Duisburg Viele Schüler mit sozialem Förderbedarf

Duisburg · Der Schulausschuss beschäftigt sich heute mit dem Thema Inklusion. Die Zahlen der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf steigen. Vor allem die soziale und emotionale Entwicklung sind betroffen. Dafür werden mehr Lehrer benötigt.

 Auch das ist ein Beitrag gelungener Inklusion: "Romeo und Julia" auf der Bühne des Grammatikoff am Dellplatz mit Akteuren, die einen besonderen Förderbedarf haben.

Auch das ist ein Beitrag gelungener Inklusion: "Romeo und Julia" auf der Bühne des Grammatikoff am Dellplatz mit Akteuren, die einen besonderen Förderbedarf haben.

Foto: Christoph Reichwein

Seit dem Schuljahr 2014/15 werden Kinder mit Behinderung auch an Regelschulen unterrichtet. Heute wird im Schulausschuss über den aktuellen Zustand gesprochen und darüber, was noch getan werden muss, damit Inklusion besser funktioniert. Denn noch läuft die Integration förderintensiver Schüler nicht reibungslos.

"Es muss noch jede Menge getan werden", sagt Bildungsdezernent Thomas Krützberg. "Wir als Kommune haben aber auch schon viele von unseren Hausaufgaben gemacht." Räumliche Engpässe etwa seien mittlerweile zum großen Teil beseitigt worden. Ein großes Manko wäre aber, dass es in den 180 Schulen in Duisburg nicht ausreichend Lehrkräfte gebe. Und das bei steigenden Schülerzahlen im sogenannten Gemeinsamen Lernen (GL).

An Duisburger Grundschulen ist die Zahl der Schüler im GL im Vergleich zum Schuljahr 2014/15 von 402 auf 433 (sechs Prozent) geklettert. In der Sekundarstufe I ist die Zahl der Schüler, die besonders gefördert werden müssen, von 583 auf 609, also um vier Prozent gestiegen. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel. Allerdings setzt sich die Gesamtzahl aus Kindern mit unterschiedlichem Förderbedarf zusammen. Da gibt es Schüler, die Lernschwierigkeiten haben, andere, mit Sprachschwierigkeiten und solche, die emotionale und soziale Entwicklungsschwächen aufweisen. Außerdem werden geistige Behinderungen, körperlich-motorische Entwicklungsstörungen sowie Seh-Hör- und Kommunikationsschwächen dazu gerechnet.

Am höchsten ist laut Vorlage der Stadt die Zunahme an emotionalem und sozialem Entwicklungsbedarf von 190 auf 232 Schüler, was einem prozentualen Anstieg von 18 Prozent entspricht. Genau da sieht Krützberg auch den größten Handlungsbedarf. "Die große Frage ist, wie können wir Schulen das richtige Rüstzeug an die Hand geben?" Denn die Zahl der körperlich eingeschränkten Kinder, für die aufgrund ihres Rollstuhls bauliche Maßnahmen durchgeführt werden müssten, sei gering. Im Schuljahr 14/15 waren es 46 Schüler mit körperlich-motorischen Entwicklungsstörungen, im darauffolgenden Schuljahr waren es sogar nur noch 41 Schüler. "Die Schulen inhaltlich für die verschiedenen Förderschwerpunkte fit zu machen, darin liegt die große Herausforderung", sagt Krützberg. Und die Zahlen der zu fördernden Schüler werden nach Informationen der Stadt weiter steigen. Eine Auflistung zeigt, dass im Schuljahr 14/15 insgesamt 103 Kinder von der Grundschule in das Gemeinsame Lernen der Sekundarstufe I gewechselt sind, im Schuljahr 15/16 waren es 112 und im Schuljahr 16/17 (Stand April 2016) 160 Schüler. Das ist eine prozentuale Steigerung im aktuellen Schuljahr von acht Prozent. Im kommenden Schuljahr sollen es voraussichtlich noch einmal rund ein Drittel mehr Schüler sein. Insgesamt wird sich die Zahl der Schüler, die von der Grundschule in die Sekundarstufe I einer Regelschule gewechselt haben, in zwei Schuljahren um 36 Prozent gesteigert haben. Auch hier ist der Anstieg in den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie Sprache am auffälligsten. In diesen Schwerpunkten haben sich die Schülerzahlen zwischen den Schuljahren 14/15 und 16/17 mehr als verdoppelt.

Wie man die wachsende Zahl an förderbedürftigen Kindern bewältigen kann, werde, so Krützberg, in Planungsforen abgestimmt und im fortlaufenden Prozess in Kooperation mit den Beteiligten weiterentwickelt. Ein wichtiger Schritt sei, dass mehr speziell ausgebildete Fachkräfte an die Schulen kommen, damit Inklusion gelebt werden könne, sagt Krützberg. Dafür ist die Schulaufsicht zuständig, die bis Redaktionsschluss nicht erreichbar war, sich aber heute im Ausschuss mit dem Thema befasst.

(RP)
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