Duisburg Tom Liwa enttäuscht hohe Erwartungen

Duisburg · Die meisten Texte blieben für den Zuhörer nur in Bruchstücken identifizierbar.

 Harald Schulte in schwarzer Kutte und Tom Liwa im Hintergrund.

Harald Schulte in schwarzer Kutte und Tom Liwa im Hintergrund.

Foto: WinterSEEL

"Hibakusha Dreaming" versprach im Akzente-Programmheft eine textliche, musikalische und tänzerische Auseinandersetzung mit den Folgen der Atombomben-Abwürfe in Hiroshima und Nagasaki. Der Duisburger "Musiker und Songpoet" Tom Liwa zeichnete für die Sound-Collage, Texte und Musik verantwortlich, Harald Schulte für den Tanz. Und nur Letzteres konnte am Ende wirklich beeindrucken.

Es fand sich nur eine Handvoll Zuschauer in der Liebfrauen-Kirche ein, in deren Mitte eine Bühne und mit einiger Distanz dazu Sitzreihen aufgebaut sind. Diesen Zwischenraum nutzte Harald Schulte - weiß geschminkt mit ständig schmerzverzerrtem Gesicht als "Hibakusha" (deutsch: Explosionsopfer) - für seine Tanz-Performance. Anfangs eingehüllt in eine schwarze Kutte tanzt er sich meist im Zeitlupentempo die Seele aus dem Leib, während Tom Liwa im Halbdunkel der Bühne mit monotonem Singsang und einigen wenigen Gitarrenklängen aufführt, was im Programm so beschrieben wird: "Im Mittelpunkt von Hibakusha Dreaming stehen Songs, die der Duisburger Songpoet ... tief berührt nach Sichtung von Lyrik und Prosa Überlebender exklusiv für diesen Anlass komponiert und verfasst hat."

Damit waren die Erwartungen hochgeschraubt. Die Enttäuschung war dementsprechend groß, weil die - wenigen - Textzeilen, die dabei herauskamen, oft kaum zu verstehen waren, weil sie von den dazu laufenden Sound-Collagen übertönt wurden. Das mag an einigen Stellen Absicht gewesen sein, an denen sich wiederholenden Textzeilen aus dem Hintergrund langsam in den Vordergrund drängten, aber die meisten Texte blieben für den Zuhörer nur in Bruchstücken identifizierbar.

Das "wortlose Gegenstück" (Programmheft) bildete Harald Schultes Butoh-Performance. Das Wort steht übersetzt für "Tanz der Finsternis", der nach dem Zeiten Weltkrieg in Japan als ein Tanztheater ohne feste Form entstand und als ein Zeichen des Protests gegen den nordamerikanischen Kulturimperialismus gedacht war. Harald Schulte schuf in seiner Interaktion mit den Soundcollagen eine beeindruckend bedrückende Atmosphäre. Etwas schade, dass auf den hinteren Plätzen ein Teil seine Performance nicht gut zu beobachten war, wenn sie sich auf dem Boden des Zwischenraums zwischen Bühne und Stuhlreihen abspielte.

Gemessen an den Vorankündigungen hätten eigentlich Songtexte im Mittelpunkt stehen müssen, so waren es die Klang-Collagen und der Tanz. Aber es ist auch schwierig, etwas in Worte zu packen, wofür es eigentlich keine Worte mehr gibt, weil sie mit den vielen Menschen in Hiroshima und Nagasaki gestorben sind.

(awi)
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