Duisburg Unterhaltung und Unsterblichkeit beim Verein für Literatur

Duisburg · Seit Juni verzichtet Duisburgs zweitältester Bürgerverein nach dem Museumsverein, der 1912 gegründete Verein für Literatur Duisburg, auf den bisherigen Zusatz "und Kunst". Die für Veranstaltungen beengten Verhältnisse in der neuen Zentralbibliothek (84 Plätze statt früher 400) machen es nicht mehr möglich, auch die Kunst mit einzubeziehen. Aber auch in der neuen Saison 2016/2017 gibt es wieder acht attraktive Termine, diesmal unter einem Motto von Heinrich Heine: "Wenn wir es recht bedenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern."

 Frank Goosen gilt als Publikumsmagnet.

Frank Goosen gilt als Publikumsmagnet.

Foto: Klaus Dieker

Zur Eröffnung am Montag, 29. August, liest Christian "de Niro" Brückner, der hier schon so regelmäßig gastiert, dass er laut Bibliotheksdirektor Dr. Jan-Pieter Barbian "kurz vor der Eingemeindung nach Duisburg" steht. Diesmal leiht er seine Edelstimme dem Roman "Fiesta", das war vor 90 Jahren der literarische Durchbruch von Ernest Hemingway, in dem die verlorene Generation nach dem Ersten Weltkrieg das Leben als Fest mit viel Alkohol feiert. Einführung und Moderation des Abends übernimmt wieder der 1943 in Duisburg geborene Dr. h.c. Hanjo Kesting. Sascha Zeh wurde 1974 in Duisburg geboren und lebt als Familientherapeut mit seiner Familie in Berlin, im vergangenen Jahr erhielt er den Literaturpreis Ruhr. Am 9. September liest er hier aus seinem Roman "Gegen die Zeit" über den von der CIA gesteuerten Militärputsch in Chile am 11. September 1973.

Viel bekannter ist die niederländische Schriftstellerin Margriet de Moor, die in Duisburg am 26. September ihr am 22. August auf Deutsch erscheinendes Buch "Schlaflose Nacht" vorstellt. Darin erzählt sie in ihrem unverkennbaren Ton eine schmerzliche Liebesgeschichte, von Abschied und Tod, Wut und Eifersucht und von der Möglichkeit eines Neubeginns.

Bissig, satirisch, melancholisch und immer wieder überraschend sind die Texte zeitgenössischer Autoren aus China, aus denen Katharina Schütz am 7. Oktober als Kooperation mit dem in Duisburg ansässigen Konfuzius-Institut Ruhr liest - natürlich in deutscher Übersetzung.

Am 15. November kommt dann Frank Goosen mit seinem neuen Roman "Förster, mein Förster" über einen Schriftsteller, dem nichts mehr einfällt. Zwischen absurder Komik und feiner Melancholie erweist er sich darin als brillanter Beobachter und Erzähler des Zwischenmenschlichen.

Über Unsterblichkeit im buchstäblichen Sinn geht es in "Die Unglückseligen", dem faustischen jüngsten Roman von Thea Dorn, aus dem die Autorin am 30. November liest.

Eine Kurzfassung der klassischen Komödie "Der eingebildete Kranke" von Molière trägt Wolfgang Hinze, Jahrgang 1935, am 25. Januar vor. Das ist dann eine Kooperation mit der Deutsch-Französischen Gesellschaft Duisburg, ebenso wie der Abschluss der Reihe am 14. Februar. Dann präsentiert die Schauspielerin Anja Bilabel ihr Kammerhörstück "Es träumte mir von einer Sommernacht", das ist ein kurzweiliger und poetischer Abend mit der meisterhaften Lyrik und Prosa von Heine, angereichert mit biografischen Elementen und umrahmt von Akkordeonklängen.

(hod)
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