Duisburg Tanz-Blicke auf den natürlichen Menschen

Duisburg · Acht nackte junge Menschen unter roten Stoffbahnen, wie in einem Museum. Das Publikum kommt dazu auf die Bühne im Duisburger Theater, das Barockensemble der Duisburger Philharmoniker nimmt die Stoffbahnen weg, die je vier Tänzerinnen und Tänzer ziehen sich an, nach dem ersten Musiksatz nehmen die Besucher ihre Plätze an der Rückwand der Bühne ein und die eigentliche Vorstellung kann beginnen.

 Das Kölner Tanzlabel Emanuele Soavi incompany bietet mit "Relics" eine sehenswerte Performance.

Das Kölner Tanzlabel Emanuele Soavi incompany bietet mit "Relics" eine sehenswerte Performance.

Foto: Joris-Jan Bos Photography

Die Uraufführung des Tanzprojekts "Relics" ist die dritte Zusammenarbeit der Philharmoniker mit dem Kölner Tanzlabel Emanuele Soavi incompany", nach der vierstündigen Mythentrilogie "Verführte und Verführer" (2014) und dem zweiteiligen Projekt "Aurea - Variations on Bach" (2015, die RP berichtete). Auch diesmal spielt die Musik von Johann Sebastian Bach eine wichtige Rolle.

Es erklingen Bachs Brandenburgische Konzerte Nr. 4 G-Dur BWV 1049 (hier mit Querflöten statt der vorgeschriebenen Blockflöten) und Nr. 5 D-Dur BWV 1050, weitgehend stilsicher aufgeführt, sowie entsprechende Beiträge von Wolfgang Voigt, einem Pionier auf dem Gebiet der Verbindung von klassischer und elektronischer Musik, und noch freier an Bach angelehnte Soundinstallationen von dem Kölner Sounddesigner und DJ Stefan Bohne, live am Laptop gesteuert von den beiden Urhebern.

Es geht um die Frage, was in einer zunehmend virtuellen Welt noch vom natürlichen Menschen bleibt ("relics" bedeutet "Überreste"). Der Choreograph Emanuele Soavi hat das in eine Überfülle sinnlicher Assoziationen übersetzt, zusammen mit Emiliana Campo, Federico Casadei, Quentin Dehaye, Sooyeon Kim, Lisa Kirsch, Mark Christoph Klee, Francesca Poglie und Cosmo Sancilio, deren Tanzwut virtuose Bilder ergibt, bei denen manchmal Arme, Beine und Köpfe die Besitzer zu wechseln scheinen. Das ist erfreulich anzuschauen, könnte aber über weite Strecken konkreter und konsequenter sein.

Wer sich selbst ein Bild machen will: Es gibt drei weitere Vorstellungen, die erste gleich am heutigen Samstag, 16. September, um 20 Uhr, im Theater, dann am 9. und 10. Oktober, jeweils um 19.30 Uhr, in der Oper Köln im StaatenHaus.

Wie in Duisburg (im Lehmbruck-Museum, die Rheinische Post berichtete) gibt es dazu eine Einführungsveranstaltung als Lecture-Performance, in der Kölner Kirche St. Gertrud, am 29. und 30. September, jeweils um 20 Uhr.

(hod)
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