Duisburg Uni gibt Start-up-Hilfe: Strom aus Meereskraft

Duisburg · Was als Diplomarbeit an der Universität Duisburg-Essen begann, ist heute ein erfolgreiches Start-up namens Nemos. Es geht um die Nutzung des Energiepotenzials von Meereswellen.

 Die Energie von Meereswellen in Offshore-Windparks nutzen - diese Idee überzeugte jetzt auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (rechts).

Die Energie von Meereswellen in Offshore-Windparks nutzen - diese Idee überzeugte jetzt auch NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (rechts).

Foto: Probst

Wo bisher weniger als 50 Prozent der Wellenenergie nutzbar waren, entwickelt Jan Peckolt, Geschäftsführer von Nemos, ein System aus Schwimmkörpern, Seilen und digitaler Steuerung, mit dem bis zu 80 Prozent der Wellenenergie zum Antrieb elektrischer Generatoren genutzt werden können. Drei bis fünf dieser 20 Meter langen Schwimmkörper an ein Windrad gekoppelt können so 20 Prozent mehr Strom erzeugen, ohne neue Netzverbindungen schaffen zu müssen. "Das ist eine super Ergänzung", sagt NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, "ohne Eingriff in die Natur."

Peckolts Kniff: Die Seile sind so an dem Schwimmkörper befestigt, dass sich dieser nicht nur vertikal, sondern auch horizontal bewegen kann. Gleichzeitig richtet die zum Patent angemeldete Steuerung die Schwimmkörper an sich verändernde Wellenrichtungen an. Bei Sturm lässt es sie abtauchen. "Das sieht einfach aus, aber es sind viele Innovationen enthalten", so Peckolt. Diese könnten auch in anderen Bereichen der Industrie Anwendung finden. "Die Idee entwickelte sich in mehreren Schritten", sagt Peckolt. Zu Beginn sei einfach die Begeisterung für Technik da gewesen. "Als ich meine Diplomarbeit zu diesem Thema schrieb, lag eine Gründung noch weit entfernt." Das war 2010. 2012 aber hob er die Nemos GmbH bereits aus der Taufe. "Es lief wie im Bilderbuch", resümiert der Wirtschaftsingenieur. An der Universität Duisburg-Essen (UDE) nahm er an dem Gründungsseminar "small business management" teil, in dessen Rahmen er seinen Businessplan erstellte. Mit seinem Vorhaben gewann er den Existenzgründerpreis der Gründungsinitiative Innovation Duisburg (GRIID) sowie den RWE-Zukunftspreis.

Peckolt nahm das Gründungscoaching der UDE in Anspruch, ebenso wie das Businesscoaching, wodurch er neben dem Gründerstipendium "EXIST" auch private Investoren für sein Projekt fand. "Die Förderung durch den Bund war eine gute Anschubfinanzierung", erkläutert Simon Hombücher, Projektkoordinator der UDE-Innovationsfabrik. Doch für eine forschungsintensive High-Tech-Gründung wie diese waren weitere Mittel nötig. "Die Rolle der vermögenden Privatinvestoren wird immer größer", so die Überzeugung von Thomas Nußbruch, Leiter der Innovationsfabrik.

Bis Jan Peckolt mit seinem mittlerweile 14 Mann starken Team Umsätze generieren kann, werden noch drei weitere Jahre ins Land ziehen: "Ziel ist, die Anlagen ab 2018 kommerziell auf den Markt zu bringen." Nach über 500 Laborversuchen mit Nemos-Vorläufern nahm jetzt eine Nemos-Testanlage in verkleinertem Maßstab an der dänischen Küste seinen voll-automatisierten Betrieb auf. Um zu sehen, wie sie sich unter realen Bedingungen schlägt. 2016 soll dann ein Prototyp in vollem Umfang installiert werden.

"Die Gründung fungiert als eine Blaupause", erklärt Simon Hombücher. Nach 160 Ausgründungen der UDE in den vergangenen 16 Jahren sollen weitere 100 in den nächsten zehn Jahren folgen. Nicht nur aus dem High-Tech-Bereich, betont Hombücher, Wissenschaftlern aus allen Bereichen steht die Innovationsfabrik offen. Diese Entwicklung hin zu einer Gründungs- und innovationsfreudigen Region soll der im Aufbau befindliche Master-Studiengang "Innopreneurship" beflügeln.

(RP)
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