Duisburg Viel Aufmerksamkeit gesichert

Duisburg · Der Standort vor dem Forum garantierte den Veranstaltern und Besuchern, dass der Christopher-Street-Day zu einem Fest für eine breitere Öffentlichkeit wurde.

 Ob lesbisch oder schwul, ob Frauen in Männerkörpern und Männer in Frauenkörpern - am Samstag zeigten beim CSD auf der Königstraße viele, dass sie Liebe leben - so wie sie sind.

Ob lesbisch oder schwul, ob Frauen in Männerkörpern und Männer in Frauenkörpern - am Samstag zeigten beim CSD auf der Königstraße viele, dass sie Liebe leben - so wie sie sind.

Foto: Reichwein

Im Takt der Trommel und mit gehisster Regenbogenfahne zog ein kleiner Trupp am Samstagmittag vom Rathaus zum König-Heinrich-Platz. Der CSD (Christopher Street Day) in Duisburg fand in der Vergangenheit eher abseits der Besucherströme statt. Und eine Demo auf der Königstraße gab es sogar in diesem Jahr zum ersten Mal. Wenn es auch für Massenandrang nicht reichte, so nahmen dennoch viele Passanten diesmal den CSD zumindest bewusst wahr.

Eine Steigerung im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei der CSD diesmal aber auf jeden Fall, sagten Christopher Löffler und Nico Heber, Mitglieder im Verein Schwul-Hilfe e.V.. Ausschlaggebend dafür sei der Umzug von der Bahnhofsplatte auf die Königstraße: "Zum Bahnhof kamen nur die, die gezielt zum CSD wollten", sagte Heber. "Auf der Königstraße haben wir mehr Laufkundschaft." Auf der Bahnhofsplatte finden zurzeit großflächige Bauarbeiten statt. Nur wenige, die an dem von Heber und Löffler betreuten Infostand stehenblieben, interessierten sich für die Angebote des Vereins, berichten beide. "Viele möchten einfach wissen, was hier stattfindet, nehmen aber zum Schluss auch ein paar Flyer mit."

Auf einer Bühne vor dem CityPalais gab es ein Programm mit Live-Musik. Cover und eigene Songs standen auf der Liste. Viele ließen sich in den Liegestühlen und auf den Bierbänken an der Bühne nieder und hörten einfach nur zu. An den Infoständen versammelten sich nicht nur junge Besucher. "Hier sind auch ältere Menschen, die Fragen stellen und sich informieren", berichtete Löffler. Obwohl der Zug nicht von vielen Zuschauern begleitet wurde, änderte sich dies an den Infoständen schnell: Viele legten einen Zwischenstopp ein auf der Einkaufstour oder dem Spaziergang über den Wochenmarkt. Und als das MSV-Maskottchen sich blicken ließ, standen besonders Kinder an für ein Foto mit dem Riesen-Zebra.

Die ausgelassene Stimmung und Feierlaune täuscht allerdings schnell über den Ursprung und den Grundgedanken des CSD hinweg: Am 28. Juni 1969 fand in New York auf der Christopher Street im Viertel Greenwich Village der erste bekannte Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür statt. Aus dem Gedenktag der tagelangen Straßenschlachten wurde eine internationale Tradition. In Deutschland fanden 1979 in Bremen und Berlin die ersten CSDs statt. "In Köln ist es mittlerweile zu einem Volksfest geworden", sagte Horst Reulecke, Mitglied im VelsPol, vom LSBT (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgeneder)-Verein für Polizeibedienstete. Auch heute, lange nach den Ereignissen 1969, sei der Einsatz für die LSBT-Rechte wichtig. Eine der Hauptforderungen des VelsPol NRW sei die gesonderte Bearbeitung von Hassdelikten - diese werden oft als Fälle von Allgemeinkriminalität bearbeitet. Reulecke: "Es muss noch viel getan werden."

(RP)
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