Innenansichten Universität Duisburg-Essen Studenten bauen einen Rennwagen

Duisburg · Studierende aus den Fächern Maschinenbau, Betriebswirtschafslehre, Wirtschaftsingenieurswesen, Elektrotechnik sowie Automotive Management und Engineering schlossen sich für ein ungewöhnliches Projekt zusammen.

 Stolz präsentieren die "Macher" ihren Formel-E-Rennwagen mit Stahlrohrrahmen und einer Außenhaut aus Glasfasermatten. Er wiegt 300 Kilogramm.

Stolz präsentieren die "Macher" ihren Formel-E-Rennwagen mit Stahlrohrrahmen und einer Außenhaut aus Glasfasermatten. Er wiegt 300 Kilogramm.

Foto: Christoph Reichwein

Strahlend stolz verkünden die rund 40 Studenten der Uni Duisburg-Essen die Eckdaten ihrer gerade enthüllten Konstruktion - den A40-02. Der Formel-E-Rennwagen mit Stahlrohrrahmen und einer Außenhaut aus Glasfasermatten wiegt 300 Kilogramm, die beiden Motoren bringen eine Leistung von 110 Kilowatt und das Planetengetriebe 960 Newtonmeter auf die Straße. Dank Torque Vectoring verfügt der hochglanzpolierte Elektro-Flitzer über eine gesteigerte Fahrdynamik, und die modularen Radbaugruppen bieten viele Einstellmöglichkeiten für das Fahrwerk.

Was aber vor allem drin steckt, sei "jede Menge Herzblut, Fleiß, Schweiß, Zeit und Stress, aber auch viel Spaß", weiß Wirtschaftsingenieur Kai Zimmermann. Der Alumnus gründete den Verein E-Team Duisburg-Essen 2010 mit. Darin zusammengeschlossen sind Studenten vom ersten Semester bis zum Master-Anwärter aus den Studiengängen Maschinenbau, Betriebswirtschafslehre, Wirtschaftsingenieurswesen, Elektrotechnik und Automotive Management und Engineering. Ihr gemeinsames Projekt: die "Formula Student Electric". Eine Rennklasse elektrisch angetriebener Rennwagen und gleichzeitig internationaler Konstruktionswettbewerb für die Technologie des Autos von morgen.

"Wir sind noch ein sehr junges Team", sagt Maschinenbau-Studentin Sabine Braune aus dem Team Mechanik. Es habe eine Weile gebraucht, bis sich die Mitglieder zusammengefunden und in die Thematik eingedacht hatten. So ist das aktuelle Modell ihr erster voll funktionstüchtiger Rennwagen, der tatsächlich auch antreten wird: im Spätsommer in Spanien und Italien. Für einen Sieg kommt es aber nicht nur darauf an, als erster ins Ziel zu fahren. Es zählen ebenso der Konstruktionsentwurf, die Kostenanalyse bei einer Fertigung von 1000 Stück, die Geschäftspräsentation, aber natürlich besonders das Verhalten auf der Strecke: Wie macht sich der Rennwagen beim Autocross, auf der Schleuderplatte - dem sogenannten Skid Pad. Wie hoch ist seine Beschleunigung, Belastbarkeit und Treibstoffeffizienz?

Teamleiter Niklas Ullrich schätzt ihre Chancen auf den Sieg gut ein, was es aber offiziell zu gewinnen gibt, kann er auf Anhieb nicht sagen. Für ihn wie für die meisten anderen Studenten geht es um die Erfahrungen, die sie bei der Arbeit von der Konstruktionsplanung über die Drittmittelakquise bis zur Umsetzung sammeln. "Die Referenz ist der größte Gewinn", sagt Ullrich.

Auch die Kontakte, die sich ergeben, seien wertvoll, ergänzt Kai Zimmermann. Dies überwiege die Tatsache, dass das Studium darunter leide, denn die Studenten arbeiten neben und zusätzlich zum Lehrplan an diesem Projekt. Zwar finde es immer wieder Eingang in Haus- und Abschlussarbeiten, wie Prof. Dr.-Ing. Dieter Schramm, Dekan der Fakultät Ingenieurswissenschaften betont, doch "es wäre schon gut, wenn Teile unserer praktischen Arbeit in die Theorie des Studiums eingebunden würden", meint Ullrich.

"Was ich hier mache, lerne ich nicht im Studium", sagt Billie-Jean Wangechi, Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens. Ihre Motivation ist das Know-how und das Gefühl, etwas geschaffen zu haben. Sie hat die Außenhaut aus Glasfaser mit einer Beschichtung aus Epoxidharz weiterentwickelt und ist stolz auf das glatte, ebenso flexible wie feste Ergebnis. "Ich hatte vorher keine Ahnung von Faserverbundwerkstoffen."

Der Maschinenbau-Student Stephan Langwald, der an der Elektronik mitarbeitete, nahm sogar extra an einer Hochvolt-Schulung teil und lernte viel darüber, dass es nicht heißt, dass etwas in der Praxis funktioniert, wenn theoretisch alles läuft wie geschmiert. Auch für den ehemaligen Zimmermann war der Spalt zwischen Theorie und Praxis deutlich zu spüren. Prof. Schramm sagt, dass versucht werde, Projekte wie dieses in die Lehrveranstaltungen zu integrieren. Ihm liege vor allem daran, dass die Studenten im Rahmen solcher Projekte lernen, "zielorientiert im Team zu arbeiten".

Und das scheinen sie auch zu tun. "Sehr gutes Krisenmanagement, Verantwortungsgefühl und Weitblick", nahm beispielsweise Kai Zimmerman mit. "In einem übersichtlichen Team wie diesem arbeitet man in unterschiedlichen Bereichen mit und betrachtet die Dinge aus verschiedenen Perspektiven", sagt er.

(RP)
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