Serie Kunst Im Öffentlichen Raum Vier Säulen für vier Nazi-Opfer

Duisburg · Vor dem Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Duisburg erinnern vier Stahlsäulen des israelischen Bildhauers Dani Karavan an die Todesopfer der Zerschlagung der Gewerkschaften durch das NS-Regime im Jahr 1933.

 Vor dem DGB-Haus am Stapeltor: Kunst im öffentlichen Raum von Dani Karavan.

Vor dem DGB-Haus am Stapeltor: Kunst im öffentlichen Raum von Dani Karavan.

Foto: Christoph Reichwein

Was am 2. Mai 1933 geschehen ist, ist ein erschreckendes Beispiel für die Terrorherrschaft der NSDAP in Deutschland. Deutschlandweit wurden am Morgen nach dem neu eingerichteten "Tag der nationalen Arbeit" - ein Feiertag zur Gewinnung der deutschen Arbeiterbevölkerung - die freien Gewerkschaften zerschlagen. Eines der letzten großen Hindernisse auf dem Weg zur absoluten Herrschaft des NS-Regimes war somit aus dem Weg geräumt.

Die Partei und ihre exekutiven Organe Sturmarmee und Schutzstaffel machten dabei auch vor Duisburg keinen Halt. Dabei gingen die organisierten Nazitrupps mit brutaler Gewalt vor. Das Vermögen der Gewerkschaften wurde beschlagnahmt und eine Reihe führender Gewerkschafter wurde in "Schutzhaft" genommen. Einige Funktionäre wurden misshandelt. Andere sogar grausam ermordet: Julius Birck, Emil Rentmeister, Michael Rodenstock und Johann Schlösser heißen die vier Duisburger Gewerkschafter, die am besagten Tag zu Tode gekommen sind. Vor dem Haus des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) am Stapeltor erinnert eine Skulptur des israelischen Künstlers Dani Karavan seit 2005 an die Ermordeten.

Vier identische Säulen liegen vor dem DGB-Haus auf dem Boden. Sie scheinen kreuz und quer über den Platz verteilt zu sein. Sie bestehen aus jeweils fünf grauen oder rostbraunen Stahlplatten, die übereinander gestapelt sind. Die Stahlformen strahlen eine gewisse Stille und Ruhe aus; sie sind als Erinnerung an die vier ermordeten Gewerkschafter zu deuten. Alle Stahlplatten sind vier Meter lang und 60 Zentimeter breit. Sie stehen für die Ungerechtigkeit der Ermordung von Gewerkschafter durch die Terrorherrschaft, die sich von allen Widerständen zu befreien versucht. Ungerecht ist die Tat alleine deshalb schon, weil alle Menschen gleich sind und niemand aufgrund von politischen oder religiösen Positionen den Tod verdient hat. Eine weitere Säule liegt nicht auf dem Boden. Sie ragt gen Himmel und hebt sich auch farblich von den anderen Säulen ab. Ein weißer hoher und freistehender Pfeiler mit der Inschrift "1933" erinnert an das Jahr der Zerschlagung der Gewerkschaften und die Ermordung der Duisburger. Die Betonsäule ist einen halben Meter länger als die Ebenbilder aus Stahl auf dem Boden und erinnert an ein anderes Werk des international renommierten Künstlers. Neben dem Denkmal vor dem DGB-Haus schuf der israelische Bildhauer und Gestalter, der für seine großformatigen und begehbaren Kunstwerke bekannt ist, auch noch den Garten der Erinnerung im Duisburger Innenhafen. Von dort stammt die weiße Säule des "Gewerkschaftsdenkmal 1933", das vor dem DGB-Haus steht. Ursprünglich bestand dieses nämlich aus fünf identischen Stahlelementen. Mit der ausgetauschten Säule möchte Karavan auf den Garten der Erinnerung verweisen. Erinnern, gedenken, mahnen und trauern - das sind Karavans Leitprinzipien.

(jl)
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