Duisburg Traumzeit mit fantastischer Musik

Duisburg · Techno mit Tuba, überzeugende Singer-Songwriter und hypnotischer Krautrock - die musikalische Mischung beim Traumzeitfestival ist ungewöhnlich. Genau deshalb macht der Besuch so viel Spaß.

Die ersten Bands rocken das Traumzeit Festival
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Die ersten Bands rocken das Traumzeit Festival

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Was die Feuerwehrkapelle beim Festival in Wacken, sind fürs Traumzeitfestival die Homberger Knappen: Seit 2013 eröffnet der Chor in den Bergmannsuniformen die Traumzeit-Konzertreihe in der Industriekulisse des Landschaftsparks. Vergangenheit und Gegenwart treffen - wenn auch nur kurz - an dieser Stelle musikalisch aufeinander. Als nächstes spielte die "Meute" Techno, auf eine beeindruckende Art und Weise. Wer hier mittels Computer produzierte Sounds erwartet hatte, wurde überrascht: Die "Meute" liefert Techno mit Pauken und Trompeten.

Zur Eröffnung des dreitägigen Festivals, das am Sonntag Abend mit dem einzigen Konzert von "Air" aus Frankreich in Deutschland zu Ende ging, zogen dicke Regenwolken auf. Für das neue Konzept mit einer weiteren Open-Air-Bühne statt Nutzung der Kraftzentrale keine gute Voraussetzung. Trotzdem ließen sich die Fans nicht abhalten.

Am Freitag dürfte neben "Meute" wohl die schwedische Gruppe "Goat" als ein Höhepunkt des Festivals bezeichnet werden. In fantastischen Kostümen und maskiert überfielen sie das Publikum auf der Bühne am Cowper-Platz mit einer "hypnotischen Mischung aus Krautrock, Funk, Prog und Voodoo-Sounds", wie es das Programmheft versprach. Die beiden Power-Sängerinnen erinnerten gesanglich sehr an "B 52".

Viel ruhiger ging es in der Gebläsehalle zu, denn hier bekamen die Singer-Songwriter ihre Bühne. "Sarah and Julian" sind Geschwister und wurden auf ihrer Tournee mehrfach von der Schauspielerin Meret Becker und ihrer singenden Säge begleitet, die leider am Freitag nicht dabei sein konnte. Viel Melancholie, mehr Moll als Dur. Später folgte Hein Cooper, der sich mittels Gitarre und Looper selbst begleitete sowie spät in der Nacht "Mine".

"Umsonst und draußen" heißt es traditionell auf der Bühne am Gasometer. Hier ist Platz für die lokalen Helden und Newcomer. In der Nachbarschaft der Stände für Bier und Currywurst mussten die Mitarbeiter an den Zapfhähnen einiges an Phonstärke aushalten und forderten wohl insgeheim eine Sonderzulage von ihren Chefs, denn was Bands wie "The Hubschrauber" (Nimwegen) und "Die ganz normalen Bürger" (Duisburg) ablieferten, hatte mit ballermannscher Bierseligkeit nichts zu tun. Immerhin gab es etwas zu sehen, denn vor der Bühne wurde Pogo getanzt.

"Man soll die Saiten schmieden, solange sie heiß sind", lautete die Devise zu vorgerückter Stunde in der Gießhalle, wo die US-Kultband "Dinosaur Jr." ihre eigene Stereo-Anlage in Form von vier Marshall-Türmen und zusätzlicher Bass-Anlage aufgebaut hatte. Das sieht man heute nur noch selten, dafür hörte man sie bis zum 100 Meter entfernten Parkplatz immerhin noch in Zimmerlautstärke. Doch wer ein echter Fan dieser zeitlosen Musik ist, lässt sich auch von einem Tinnitus nicht. Mit der Hip-Hop Blaskapelle "Moop Mama" schloss sich an diesem Abend der Kreis auf der Cowper-Bühne.

Der Samstag begann mit einem "Tief über Neufundland": Als die gleichnamige Band spielte, entlud sich über der Stadt ein Wolkenbruch. Den passenden Soundtrack zum Wetter lieferte später "Spain" mit schwermütiger Musik in der Gebläsehalle. Zuvor präsentierte sich "Bernd Begemann & die Befreiung" als Frontmann mit Entertainerqualitäten. Musikalisch wie textlich ließen hier die "Ärzte" schön grüßen.

Mit Matt Simons kam ein ausgebildeter klassischer und Jazz-Pianist auf die Bühne der Gießhalle. Mit seiner Band versetzte er das Publikum in Schwingung, ließ es grooven und mitsingen. Sicher einer der Höhepunkte des Festivals.

Überraschend voll wurde es wenig später bei Jochen Distelmeyer in der Gebläsehalle, der bewies, dass es kein großes Equipment braucht, um sein Publikum zu finden. Überhaupt erfreuten sich die Singer-Songwriter einer guten Resonanz.

Mit "Ásgeir" aus Island rückte wieder mehr Traumzeit ins Festival. Mit seiner nicht leicht zu verwechselnden Stimme und seinen nordischen Folksongs wurde es an diesem Tag noch einmal exotischer als bei den anderen Konzerten.

"Poppig und beschwingt" ging es später beim Konzert von "Tocotronic" aus Hamburg zu, auf der Bühne am Gasometer hinterließ "The Atrium" am zweiten Festivaltag einen sehr guten Eindruck.

Aus Sicht der Gastronomien war der Freitag ein Reinfall. "Der Samstag war besser", kommentierte ein Weinhändler, der sich auf einen noch besseren Sonntag hoffte.

Einen Bericht über den dritten Festivaltag lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe.

(awin)
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