Duisburg WDR-Sinfonieorchester: brausende "Orgelsinfonie"

Duisburg · Gut, dass das erstklassige WDR-Sinfonieorchester Köln seit geraumer Zeit jedes Jahr einmal in Duisburg gastiert, seit dem vergangenen Jahr in der wieder eröffneten Philharmonie Mercatorhalle. Nun war es wieder einmal so weit, mit einem ebenso durchdachten wie dankbaren Programm.

 Aziz Shokhakimov war kurzfristig als Dirigent einsgesprungen und leitete eine vorzügliche und lebendige Aufführung.

Aziz Shokhakimov war kurzfristig als Dirigent einsgesprungen und leitete eine vorzügliche und lebendige Aufführung.

Foto: Iliya Kononov

Im Mittelpunkt stand die 1987 in München geborene, deutsch-japanische Pianistin Alice Sara Ott. Sie erschien jetzt nicht ganz zufällig in unserer Stadt, denn in Duisburg (mehrfach beim Klavier-Festival Ruhr) begann ihre Weltkarriere. Wie kaum ein anderer Klavier spielender Mensch ist sie mit dem Werk von Franz Liszt verbunden. Hier war es dessen selten aufgeführtes Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur (1839-61), dessen spieltechnische Hürden, formale Kleinteiligkeit und ausdrucksmäßige Stärke sie mit klarem Anschlag und vollem Einsatz meisterte - so weit sie sich gegen das oft zu laute Orchester durchsetzen konnte. "Nachdem ich gerade das Klavier fast zerschlagen habe", erklärte die barfuß auftretende Pianistin hernach, komme nun als Zugabe "etwas Ruhigeres", nämlich eine Nocturne von ihrem anderen Leib- und Magenkomponisten Frédéric Chopin.

Als Dirigent kurzfristig eingesprungen war der 1988 in der usbekischen Hauptstadt Taschkent geborene Aziz Shokhakimov, hier seit zwei Jahren bekannt als Kapellmeister an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg. Zu Beginn, bei dem empfindlichen Vorspiel zu jener Oper "Lohengrin" (1845-48) von Richard Wagner, die sein späterer Schwiegervater Liszt 1850 in Weimar zur Uraufführung brachte, waren das Orchester und der Dirigent noch nicht recht warm. Zum Glück bremste Shokhakimov nach der Pause seine Neigung zur Übertreibung etwas und leitete eine vorzügliche und lebendige Aufführung der dem Andenken von Liszt gewidmeten Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 "Orgelsinfonie" (1886) von Camille Saint-Saens. Roderick Shaw spielte die wenigen Töne und Akkorde, mit denen die Orgel in dieser Sinfonie das Orchester unterstützt - an dem dafür wunderbar geeigneten, im kraftvollen englischen Stil erbauten Eule-Instrument der Mercatorhalle.

(hod)
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