurde nicht beschlossen."

Im März 2014 begannen in enger Abstimmung mit den Behörden die Baumaßnahmen. Im Mai 2015 wurde nach Abschluss der Sicherungsarbeiten die Straßensperrung aufgehoben, weil die Standsicherheit der Remise hergestellt war. "Ob hierin zukünftig nach dem Willen der Eigentümerin überhaupt Wohnungen entstehen, wird zurzeit in Gerichtsverfahren entschieden", erklärt Kaufmann. Zudem wird die Remise in Kürze noch ein Dach bekommen. Hierüber beschließen die Eigentümer auf der kommenden Eigentümerversammlung.

In Rumeln hatte sich unterdessen das Gerücht verbreitet, die Eigentümergemeinschaft sei heillos zerstritten, wolle ihrer Sicherungspflicht nicht nachkommen. Der Hausverwaltung wurde von Seiten Peters / Akulova Untätigkeit vorgeworfen. "Das ist mitnichten so", wehren sich Kaufmann und Dörnemann. Für sie sind die Eigentümerin der Remise und ihr Ehemann die Hauptverantwortlichen für die lange Verzögerung. "Sie torpedieren die seitens der Eigentümergemeinschaft beschlossenen Sicherungsmaßnahmen pausenlos durch einstweilige Verfügungen, Klagen und jede Menge Gutachten." Alle von uns beauftragten Sicherungsmaßnahmen sind mit der Stadt abgestimmt und basieren auf Berechnungen eines Statikers."

Olga Akulova und Ralf Peters wehren sich gegen diese Vorwürfe. "Ja, wir wollen die Remise sanieren und vermieten, aber nicht auf Kosten der Eigentümergemeinschaft. Das ist vollkommener Blödsinn", sagt Peters. Er betont, dass es ihm und seiner Frau nur wichtig sei, dass die Remise ordentlich gesichert werde. Und das ist ihrer Meinung nach bis heute nicht der Fall. "Wir haben mehrere Gutachter eingeschaltet. Sie haben festgestellt, dass das Mauerwerk instabil ist", sagt Peters. Er betont, dass er und seine Frau mitnichten die Sicherungsmaßnahmen der Eigentümergemeinschaft torpedieren wollten. "Wir sagen nur, dass diese nicht ausreichen. Das wurde uns gutachterlich bestätigt."

"Unwahr!", sagen Kaufmann und Dörnemann. "Das stimmt nicht. Die Standsicherheit der Remise ist durch einen staatlich anerkannten Prüfstatiker nachgewiesen worden. Die Bescheinigung des Prüfstatikers liegt der Stadt Duisburg vor. Diese hat ihrerseits nach Vorlage der Prüfbescheinigung des Statikers die zwangsweise vorgenommenen Sicherungsmaßnahmen aufgehoben und die Dorfstraße für den Personenverkehr freigegeben."

Kaufmann hat die Nase gestrichen voll. "Ich habe damals den vollen Kaufpreis für meine Wohnung bezahlt und von 1999 bis heute alleine 7000 Euro fehlende Hausgelder für diese beiden Buden mitbezahlt. Dazu kommt das Geld für die Sicherungsmaßnahmen an der Remise", sagt er. Wäre verkaufen nicht die beste Option? "Nicht wirklich", so Kaufmann. "Wenn Sie potenzielle Käufer mit diesen Problemen konfrontieren, und das müssen Sie, machen sich doch alle sofort aus dem Staub. Das kauft doch keiner."

(RP)
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