Universität Duisburg-Essen Pommes schlagen Bio-Reis

Duisburg · Das Studierendenwerk Duisburg-Essen betreibt auf dem Duisburger Campus drei Mensen. Etwa 500 000 Mahlzeiten gingen dort im vergangenen Jahr über die Theken. Seit Jahren gehören vegane und vegetarische Gerichte fest zum Speiseplan.

 Koch Ulrich Mohrhagen und Küchenkraft Vanessa Mertes präsentieren ihre Hamburger.

Koch Ulrich Mohrhagen und Küchenkraft Vanessa Mertes präsentieren ihre Hamburger.

Foto: Christoph Reichwein

Der Zitronenpfeffer in Mustafa Gülcans Hand hat die Eingangsüberprüfung nicht bestanden. Der Deckel der Verpackung ist eingerissen. Damit ist das Gewürz nicht mehr zu gebrauchen. "Was nicht gut ist, geht zurück", sagt der 37-jährige Lagerarbeiter. Jeden Tag kontrolliert er die Lebensmittellieferungen, die zwischen sieben Uhr morgens und zwölf Uhr mittags in der Mensa der Universität Duisburg-Essen (UDE) an der Lotharstraße 23-25 ankommen. Ist das Verfallsdatum überschritten oder wie im Fall des Zitronenpfeffers die Verpackung beschädigt, werden die Lebensmittel nicht weiter verwendet. Beim indischen Curry und dem gemahlenen Ingwer hat Gülcan an diesem Vormittag keine Beanstandungen. Sie bringt er in den Lagerraum.

Die Mensa an der Lotharstraße 23-25 wurde 1991 in Betrieb genommen. Der blaue, runde Bau am Rand des Campus ist die jüngste der UDE-Essensausgaben und auch die größte. 286 407 Essen haben die Mitarbeiter dort im vergangenen Jahr ausgegeben. Dahinter folgte die geografisch nicht weit entfernte "Mensa Bibliothek" an der Lotharstraße 65 mit 106 536 Essen und die Mensa "Ins Grüne" an der Oststraße (100 281 Essen). Im Schnitt versorgte das Studierendenwerk Duisburg-Essen, das die Mensen der Universität betreibt, an den drei Standorten im vergangenen Jahr täglich 2262 Studierende.

Als Petra Karst 1976 ihr Studium an der damaligen Gesamthochschule Duisburg begann, gab es für die Verpflegung der Studierenden nur die Mensa an der Bibliothek. Den heutigen Anforderungen genügt sie nicht mehr, berichtet die Sprecherin des Studierendenwerks. Zwar könne die Hauptmensa an der Lotharstraße 23-25 mehr Studierende versorgen als es bislang der Fall ist, aber: "Sie wird nicht so gut angenommen, wie sie leisten könnte", sagt die 58-Jährige. Grund sei die etwas abgeschiedene Lage. Auf einem Grundstück zwischen der Hauptmensa und der "Mensa Bibliothek" soll nun eine neue gebaut werden, die die Einrichtung an der Bibliothek ersetzt. "Wenn alles gut geht, können wir 2018 oder 2019 eröffnen", sagt Karst.

Ulrich Mohrhagen ist seit Oktober 2011 stellvertretender Küchenleiter in der Hauptmensa. Der 42-Jährige arbeitete zuvor als Koch auf Kreuzfahrtschiffen und stand unter anderem in Frankreich, der Schweiz und den USA am Herd. Der Mensaspeiseplan ist für die kommenden acht Wochen ausgelegt. Das Essen, das es in Duisburg gibt, wird am jeweils gleichen Tag auch in den Mensen in Essen ausgegeben, berichtet der zweite Küchenleiter. Morgens um sieben beginnen er und seine Mitarbeiter mit den Vorbereitungen. Gegen 16.15 Uhr ist Feierabend.

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Die Duisburger Mensen sind montags bis freitags von 11.15 bis 15.30 Uhr geöffnet. "Der erste große Schub kommt zwischen 11.30 und 12 Uhr", sagt Mohrhagen, "der zweite gegen kurz vor eins." Ihm ist wichtig, dass die Mitarbeiter nicht morgens alles kochen, sondern die Essen zeitnah zubereiten. "So sind sie frisch, und wir werfen am Ende des Tages nur ganz wenig weg", sagt der Koch.

Im Studierendenwerk arbeiten 365 Mitarbeiter, davon 224 in der Gastronomie, etwa als Köche, Küchenhilfen, Café-Mitarbeiter und in der Verwaltung. Neben der UDE betreibt das Studierendenwerk Essen-Duisburg die Mensen der Folkwang Universität der Künste mit den Standorten Essen und Duisburg sowie der Hochschule Ruhr West in Mülheim und Bottrop.

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Knapp 30 der Mitarbeiter stammen nicht aus Deutschland. Sprecherin Karst sieht das als Gewinn: "Wir bieten Aktionswochen an, in denen wir ihre heimischen Gerichte anbieten", sagt sie. Daneben können auch die Auszubildenden Wünsche äußern. "Wenn sie etwas Bestimmtes kochen wollen, sorgen wir dafür, dass sie das können", berichtet Küchenleiter Mohrhagen. In einer eigens für sie in der Küche eingerichteten Ecke können sie außerdem für ihre praktischen Prüfungen üben. Die Übernahmeaussichten sind gut: Wer seine Ausbildung mit der Note 3 oder besser abschließt, erhält einen zwölfmonatigen Vertrag. Wer eine schlechtere Note bekommt, sich aber während der Ausbildung gut präsentierte, wird für weitere sechs Monate beschäftigt, berichtet Karst.

Im Erdgeschoss der Hauptmensa eröffnete das Studierendenwerk im Dezember 2013 das Café "Vision". Täglich ist es bis 19 Uhr geöffnet, auch an Samstagen. Länger geht es bei Veranstaltungen wie Fußballübertragungen, Grillabenden, Karaoke-Partys oder Poetry-Slam. Dann schließt das Café erst gegen 23 Uhr. Die Ansprüche der Studierenden an das Mensaessen hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten "ganz extrem" geändert, sagt Sprecherin Karst. Während früher eher Deftiges wie Gulasch und Speck angeboten wurde, seien die Gerichte inzwischen viel leichter geworden - Gemüsesuppe statt Eintopf etwa. Dazu gibt es in den Mensen der UDE jeden Tag mindestens ein veganes und ein vegetarisches Gericht. Für die Reis- und Nudelprodukte trägt das Studierendenwerk eine Bio-Zertifizierung, und das frische Gemüse bezieht es von einem Bauern in Bottrop-Kirchhellen.

Dennoch: "Die Renner sind weiterhin Schnitzel, Burger und Currywurst", sagt Karst. Zum Vergleich: Während im vergangenen Jahr 19 000-mal Pommes bestellt wurde, orderten die Studierenden lediglich 3600-mal den Bio-Reis.

(RP)
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