Duisburg Überfall: Polizei hüllt sich in Schweigen

Duisburg · Nach dem überall auf die Sparkassen-Geschäftsstelle dringt so gut wie nichts über die Ermittlungen der Polizei an die Öffentlichkeit. Nur so viel: Die eine ganz heiße Spur gibt es nicht.

Es gibt viele Fragen, aber keine Anworten: Wie viele Täter haben am Donnerstag die Sparkassen in Rumeln überfallen? Wieso zögerte die Polizei nach der Alarmierung so lange, das Gebäude zu stürmen. Wann wusste sie, dass der oder die Täter längst über alle Berge sind? Was spielte sich morgens vor Geschäftsbeginn in der Zweigstelle ab, und wie sind die Täter dort hineingekommen? In solchen Fällen verweist die Polizei gerne auf "ermittlungstaktische Gründe" und bleibt (zunächst) die Antworten schuldig.

Anders als im "Tatort" löst sich ein Banküberfall in Wirklichkeit nicht in 90 Minuten. Allein die Spurensuche und -sicherung zog sich von Donnerstagmorgen bis zum gestrigen Nachmittag. Dazu kommen jede Menge Zeugenvernehmungen, zu denen nicht nur die Mitarbeiter der Zweigstelle gehören, sondern auch etliche Anwohner. Nachdem die Polizei, wie berichtet, die beiden zunächst als tatverdächtig Festgenommenen am Donnerstagabend wieder gehen ließ, weil sie zweifelsfrei mit dem Überfall nichts zu tun hatten, konnte sie gestern keine anderen möglichen Täter präsentieren. Es kann sogar durchaus sein, dass nur ein Räuber in die Bank ging, die 22-jährige Mitarbeiterin und ihren Kollegen bedrohte und beide zwang, den Tresor im Keller zu öffnen. Dort bediente(n) der oder die Räuber sich dann und entkamen mit einer Beute in beachtlicher Höhe. Es soll sich um einen nennenswerten sechsstelligen Betrag handeln. Bekannt ist inzwischen, dass der Mitarbeiter im Tresorraum eingesperrt wurde, während seine Kollegin gezwungen wurde, in ein anderes Zimmer zu gehen. Dass sie von dort aus nicht sofort die Polizei anrief, ist offenbar auf den erheblichen Druck zurückzuführen, unter den sie von dem oder den Tätern gesetzt wurde. Erst als sie sicher sein konnte, dass vor der Bank die Polizei bereits in Stellung gegangen war, griff sie zum Hörer. Die Beamten wiederum hielten sich so lange zurück, um nicht das Leben der Geiseln in Gefahr zu bringen.

Seit dem Überfall fahndet die Polizei nach einem roten Golf älterer Bauart, den Zeugen gesehen haben, als er in Tatortnähe davonfuhr. Dabei muss es sich keineswegs um das Fluchtauto handeln. Längst geht die Polizei auch Hinweisen auf andere Wagen nach. Die Ermittler prüfen gleichfalls, ob es Parallelen zu Überfällen auf Geldinstitute im Bundesgebiet gibt. Es könnte gleichfalls einen Zusammenhang zu dem Überfall auf die Rumelner Geschäftsstelle vor sechs Jahren geben. Damals hatte ein Düsseldorfer Juwelier in Geldnot die Sparkasse an der Dorfstraße beraubt. Hat er vielleicht im Gefängnis davon erzählt, und Mitinsassen so auf die Idee gebracht? Diese Möglichkeit zieht die Polizei ebenso in Betracht wie einen terroristischen Hintergrund. Bis heute sind zum Beispiel die Tatverdächtigen aus der RAF-Szene nicht gefasst, die für eine Reihe von Banküberfällen in Deutschland verantwortlich gemacht werden.

(RP)
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