Duisburg Weiter lieben mit dem Verlust

Duisburg · Im Stück "Die entfernte Stimme" versucht ein Paar, den Tod seines Kindes zu verarbeiten. Ein ergriffenes Publikum belohnte die emotionale Tiefe des Schauspiels und die darstellerischen Leistungen am Ende mit tosendem Applaus.

Homberg Im Tod des eigenen Kindes wird für Eltern das Grausamste alles Vorstellbaren wahr. "Die entfernte Stimme" nimmt sich der unendlich traurigen Thematik an, ohne zum platten Drama zu verkommen. Tränen gibt es, natürlich. Doch wanken die Hauptfiguren Becca und Howie nicht mit tränenüberströmtem Gesicht über die Bühne. Susanne Uhlen und Karsten Klemm stellen glaubhaft diese zwei Menschen dar, die auf unterschiedliche Weise versuchen, mit dem Verlust ihres achtjährigen Sohnes weiter zu leben und zu lieben.

Über 450 Zuschauer lockte "Die entfernte Stimme" am Montagabend in die Homberger Glückauf-Halle. Mucksmäuschenstill war es während der Szenen, in denen zwischen Howie und Becca ein Wort das andere gab, Vorwürfe fielen, um Verständnis geworben wurde und sich beide doch zusehends voneinander zu entfernen drohten. Im Anschluss gab es tosenden Applaus und stampfende Füße für die schauspielerische Höchstleistung.

Wenigstens gemeinsam weinen

Insbesondere die Darstellung der Becca durch Susanne Uhlen fand lobenden Zuspruch vom Publikum. Tobias M. Walter begeisterte als jugendlicher Unfallfahrer Jason, der den Kontakt zur Familie sucht und unsicher, emotional und ehrlich mit dem schrecklichen Unfall umzugehen versucht.

Zwischen Becca und Howie eskalieren Alltagssituationen. Und auch das Umfeld weiß nicht, wie es mit den Trauernden umzugehen hat. Die Schlussszene zeigt das Paar auf der Couch, acht Monate nach dem Unfalltod des Sohnes. Langsam rücken Becca und Howie näher aneinander, bis sie schlussendlich ineinander verschlungen zum ersten Mal im Stück gemeinsam weinen und sich gegenseitig halten. Doch diesem Moment sind in der Geschichte Monate zermürbender Trauerarbeit voraus gegangen. Immer wieder führt die unterschiedliche Art der Trauerbewältigung des Paares zu Konflikten.

"Mein Schmerz ist genau so echt und quälend wie deiner", sieht Becca sich genötigt, ihrem Mann entgegen zu schreien, als er ihr vorwirft, durch Verpacken und Abhängen von Bildern und Kleidung ihres Sohnes das Andenken an ihn "auslöschen" zu wollen. Howie hingegen würde am liebsten alles so lassen, wie es ist, um den geliebten Sohn präsent zu halten.

Kein Trost, aber etwas Hoffnung

In wie weit die eine oder andere Art besser oder schlechter ist, darüber richtet das Stück nicht. "Das Schlimmste ist, dass wir es gerade nicht fertig bringen, füreinander da zu sein", stellen die Figuren fest.

"Der Autor bietet keinen einfachen Trost, lässt aber etwas Licht am Ende des Tunnels", bringt es Regisseur Krzysztof Zanussi auf den Punkt.

(RP)
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