Duisburg Stadtwerke brauchen wieder Zuschuss

Duisburg · In der Energiesparte drohen jährlich Defizite in Höhe von 18 Millionen Euro. Die Energiewende und das Erneuerbare Energiegesetzt führen zum Defizit. Die Stilllegung des Kraftwerks an der Bungertstraße soll Geld sparen.

 Der Stadtwerketurm ist noch Markenzeichen des Unternehmens, dessen Stromerzeugung zunehmend unrentabler wird.

Der Stadtwerketurm ist noch Markenzeichen des Unternehmens, dessen Stromerzeugung zunehmend unrentabler wird.

Foto: Reichwein

Voraussichtlich Mitte Mai wird es eine Sondersitzung des Stadtrates geben, in der die aktuelle Krise des Duisburger Versorgungs- und Verkehrskonzerns auf der Tagesordnung steht. Das Unternehmen benötigt von seiner Mutter "Stadt" erneut einen Zuschuss. Es wird sich sicherlich ähnlich wie im vergangenen Jahr um einen zweistelligen Millionen-Betrag handeln.

In Kürze werden sich die Aufsichtsräte von DVG, Stadtwerke und DVV in einer gemeinsamen Sitzung mit dem Programm befassen, mit dem das Unternehmen hofft, aus der Krise zu kommen. Wie berichtet schlägt der Vorstand zum Beispiel die Stilllegung des Kraftwerks an der Bungertstraße vor. Insgesamt sollen mit Hilfe von 80 Maßnahmen jährlich 45 Millionen Euro eingespart werden. Allein in der Energiesparte drohen jährlich Defizite in Höhe von 18 Millionen Euro, hatte der Konzernvorstand der Belegschaft vor wenigen Wochen erläutert. Grund sind die Energiewende, das Erneuerbare Energiengesetz (EEG) und die damit einhergehende Förderung von Wind- und Sonnenenergie zulasten von konventionell erzeugter.

In der Konzern-Broschüre "Standpunkt" nutzt Vorstandschef Marcus Wittig jetzt die Möglichkeit, die Hintergründe für die aktuelle Schieflage zu erläutern und vor bestimmten Entwicklungen in der Zukunft zu warnen. "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann ein Kraftwerk unter diesen Bedingungen wirtschaftlich keinen Strom mehr produzieren", stellt er nüchtern fest.

Bekanntlich haben private Unternehmen den Rückzug aus der konventionellen Energieerzeugung bereits eingeleitet., die anders als Stadtwerke allerdings auch nicht für die kommunale Daseinvorsorge zuständig sind. Konventionelle Kraftwerke könnten künftig nicht als Reserve vorgehalten werden, wenn Sonne und Wind mal "ausfallen", stellt Wittig ganz klar fest. Will sagen: Was in anderen Ländern heute schon Realität ist, droht auch Deutschland: Der totale Blackout!

Die Novelle des EEG habe die Erwartungen (zum Beispiel bei den Stadtwerken) enttäuscht, so Wittig. Er ist überzeugt, dass auf diesem Wege " Vermögenswerte von Stadtwerken und damit von Städten vernichtet werden."

Mit jedem Kilowatt Strom aus Sonnen- oder Windenergie würden die Stadtwerke an Bedeutung verlieren. Die Chancen, für unseren Versorger, selbst in die Sonnen- und Windenergieerzeugung einzusteigen, sind allerdings begrenzt oder gar nicht vorhanden. Überlegungen, im Rheinvorland Windräder aufzustellen oder am Ruhrstauwerk Wasserkraft zu nutzen, haben sich zerschlagen oder sind nicht rentabel. Alternative Standorte sind nicht vorhanden oder können wegen fehlender öffentlicher Akzeptanz (wer will schon ein Windrad hinterm Gartenzaun?) nicht realisiert werden.

Ausführlich geht Wittig in der Broschüre auf die Inhalte einer vom Bundesministerium für Energie und Wirtschaft in Auftrag gegebenen Grünbuchs "Ein Strommarkt für die Energiewende" ein, das sich unter anderem mit der Frage der Kapazitätsreserven befasst und zu dem Fazit kommt, dass der Kunde letztlich schon bereit sein werde, mehr zu bezahlen, wenn der Strom mal knapp wird.

Die These, dass dann mit Energie aus konventioneller Erzeugung Lücken gestopft werden können, sieht der DVV-Vorstandschef sehr kritisch, weil die Unternehmen zunehmend gezwungen würden, ihre konventionellen Kraftwerke wegen Unrentabilität stillzulegen. Indirekt stellt der Konzernchef fest, dass (einfach gesagt) die Verfasser versuchen, wissenschaftlich zu untermauern, was der Auftraggeber lesen will.

Wenn der DVV-Konzern seine Mutter Stadt nun erneut um eine Geldspritze bitten muss, dann auch, weil er den Nahverkehr in der Stadt gewährleisten soll. Bekanntlich müsste dringend in das Schienennetz, in die U-Bahnhöfe und in neue Bahnen investiert werden. Doch dafür fehlt das Geld. Und die Duisburger Ratspolitik hat sich bislang davor gedrückt, die Frage zu beantworten, wie viel Nahverkehr die Stadt benötigt beziehungsweise, wie viel Nahverkehr sich Duisburg überhaupt noch leisten kann.

(RP)
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