Duisburg UDE-Forscher schlägt Bundesprogramm vor

Duisburg · Flüchtlinge integrieren - mit dieser Aufgabe tut sich die Arbeitsmarktpolitik in ihrer "Maßnahmenlogik" derzeit schwer. Viele Neuankömmlinge sind hochmotiviert, wollen rasch Geld verdienen oder streben eine akademische Karriere an. Sie werden aber enttäuscht, denn die Wege sind äußerst widersprüchlich und unübersichtlich. "Verschiedenste Akteure wollen helfen, zeigen vielfältiges und beachtlich hohes Engagement. Das alles ist aber eher gut gemeint als gut gemacht", kritisiert Prof. Dr. Matthias Knuth vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

 Der syrische Flüchtling Maai macht eine Ausbildung bei einer Neumühler Firma. Nicht alle Flüchtlinge werden so schnell integriert.

Der syrische Flüchtling Maai macht eine Ausbildung bei einer Neumühler Firma. Nicht alle Flüchtlinge werden so schnell integriert.

Foto: apr

Bisher überwiegen Angebote der dualen Ausbildung, die in gewerblich-technische oder handwerkliche Berufe führen sollen - und damit vorrangig Männer ansprechen. Es fehlen vollzeitschulische Ausbildungen, beispielsweise für Dienstleistungsberufe in Bildung, Erziehung oder Pflege. Außerdem haben nach Beobachtungen der UDE die Arbeitsagenturen und Jobcenter die Perspektive eines Studiums nicht im Blick. Unabhängige professionelle Beratungsangebote würden 70 Prozent der Flüchtlinge gar nicht kennen. Jobcenter böten sich an, seien aber nur so lange zuständig, wie Sozialleistungen fließen. "Notwendig wäre eine langfristige, verlässliche Begleit- und Unterstützungsstruktur, in der Flüchtlinge sich zunehmend eigenverantwortlich bewegen können - unabhängig von dieser oder jener Sozialleistung", rät der Arbeitsmarktforscher.

Eine Lösung könnte ein "Bundesprogramm Arbeitsmarktintegration" bringen, nicht nur für Flüchtlinge, sondern ebenso für dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgegrenzte Personen. Die Integration müsse über Leistungsbezug und Kostenträgerlogik hinaus ein verlässliches, langfristiges Geländer bilden. Dabei sollte für beide Gruppen gleichzeitig etwas getan werden, und "vielleicht kann man aus der Förderung von Flüchtlingen etwas für die Förderung von Langzeitarbeitslosen lernen." Zum Thema "Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen" hat die Friedrich-Ebert-Stiftung einen "WISO Diskurs" von Matthias Knuth veröffentlicht, der auch im Internet verfügbar ist: "http://library.fes.de/pdf-files/wiso/12914.pdf".

Weitere Informationen: Prof. Dr. Matthias Knuth, Institut Arbeit und Qualifikation, ":matthias.knuth@uni-due.de"

(RP)
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