Duisburg Tanzprojekt integriert Flüchtlingskinder

Duisburg · "Alltag Alle Mania" heißt ein Tanzprojekt, das von zwei Duisburger Choreographen angestoßen wurde, nämlich von der 1986 hier geborenen Mia Sophia Bilitza und ihrem sechs Jahre älteren Bruder Maximilian, beide künstlerisch hervorgegangen aus der Duisburger Tanzwerkstatt Ulla Weltike. Jetzt ermöglichte der Kultur-Rucksack NRW die Abschlussveranstaltung in der Liebfrauenkirche.

 Etwa 40 junge Tänzerinnen und Tänzer aus 20 Ländern waren an dem eindrucksvollen Abend in der Liebfrauenkirche beteiligt.

Etwa 40 junge Tänzerinnen und Tänzer aus 20 Ländern waren an dem eindrucksvollen Abend in der Liebfrauenkirche beteiligt.

Foto: christoph reichwein

Das Projekt brachte zehn- bis vierzehnjährige Duisburger mit gleichaltrigen Kindern und Jugendlichen aus hiesigen Flüchtlingsunterkünften zusammen. Arbeitsgrundlage war die Idee des Community-Tanzes, den der renommierte Choreograph Royston Maldoon gerade auch in unserer Stadt bekannt gemacht hat. Das Projektteam ermöglichte neue ästhetische Erfahrungen und Visionen, in denen die Teilnehmer als Experten für ihre eigenen Belange kreativ sein konnten. Da der Tanz über alle Sprachbarrieren hinweg verstanden wird, bot das Projekt insbesondere den neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen eine Möglichkeit, sich mitzuteilen und auszutauschen. So steht der Tanz für eine friedliche Gesellschaft, für Toleranz, Mitgefühl und Gleichheit in der Welt. Das Projekt begann mit Werkstätten, Tanzlaboren und Trainingsstunden in ausgewählten Kultureinrichtungen und Flüchtlingsunterkünften, dazu kamen Workshops in Choreographie, Theater, ja sogar türkischen Tänzen und fernöstlicher Kampfkunst.

Die getanzte Handlung war inspiriert von dem Film "Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger" und suggerierte die Flucht-Erzählung, "dass in dem Boot, in desen Bauch sich der Überlebende rettete, auch noch andere Wegbegleiter dabei waren. Oft fürchtete er sich vor diesen fremden Kreaturen, diesen Monstern, den Bestien, den anderen, die ihm keinen Platz ließen, aber auf der anderen Seite überstand er auch wahnwitzige Abenteuer mit ihnen, er durchquerte die Meere, besiegte die Elemente und am Ende lernte er auch, seine ständigen Begleiter zu zähmen. Er besiegte seine schlimmsten Ängste und war somit Herrscher seiner neuen, eigenen Realität. Er selber kreierte am Ende seine eigenen, fliegenden Träume."

Etwa 40 junge Tänzerinnen und Tänzer mit Wurzeln aus 20 verschiedenen Ländern wuselten konzentriert über die Bühne in der Kulturkirche am König-Heinrich-Patz. Am eindrücklichsten wirkte wohl das Schlussbild, bei dem das Boot im Zeitungsmeer allmählich von dem Papierhaufen überdeckt wurde, wobei die Mädchen das Bündel jeweils unter ihr Gewand stopften, um es zum Boot zu tragen, so dass sie für einen Moment aussahen wie schwanger.

Natürlich gab es am Ende großen Beifall.

(hod)
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