Duisburg Verschwendung im Innenhafen

Duisburg · Die Treppe, das Landesarchiv und das Museum Küppersmühle standen im Fokus einer Informationsveranstaltung des Steuerzahlerbundes.

Die Teilnehmer enterten einfach die Treppe am Innenhafen, die 11,8 Millionen Euro kostete und noch nie genutzt wurde.

Die Teilnehmer enterten einfach die Treppe am Innenhafen, die 11,8 Millionen Euro kostete und noch nie genutzt wurde.

Foto: Christoph Reichwein

Ausgerechnet Jens Ammann vom Bund der Steuerzahler forderte die rund 30-köpfige Besuchergruppe zu illegalem Handeln auf. In Zusammenarbeit mit Jan-Frederik Kremer von der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung hatte der Experte in Sachen Steuerverschwendung zu einer Infoveranstaltung in den Duisburger Innenhafen eingeladen.

In den Fokus rückte Amman dabei die bereits im November 2008 fertig gestellte und damals 11,8 Millionen Euro teure Treppe am Ende des Holzhafens. Vor dem dann nie realisierten Leuchtturm-Bauprojekt "Eurogate" sollte die Treppe wichtiger Bestandteil der geplanten Promenade sein. Genau diese Treppe, den Absperrzaun und das Schild "Betreten verboten" ignorierend, enterte die Gruppe, um sich vor Ort über die mit der Planungspleite verbundene Verschwendung von Steuergeldern informieren zu lassen. Jens Amman erläuterte, dass kürzlich erst die jahrelang ungenutzte Treppe für rund 550.000 Euro saniert werden musste, da Wind und Wetter im Laufe der Zeit an dem brach liegenden Bauwerk Wirkung gezeigt hatten.

"Und das alles für eine Treppe, von der wir nichts haben", rief der Abteilungsleiter der NRW-Steuerzahlerbundes seinen Zuhörern zu. Der Diplom-Ökonom beschrieb, wie es zu der eklatanten Fehlentwicklung - erst seit kurzem kümmert sich eine neue Projektentwicklungsgesellschaft um die Neuvermarktung des brachliegenden Eurogate-Baugeländes - kam. Für das ursprünglich im Masterplan von Norman Foster vorgesehene "Kompetenzzentrum für Strukturwandel, Städtebau und erneuerbare Energien" gedachte sichelförmige Bürogebäude fand sich nie ein Investor.

Auch wenn der nun verantwortliche Düsseldorfer Projektentwickler "Die Developer" ("Kö"-Bogen) mit dem nun geplanten "The Curve" im Innenhafen doch noch die Kurve kriegt, bleibt das Vorgehen der Planer in Sachen Eurogate-Treppe für Ammann "ein Skandal". In der ebenfalls in die Schlagzeilen geratene Küppersmühle setzte Ammann seine Schwarzbuch-Geschichten fort. Dabei thematisierte er unter anderem das Desaster um den kläglich gescheiterten Ausbau des an gleicher Stelle vorhandenen Kunstmuseums und die skandalösen Umstände, die den Bau des Landesarchivs noch bis heute begleiten. Jens Ammann ging auch auf die Gründe für die Steuergeldverschwendung ein. Oftmals werden Kosten für öffentliche Projekte bewusst niedrig angesetzt, um erstmal Akzeptanz zu schaffen. Zudem werden Kostenschätzungen bereits aufgrund von vagen Entwurfsplanungen vorgenommen und seien somit nicht belastbar. Mischfinanzierung spielt dabei ebenfalls eine entscheidende Rolle, ganz nach dem Motto "Viele Finanziers verderben die Wirtschaftlichkeit".

(pol)
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