Duisburg Uni wirbt knapp 116 Millionen Euro ein

Duisburg · Eine Hochschule kommt mit den Geldern der öffentlichen Hand nicht mehr aus, um konkurrenzfähig zu bleiben. Uni-Rektor Prof. Radtke freut sich über Drittmittel, warnt zugleich aber davor, sie als alleiniges Qualitätskriterium zu sehen.

 Für manche Fächer muss die Universität teure Geräte anschaffen, um Forschung auf aktuellem Stand leisten zu können. Drittmittel sind da notwendig, um innerhalb der Hochschullandschaft konkurrenzfähig zu bleiben. Unser Bild zeigt den Physiker Prof. Dr. Rolf Möller an einem Rastertunnelmikroskop.

Für manche Fächer muss die Universität teure Geräte anschaffen, um Forschung auf aktuellem Stand leisten zu können. Drittmittel sind da notwendig, um innerhalb der Hochschullandschaft konkurrenzfähig zu bleiben. Unser Bild zeigt den Physiker Prof. Dr. Rolf Möller an einem Rastertunnelmikroskop.

Foto: christoph reichwein

Die sogenannten Drittmittel, also Gelder, die nicht aus den Etats der öffentlichen Hand, sondern von privaten Geldgebern wie Unternehmen oder kommerziellen Instituten stammen, werden für die Universität Duisburg-Essen immer wichtiger. Darauf weist der Rektor der UDE, Prof. Dr. Ulrich Radtke in einem Gespräch mit der Rheinischen Post ausdrücklich hin. Früher sei die universitäre Forschung im Wesentlichen aus der Grundfinanzierung, die das Land zur Verfügung stellt, bestritten worden. Mittlerweile seien die Kosten für die Forschungsprojekte der Uni jedoch so stark angewachsen, dass dies nicht mehr reiche.

Vor allem in den Natur- und Ingenieurwissenschaften wachse der Finanzbedarf, besonders durch die Anschaffung teurer Geräte. In den vergangenen Jahren sei der Anteil der Drittmittel-finanzierten UDE-Aktivitäten "substanziell gewachsen". Prof. Radtke: Im Jahr 2013 haben wir 115,86 Millionen Euro eingeworben, das entspricht etwa 25 Prozent unserer Gesamteinnahmen." Von diesem eingeworbenen Geld seien rund 1000 Hochschul-Stellen finanziert worden. Davon habe insbesondere der Forschungsnachwuchs profitieren können. Prof. Radtke: "Dies macht bereits mehr als ein Drittel der Stellen in diesem Bereich aus." Anders ausgedrückt: Ohne die Drittmittel gäbe es 330 Stellen weniger im wissenschaftlichen Bereich. Allerdings hätten Drittmittel, die beispielsweise die Industrie für bestimmte Forschungsprojekte zur Verfügung stellt, auch Nachteile: Wenn das Projekt abgeschlossen ist, versiegt auch die Geldquelle.

So schön und wichtig Gelder aus der freien Wirtschaft auch sein mögen, an der Uni Duisburg-Essen werden auch Fächer angeboten, bei denen es naturgemäß schwierig ist, Drittmittel zu akquirieren. Auf die Frage, wie beispielsweise Geisteswissenschaftler, die keine Finanzmittel von Wirtschaftsunternehmen erwarten können, zu herausragenden Leistungen motiviert werden können, antwortet Prof. Radtke: "Ich mache täglich die Erfahrung, dass gute Forscherinnen und Forscher ihren Weg machen, ob sie nun viel oder wenig Geld für ihre Vorhaben einwerben können." Drittmittel spielten zwar in der öffentlichen Wahrnehmung eine immer größere Rolle und seien auch wichtig für die Hochschulfinanzierung, sie seien aber nicht das eigentliche Qualitätskriterium für die tatsächlich erbrachten Leistungen in Forschung und Lehre." Radtke: "Entscheidend ist und bleibt die fruchtbare wissenschaftliche Erkenntnis, die Forschungsneugier oder auch das Lehrengagement." Das alles lasse sich nicht schematisch über reine Mengenangaben erfassen. Wer nur Zitierungen oder Drittmittelsummen im Blick habe, verzerre die Wirklichkeit.

Das ist die Universität Duisburg-Essen
8 Bilder

Das ist die Universität Duisburg-Essen

8 Bilder

Zum Verhältnis von UDE zur Stadt befragt, antwortete Prof. Radtke, dass sich die Hochschule regelmäßig mit den beiden Campi-Städten Duisburg und Essen austausche, zum Beispiel bei den Treffen der Verwaltungsvorstände. Die UDE beteilige sich auch aktiv an den Stadtentwicklungsprozessen in Duisburg und Essen. Für Duisburg spiele auch die Zusammenarbeit in der Euregio Rhein-Waal eine große Rolle. Dort werde die UDE stets einbezogen. Nicht zuletzt suche die Uni den Kontakt zu den Städten bei den zurzeit besonders aktuellen Fragen zur Integration von Ausländern und Flüchtlingen. Schließlich spiele Bildung bei den Integrationsprozessen eine zentrale Rolle.

Passagen des Wortinterviews auf der 2. Lokalseite.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort