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Duisburg Supercomputer beginnt zu rechnen

Duisburg · Zu den Top 500 zählt der High Performance Computer MagnitUDE, den die Uni jetzt in Betrieb nimmt. Davon profitieren Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Medizin und die Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften.

 Stefan Soldat, Oberbürgermeister Sören Link und Uni-Rektor Ulrich Radtke bestaunen den neuen Supercomputer.

Stefan Soldat, Oberbürgermeister Sören Link und Uni-Rektor Ulrich Radtke bestaunen den neuen Supercomputer.

Foto: Amela Radetinac

Bläuliches Licht werfen die Strahler auf schwarze Metallregale und -schränke in der äußerlich unscheinbaren Rheinhausener Logporthalle. Leuchtdioden markieren die Racks, in denen die leistungsstarken Platinen stecken, Kabelstränge ranken sich von einer zur nächsten. 437 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (Teraflops) - so viel wie 3375 moderne Computer für den Hausgebrauch - bewerkstelligt der neue Supercomputer MagnitUDE der Universität Duisburg-Essen (UDE). Sie konnte das 3,3 Millionen Euro schwere Gerät über die Deutsche Forschungsgemeinschaft erwerben, um die immer reicher, feiner und wichtiger werdenden Informationen zu verarbeiten, wie Rektor Prof. Dr. Ulrich Radtke bei der Einweihung betonte.

Auf einem der Schränke breitet sich ein Bild metallener Würmer und glimmender Tropfen aus - Stahl. In millionenfacher Vergrößerung. Denn darum geht es im Inneren des Rechners: "Um die Charakterisierung makroskopischer Eigenschaften auf mikroskopischer Ebene", so Prof. Dr. Jörg Schröder vom Institut für Mechanik. Hier wird berechnet, wie sich Stahlgüten unter verschiedenen Einflüssen verhalten. Ziel für die Wirtschaft ist, hochfesten Stahl zu produzieren, der - zur Autokarosse verarbeitet - Unfällen standhält, dabei leicht ist und so wenig Energie verbraucht. "Realistische Berechnungen können wir erst jetzt selbst machen", so Schröder. Der Vorgänger dieses Rechners gehörte einst auch zu den Top 500, doch stieß er längst an seine Grenzen.

Eine Feuersbrunst ziert den anderen Metallschrank. Dort geht es um Verbrennungen. In Motoren zum Beispiel. "Wir geben das Gasgemisch an, die Einströmgeschwindigkeiten, die Anzahl der Kohlenpartikel und simulieren den Verbrennungsprozess", erläutert Olaf Hasemann vom Lehrstuhl für Fluiddynamik. Auf diese großen Simulationen, an denen der MagnitUDE etwa vier Tage rechnet, kommt es an, um beispielsweise schadstoffärmere Motoren entwickeln zu können.

Für den Schwerpunkt "Materials Chain" der Universitätsallianz Ruhr sind solche Berechnungen essenziell. Doch das sind längst nicht alle Bereiche, in denen mithilfe des neuen Hochleistungsrechners geforscht wird: "Gestern habe ich noch daran gearbeitet, wie stark Arterien aufgepumpt werden können, bevor sie platzen", erzählt der Ingenieur Dr. Dominik Brands. Das geschehe heute - zum Beispiel wenn ein Stent gesetzt wird - noch Pi mal Daumen.

30 Arbeitsgruppen aus der Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Medizin und aus den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften, vernetzt durch das Center for Computional Sciences and Simulation, kommt das neue Datacenter zugute. "Endlich wollen alle ran", so Hasemann. Und das können sie auch, denn der MagnitUDE kann hunderte Jobs gleichzeitig erledigen - bei höchstens 200 Kilowatt Stromverbrauch.

Dicke Kühltüren sorgen dafür, dass er dabei nicht überhitzt: "Es gab die eine oder andere schlaflose Nacht, als es um die Klimatisierung der Anlage ging, aber wir haben es gut hinbekommen", sagt Stefan Soldat. Er ist der Geschäftsführer der DU-IT Gesellschaft für Informationstechnologie Duisburg, die diese Anlage innerhalb von zehn Monaten auf 215 Quadratmetern gebaut hat. Zu ihrem Sicherheitskonzept gehören neben der Kühlung und Heizung auch vier Sicherheitszonen für den Zutritt, eine Brandfrüherkennung samt Löschsystem, Notstrom-Generatoren, Kamera- und Geräuschüberwachung sowie eine 24-Stunden-Spezialistenbetreuung.

Oberbürgermeister Sören Link freue sich, "dass aus den Engpässen der Universität die Konsequenzen gezogen wurden", von diesem Rechenzentrum profitierten nicht nur die Wissenschaftsstandorte Duisburg und Essen, sondern auch die Wirtschaftsstandorte.

(RP)
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