Duisburg Weihnachtsbotschaft der anderen Art

Duisburg · Im Filmforum wurde als Erstaufführung der vorzügliche Film "4 Könige" von Theresa von Eltz gezeigt. Zu Gast waren dabei der Duisburger Schauspieler Jannis Niewöhner und Clemens Schick, die sich von Kai Gottlob befragen ließen.

 Jannis Niewöhner, hier in einer Filmszene aus "4 Könige", wird schon als "Shooting Star" der Berlinale gehandelt.

Jannis Niewöhner, hier in einer Filmszene aus "4 Könige", wird schon als "Shooting Star" der Berlinale gehandelt.

Foto: Port au Prince Pictures

Weihnachten - das vermeintliche Fest der Liebe und die Zeit beschworener Harmonie und Geborgenheit. Das zumindest heucheln viele Familien (auch im realen Leben) zu Weihnachten ihren Kindern vor. Doch weil zu Hause die Konflikte kurz vor den Festtagen eskalieren, verbringen in "4 Könige" vier sehr unterschiedliche Jugendliche dieses Jahr Heiligabend in der Psychiatrie.

 Kai Gottlob (Mitte) mit Clemens Schick (l.) und Jannis Niewöhner.

Kai Gottlob (Mitte) mit Clemens Schick (l.) und Jannis Niewöhner.

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Am Donnerstag war deutschlandweiter Kinostart dieser bemerkenswerten und sehr sehenswerten Produktion, die bereits zuvor mit Erfolg auf den Filmfestivals in Berlin, Rom und Braunschweig gezeigt wurde. Dieser Film hat eine tiefgreifende Weihnachtsbotschaft der allerdings ganz anderen Art. Denn hier wird ein Psychiatrie-Alltag beschrieben, der nicht nur die Zerrissenheit der Patienten, sondern auch die der Behandler zeigt. "Der Film hat ein tolles Drehbuch, ein tolles Ensemble und eine tolle Regisseurin", sagten übereinstimmend die beiden Darsteller Jannis Niewöhner und Clemens Schick nach der Erstaufführung am Donnerstagabend beim Publikumsgespräch im Filmforum, moderiert von Kai Gottlob. "Dabei war es für die Regisseurin Theresa von Eltz ihr Debüt am Set", fügte Schick hinzu, der in dem Film den unkonventionellen, aber einfühlsamen Arzt und Psychiater Dr. Wolff verkörpert.

Niewöhner, Sohn des in Duisburg und darüber hinaus bekannten Theatermachers Uwe Frisch-Niewöhner (ReibeKuchenTheater, Kom'ma-Theater), spielt den aggressiven, teils gewalttätig auftretenden Timo, der vom Anstaltspersonal mit Ausnahme von Dr. Wolff als nicht therapierbar eingestuft wird. Für Niewöhner, der zum deutschen "Shooting Star" der Berlinale 2015 gekürt wurde, war diese Rolle etwas ganz Neues. Den Charakter dieser Figur zu spielen, erzählte er, habe ihn gereizt. Diese habe - wenn auch nur entfernt - durchaus etwas mit ihm zu tun. "Ich verspürte eine ganz große Spiellust auf diese nicht gerade sympathische Rolle", verriet er dem Publikum.

Außerdem als Hauptdarsteller im Film mit dabei sind noch Jella Haase, die man unter anderem aus "Fack Ju Göhte" kennt, als vermeintlich lebenslustige, vorlaute Lara, Paula Beer als Alex, die ihre Mutter ständig retten muss, und Moritz Leu als das Mobbing-Opfer Fedja, der sich vor Timo derart fürchtet, dass er durch einen Sprung aus dem Fenster der Anstalt hofft, so seinem Leben ein Ende zu bereiten. Fedja bricht sich dabei allerdings "nur" den Arm und Timo verspricht ihm, ihn nicht mehr zu bedrohen.

Trotz der Dramatik, Traurigkeit und Tragik sowie der nicht im Happy End endenden Handlung - Timo muss nämlich nach einer erneuten Gewalttätigkeit die Gruppe von Dr. Wolff und damit die Psychiatrie verlassen - erzählt der Film diese Geschichte in teils ruhigen elegischen Bildern, eindrucksvollen Überblendungen, sprachlich-witzigen Metaphern und körperbetonten Assoziationen. Der akustisch unüberhörbare Atem der vier Teenager in Stresssituationen, assoziiert beispielsweise auf eindrucksvolle Weise so das Spiegelbild ihrer Seelenzustände. Alex gelingt es schließlich immer wieder, dank der gemachten Erfahrungen mit ihrer Mutter, ihre Mitbewohner derart zu beruhigen. Und wenn Lara in die Kamera von Fedja fragt: "Bin ich scharf" und dabei ihren Pullover hochstreift, der den Blick freigibt auf ihren weihnachtsverzierten Busen, verschafft das beim Zuschauer den so wertvollen Effekt eines "Comic Relief", was übersetzt so viel heißt wie "komische Entlastung" oder "befreiende Komik".

Dieser Film ist ganz großes (Erzähl-)Kino und ein wunderbarer Weihnachtsbotschafter in Sachen (Zwischen)Menschlichkeit.

Der Film dauert 102 Minuten und ist freigegeben ab 12 Jahren. Die weiteren Termine im Filmforum (Dellplatz 16) sind am heutigen Samstag und am morgigen Sonntag, jeweils um 20.30 Uhr sowie vom 7. bis 9. Dezember jeweils um 18 Uhr. Weitere Informationen im Internet unter "http://www.filmforum.de" .

(RP)
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