Innenansichten Die Universität Duisburg-Essen Von der alten Alma Mater bis zur Fusion

Duisburg · Die erste Duisburger Uni wurde 1655 gegründet. 1818 wurde sie geschlossen. 1972 wurde mit der Gründung der Gesamthochschule Duisburg der Grundstein zur heutigen Universität Duisburg-Essen mit 41.000 Studenten gelegt.

 Die Gebäude an der Ecke Mülheimer Straße/ Lotharstraße werden im Volksmund "Keksdosen" genannt. Sie sind das Markenzeichen der Uni auf ihrem Duisburger Campus.

Die Gebäude an der Ecke Mülheimer Straße/ Lotharstraße werden im Volksmund "Keksdosen" genannt. Sie sind das Markenzeichen der Uni auf ihrem Duisburger Campus.

Foto: christoph reichwein

Gäbe es nicht eine jahrhundertelange Unterbrechung, dann könnte man Duisburg als eine alte Universitätsstadt bezeichnen. Denn bereits im Jahr 1655 wurde die Alte Universität Duisburg gegründet. Gründungsrektor war der Philosoph und Theologe Johannes Clauberg (1622 bis 1665), der ein kritischer Kopf gewesen sein soll. Einer der berühmtesten Professoren der alten Duisburger Alma Mater war der Mediziner, Physiker, Chemiker (und Theologe) Johann Gottlob Leidenfrost (1715-1794). In die Wissenschaftsgeschichte ging der nach ihm benannte Leidenfrost-Effekt ein, der das Phänomen beschreibt, dass ein Wassertropfen auf einer glühenden Herdplatte eine Zeitlang tanzt, bevor er verdampft. Als es vor 25 Jahren mal wieder nicht gut um die Duisburger Hochschule stand, schlugen Witzbolde vor, die Uni nach Leidenfrost zu benennen. Das sei doch ein "sinnfälliger" Name, meinten sie.

Die Alte Duisburger Uni, die 1818 geschlossen wurde, ist ein Kapitel für sich. Die heutige Universität in Duisburg hat ihre Wurzeln in der Gründung der Gesamthochschule im Jahr 1972. Damals wurden unter der Federführung von Johannes Rau, in jener Zeit nordrhein-westfälischer Wissenschaftsminister, zeitgleich fünf Gesamthochschulen gegründet. Neben der Duisburger die in Essen, Paderborn, Siegen und Wuppertal. Die Gesamthochschule galt als Reformmodell. Sie vereinigte Merkmale einer "klassischen" Universität und einer Fachhochschule. In bestimmten Studiengängen konnten auch Absolventen einer Fachoberschule (und nicht nur Abiturienten eines Gymnasiums) in Duisburg studieren. Über so genannte "Brückenkurse" sollten Studenten auch ohne Abi-Abschluss die nötigen Scheine fürs Grundstudium erlangen können.

Duisburg: Feuerwehreinsatz an der Universität Duisburg-Essen
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Feuerwehreinsatz an der Universität Duisburg-Essen

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Gründungsrektor der Duisburger Gesamthochschule war Prof. Dr. Helmut Schrey, ein weiser Mann und kluger Taktiker zugleich. Schrey musste schon kurz nach seinem Amtsantritt erkennen, dass das Gesamthochschul-Konzept in Duisburg nicht ausgegoren war. Defizite sowohl in baulicher als auch personeller Hinsicht wurden nicht beseitigt. In seiner Autobiografie "Abgesang" schilderte Schrey viele Jahre später, dass die Existenz der Gesamthochschule Duisburg bereits wenige Monate nach ihrer Eröffnung in Frage gestellt wurde. Schrey drohte hinter den Kulissen mit seinem Rücktritt. Das Ministerium in Düsseldorf machte Zugeständnisse. Es ging weiter oder: es wurde weiter gewurstelt, wie böse Zungen sagten. Damals schrieb Schrey auch Satirisches unter dem bezeichnenden Pseudonym "August Brüll".

Hier entsteht das neue Hörsaalzentrum der Universität Duisburg-Essen
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Die Gesamthochschule Duisburg entwickelte sich in der nordrhein-westfälischen Hochschullandschaft allmählich weiter. Es gab immer mal wieder die mehr oder weniger üblichen Proteste wegen chronischer Unterfinanzierung oder unangemessener Bevormundung durch die Landesregierung. Die Schließung der Fächer Musik und Kunst gehörten mit zu den Negativ-Ereignissen, die bis heute noch nachklingen. Der Name Gesamthochschule verlor insgesamt seinen positiv-reformerischen Ruf. 1980 wurde der Name "Universität Gesamthochschule Duisburg" eingeführt. Irgendwann wurde die Gesamthochschule ganz aus dem Namen gestrichen. Unter dem Rektorat des Physikers Prof. Dr. Gernot Born wurde die Duisburger Uni 1994 in "Gerhard Mercator Universität" unbenannt. Noch heute gibt es die so genannte Mercator-Professur, die jährlich an Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft oder Kultur verliehen wird.

Einen Umbruch brachte das Jahr 2002. Nach vielen kontroversen Diskussionen wurden die beiden bislang selbstständigen Universitäten von Duisburg und Essen zu einer einzigen neuen fusioniert. Der Widerstand gegen die Fusion war beim Essener Rektorat am Schluss besonders groß. Die Essener klagten sogar gegen die Fusion, doch wurde die Klage vom Oberverwaltungsgericht Münster abgewiesen. Am Ende machte die Landesregierung kurzen Prozess: Sie löste beide Universitäten am 31. Dezember 2002 auf und eröffnete am 1. Januar 2003 die neue Universität Duisburg-Essen, kurz UDE genannt. Im Jahr 2006 erklärte der Rektor der UDE, Prof. Dr. Lothar Zechlin, die Gründungsphase für beendet.

Mit 41 000 Studierenden, 442 Professoren, 2770 wissenschaftlichen Angestellten und 1390 weiteren Beschäftigten gehört die Universität Duisburg-Essen heute zu den zehn größten Universitäten in Deutschland.

(RP)
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