Kleinkind auf heißer Stahlplatte verletzt Stadt Duisburg nach Spielplatz-Unfall in der Kritik

Duisburg · Nach dem Unfall auf einem Duisburger Spielplatz, bei dem sich ein Kleinkind Verbrennungen an einer Stahlplatte zuzog, mehrt sich die Kritik an der Stadt Duisburg. Die Eltern des Jungen wollen Anzeige erstatten, auch andere Familien kritisieren die mangelnde Sicherheit auf der Anlage.

 Mutter Nicole, Louis und Vater Michael nach der Operation im Krankenhaus.

Mutter Nicole, Louis und Vater Michael nach der Operation im Krankenhaus.

Foto: Reichwein

Der Wasserspielplatz an der Duisburger Regattabahn gilt als einer der schönsten der ganzen Stadt. Wegen seines Planschbeckens ist er vor allem bei Familien mit Kleinkindern sehr beliebt. Am vergangenen Dienstag, einem der bislang wärmsten Tage des Jahres, sind besonders viele Mütter mit ihren Kindern da, darunter auch Nicole N. (27) mit ihrem bald zwei Jahre alten Sohn Louis.

Weil es so heiß ist, kühlen sich beide im Wasser ab. Louis hat aber schnell genug und will raus aus dem Becken. Auf dem Weg zu ihren Handtüchern passiert das Unglück: Louis läuft über eine durch die Sonne aufgeheizte Metallplatte. Wie erstarrt bleibt er stehen und fängt laut an zu schreien. Seine Mutter reagiert sofort, hebt ihn hoch und bringt ihn zurück ins Wasser, um seine Füßchen zu kühlen. Doch es ist bereits zu spät: Louis Fußsohlen weisen Verbrennungen auf, große Brandblasen haben sich gebildet.

 Die Stahlplatte ist inzwischen mit Kunstrasen abgedeckt.

Die Stahlplatte ist inzwischen mit Kunstrasen abgedeckt.

Foto: UWE KOEPPEN

Sie fahren sofort ins nächste Krankenhaus, wo Louis unter Vollnarkose operiert wird. "Er muss eine Woche auf der Station bleiben. Die Ärzte haben ihm eine Kunsthaut über die verbrannten Stellen gelegt", sagt seine Mutter. In einer Woche sollen die Verbände abgenommen werden. Erst dann könne man sagen, erklären die Ärzte, ob eventuell noch eine weitere Operation notwendig ist - oder nicht. "Leider kann aktuell auch noch nicht beurteilt werden, ob und in welchem Umfang Narben oder Folgeschäden durch die Wunden auftreten", sagt der Vater von Louis.

Der Wasserspielplatz ist in städtischer Hand. Dort bedauert man den Vorfall. "Wir wünschen dem kleinen Jungen erst einmal gute und schnelle Besserung", sagt eine Stadtsprecherin. "Es ist das erste Mal, dass uns ein solcher Unfall bekannt geworden ist", betont sie. Damit kein Kind mehr auf die Platte geht, hat die Stadt am Folgetag den Bereich mit einem Flatterband markiert. Zusätzlich ist die Stelle mit künstlichem Rasen abgedeckt worden - zu wenig, meinen Eltern, die am Donnerstag dort gewesen sind. "Ich ziehe mir schon als Erwachsener Verbrennungen an der Hand zu, wenn ich meine Hand dort auf den Kunstrasen legen würde", sagt Stefan Ernst, der mit seinen beiden Söhnen auf den Spielplatz gekommen ist. "So eine Platte darf nicht in einem Kleinkinderbereich liegen", sagt er.

Nach Angaben der Stadt sei das an dieser Stelle aber nicht anders möglich. "Sie deckt den Revisionsschacht für die Pumpanalage des Wasserspielplatzes ab und muss regelmäßig gewartet werden", erklärte eine Stadtsprecherin. Nach dem Vorfall hat die Stadt alle anderen Wasserspielplätze auf ihre Sicherheit überprüfen lassen. "In allen Fällen liegen die Schächte für die Pumpanlagen außerhalb der Spielflächen, so dass keine Gefährdung vorliegt", so die Sprecherin.

Für die betroffene Familie ist es mit der Entschuldigung der Stadt nicht getan. Der Fall wird wohl ein juristisches Nachspiel haben. Der Vater von Louis hat sich einen Anwalt genommen. "Wir haben Anzeige gegen die Stadt erstattet", sagt er. In einem Brief an die Stadt, der unserer Redaktion vorliegt, schreibt er: "Meine Familie, und mittlerweile viele andere Bürger, sind maßlos schockiert, wie es überhaupt zu so einem tragischen Unfall kommen kann. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kinder sich schon dort verbrannt haben und Ihnen darüber keine Informationen zugekommen ist."

Und weiter schreibt er: "Als Familienvater möchte man gerne und oft zu solch tollen Orten wie diesem Wasserspielplatz gehen. Dafür muss aber die absolute Sicherheit gewährleistet sein. Wir sind sehr enttäuscht, dass erst so etwas passieren muss, bevor seitens der Stadt reagiert wird."

(RP)
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