Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Vom Kreuzritter zum Samariter

Duisburg · Das Ende der Duisburger Pfalz und der Orden der Deutschritter.

 Die Dusiburger Kaiserpfalz als Ruine: NOch stehen die Außenmauern und umschließen einen Weingarten.

Die Dusiburger Kaiserpfalz als Ruine: NOch stehen die Außenmauern und umschließen einen Weingarten.

Foto: Stadtarchiv

"In der Mitte des Herbstmonats 1283 entstund ein plötzlicher und gefährlicher Brand zu Duisburg, wodurch das deutsche Ordenshaus der Hospitalier (....) verzehret und völlig in der Aschen gelegt worden", so die historische Quelle, die der Stadtarchäologe i.R. Dr. Tilmann Bechert zitiert. Die meisten Gebäude und Teile der Salvatorkirche rund um den mittelalterlichen Burgplatz gingen in Flammen auf. Holz und Strohdächer, Kerzen, loderndes Kochfeuer, ein glühendes Kohlestück oder schlichte Unachtsamkeit begünstigten damals häufig den Ausbruch von Feuersbrünsten. Zurück blieb das völlig zerstörte Pfalzgebäude.

Doch die Ordensbrüder setzten ihre Arbeit im gegenüberliegenden Königlichen Hof fort und erwarben Hausbesitz an der Kuhstraße, so Bechert. Eine kreative Nutzung der abgebrannten Pfalz fand sich ebenfalls: Im Inneren der 14 Meter breiten Ruine wurde später ein Weingarten angelegt. Der Wein diente nicht zuletzt dazu, die Genesung Kranker zu unterstützen. Körper und Seele sollten sich im Einklang befinden. Die Deutschritter sorgten weiter für Mess- und Gottesdienste in der Salvatorkirche und kümmerten sich um die Pflege Kranker und Pilger in der Hafenstadt Duisburg. Das Engagement der Bruderschaft und der Duisburger Bürger spiegelte sich auch in den Neubauplänen der Salvatorkirche wider. Das Patronat von St. Salvator hatte die Bruderschaft bereits 1254 erhalten. Was die Ritter des Deutschen Ordens nach Duisburg trieb, ist allerdings im Nebel der Geschichte verschwunden.

Vielleicht war es das leerstehende Pfalzgebäude, dass sich für die neue Nutzung anbot. Denn nach dem Ausbau von Kaiserswerth war die Duisburger Pfalz für die Herrscher nicht mehr besonders interessant - dafür mehr für den Deutschen Orden als Niederlassung. Das segensreiche Wirken der Bruderschaft in Duisburg umfasste immerhin rund 550 Jahre. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter dem geheimnisumwitterten Orden der Deutschritter? Die Geschichte des Ordens würde den Stoff für mehrere Dan Brown Romane liefern. Das Klischee der Deutschordensritter schwankt zwischen Samaritertum, Christianisierung, Ostkolonisation und blutigen Schlachten. Die Gründung erfolgte 1190 in Akkon, einer Hafenstadt im heutigen Nordisrael - zur Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge. In Akkon entstand das erste Ordensspital. Der Orden gründete bald darauf Niederlassungen in Italien, Spanien, Armenien und im Heiligen Römischen Reich. Die Duisburger Niederlassung widmete sich der Krankenversorgung und Seelsorge. Im Osten sah der Orden dagegen seine wichtigste Aufgabe im Kampf gegen die "Heiden". Den Gipfel ihrer Macht erreichten die Ritter mit der Gründung eines Ordensstaates. Anfang des 13. Jahrhunderts rief der polnische Herzog Konrad von Masowien die Ritter zur Missionierung Preußens. Der Ritterbund eroberte große Gebiete im Baltikum und in Teilen Polens. Die ritterlichen Landesherren errichteten in Marienburg (polnisch Malbork) bei Danzig eine beeindruckende Residenz. Doch der Widerstand der Polen und Balten gegen die Fremdherrschaft der Ritter wuchs. 1410 unterlag das Ordensheer in der legendären Schlacht bei Tannenberg einem polnisch-litauischen Heer. In der Folge musste der Orden massive Gebietsverluste hinnehmen. Mit der Anerkennung der Oberhoheit des polnischen Königs über das restliche ostpreußische Ordensland ging der Ordensstaat unter. Da wundert es nicht, dass die Geschichtsdeutungen in Deutschland, Polen und Russland äußerst unterschiedlich sind. In manchen deutschen Geschichtsbüchern wird die Ordensresidenz Marienburg als Wegbereiter deutscher Kolonisation und Zivilisation im Osten verklärt, für Generationen von Polen gilt Malbork (Marienburg) als Erinnerungsort gewalttätiger Germanisierung, die durch den Sieg in Tannenberg verhindert wurde. Heute ist die Malbork (Marienburg) ein Touristenmagnet.

Trotz des Niedergangs bewahrte der Orden - nicht zuletzt durch ihren weit verzweigten Grundbesitz vor allem in Süddeutschland und in Österreich - durch adelige Hochmeister bis ins 19. Jahrhundert seine Tradition. 1929 wurden die Hoch- und Deutschmeister in einen rein geistlichen Orden umgewandelt, von 1938 bis 1945 war der Orden in der NS-Zeit verboten, 1945 wurde er in der Bundesrepublik wieder belebt.

 Wappenschild an der alten Post

Wappenschild an der alten Post

Foto: Stadtarchiv

Die rund 1000 Ordensmitglieder widmen sich heute ausschließlich seelsorgerischer und karitativer Tätigkeit, vor allem der Alten-, Kranken- Behinderten- und Jugendpflege.

Quelle: Duisburger Forschungen, Dispargum Diusburg, Dr. Tilmann Bechert

(RP)
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