Duisburg Sprengung frühestens in acht Monaten

Duisburg · Im Herbst sollte einer der weißen Riesen in Hochheide ursprünglich fallen. Doch ein Gutachter hat festgestellt, dass Putze und Spachtelmassen mit Asbest belastet sind. Die Schadstoff-Beseitigung kostet rund 3,5 Millionen Euro.

 Statt der "Weißen Riesen" soll hier der "Central Park Hochheide" entstehen. Doch bis es dazu kommt, wird es noch Monate dauern.

Statt der "Weißen Riesen" soll hier der "Central Park Hochheide" entstehen. Doch bis es dazu kommt, wird es noch Monate dauern.

Foto: Crei

Der weiße Riese an der Friedrich-Ebert-Straße in Hochheide wird das Stadtbild noch länger prägen als geplant. Wie die Stadt gestern bekannt gab, verzögert sich der Abriss des 20-geschossigen Hochhauses, das am 3. September gesprengt werden sollte, um sieben bis acht Monate. "Das ist lediglich eine Schätzung", sagt Anja Kopka, Pressesprecherin der Stadt Duisburg. Erst müsse der morgige Ratsbeschluss abgewartet werden. Falle dort der Entschluss, könnten die Abbrucharbeiten umgehend fortgesetzt werden.

Der Abriss verzögert sich, da ein Gutachter in dem Hochhaus Asbest in Putz- und Spachtelmassen gefunden hat. Ursprünglich galt der weiße Riese als asbestfrei und war bereits zum Abriss freigegeben. Doch nachdem der Gutachter in einem baugleichen Gebäude Rückstände des gesundheitsschädlichen Minerals gefunden hatte, prüfte er das Hochhaus an der Friedrich-Ebert-Straße erneut. "Es lag der Verdacht nahe, dass der Befund in allen Häusern der gleiche ist", sagt Kopka.

Vor einer Sprengung, die weiterhin geplant ist, müssen nun circa 84.500 Quadratmeter Wand- und Deckenflächen von asbesthaltigen Materialien befreit werden. Dabei werden der Putz und die Spachtelmasse mit einem aufwendigen Hochdruck-Wasserstrahlverfahren aufgeweicht. Erst dann kann die an manchen Stellen nur ein Millimeter dicke Schicht mit einem Feinspachtel abgetragen werden. "Das ist üble Handarbeit, die lange dauert", berichtet Kopka. "Das Material muss immer wieder eingeweicht werden und wird dann zentimeterweise heruntergeschabt."

Eine Sprengung oder ein Abriss im unsanierten Zustand sei nicht möglich, da Asbestfasern krebserregend seien. "Wenn man es einatmet, kann sich Asbest in der Lunge festsetzen und gesundheitliche Schäden verursachen", sagt Kopka. Zudem ist es möglich, dass Asbestfasern zum Brust- oder Bauchfell wandern und dort ihre schädliche Wirkung entfalten.

Durch die ungeplanten weiteren Arbeiten in dem Hochhaus fallen Mehrkosten von etwa 3,5 Millionen Euro an. Anfang des Jahres planten die Stadt und das Immobilien-Management Duisburg (IMD) mit Gesamtkosten für den Abbruch in Höhe von ebenfalls 3,5 Millionen Euro. Die Kosten verdoppeln sich folglich aufgrund der Asbestbelastung. "Die Mehrkosten kommen dadurch zustande, dass das Abrissunternehmen vieles per Hand erledigen muss", sagt Kopka. Da der Abbruch mit Fördermitteln des Landes NRW erfolgt, mussten diese unvorhergesehenen Kosten zunächst mit dem Fördergeber abgestimmt werden. Dieser hat nun grünes Licht gegeben. Die Stadt trägt dabei einen Eigenanteil von 20 Prozent.

Auch der zweite weiße Riese an der Ottostraße, der leer steht und sich bereits in Stadtbesitz befindet, muss nach Angaben der Stadt aufgrund der Asbestbelastung in Zukunft erst saniert werden, bevor er abgerissen werden kann. Ein genauer Termin für den Abriss des zweiten Hochhauses steht ebenfalls noch nicht fest. Auch die anderen der insgesamt sechs Hochhäuser, die in der Zeit von 1971 bis 1974 gebaut worden sind und Platz für über 1500 Wohnungen bieten, sollen in naher Zukunft verschwinden. Diese Gebäude befinden sich allerdings noch nicht in städtischer Hand. "Aber wir arbeiten daran", sagt Kopka.

Duisburg: Historische Bilder von den "Weißen Riesen"
17 Bilder

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Foto: Archiv Freundeskreis Historisches Homberg

Nach dem Abriss der Gebäude sollen auf dem Gelände Grünflächen entstehen. "Genaue Pläne werden erst nach einer Bürgerbeteiligung ins Auge gefasst", sagt Kopka. Bebaut werden solle das große Areal aber definitiv nicht mehr.

(jlu)
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