MSV Duisburg Schacht's Spiel für die Geschichtsbücher

Straelen · Am Wochenende trifft der MSV Duisburg auf Arminia Bielefeld. Der gebürtige Duisburger Dietmar Schacht, heute Trainer des SV Straelen, war als Profispieler für beide Vereine aktiv - mit den Arminen erlebte er ein Match, das Sportgeschichte schrieb.

 Dietmar Schacht ist Trainer des Oberligisten SV Straelen.

Dietmar Schacht ist Trainer des Oberligisten SV Straelen.

Foto: latzel

Dietmar Schacht hat diverse Höhepunkte in seiner Karriere erlebt. Er war im zarten Alter von 22 Jahren der erste deutsche Spieler in Südkorea und holte dort direkt die Vizemeisterschaft, später schaffte er als Kapitän den Aufstieg mit Schalke 04 und wurde von den Fans zum Spieler der Saison gewählt. Echte Sportgeschichte schrieb Schacht allerdings mit Arminia Bielefeld. In der Saison 1986 / 87 wechselte er auf Leihbasis von Tennis Borussia zu den Ostwestfalen. Hier wurde er schnell zur festen Größe, vor allem wegen seiner für einen Abwehrspieler bemerkenswerten Torgefährlichkeit.

Und in Bielefeld trug Schacht mit dazu bei, dass am 18. Oktober 1986 Sportgeschichte geschrieben wurde. Da stand für die abstiegsbedrohte Arminia die Partie gegen den FC Saarbrücken an. Bielefeld hatte allerdings mit einer bemerkenswerten Verletzungsmisere zu kämpfen. Zahlreiche Spieler waren verletzt, der Kader schrumpfte und schrumpfte. Als sich dann auch noch Dietmar Schacht verletzte, standen den Arminen nur noch sieben einsatzbereite Profis zur Verfügung. Da die Statuten damals aber noch untersagten, mehr als drei Amateure einzusetzen, kam Arminia nicht mehr auf elf Spieler. Saarbrücken wollte den Armine noch entgegen kommen und das Spiel verlegen. Der DFB drohte dem Verein aber mit Punktabzug und so kam es am 18. Oktober auf der Alm zum historischen Duell. Arminia Bielefeld trat nur mit zehn Mann gegen Saarbrücken an. Schacht erlebte das Spiel von der Tribüne, hätte am liebsten selbst mitgespielt und erinnert sich noch heute lebhaft an die unbeschreibliche Atmosphäre. Es war ein Spiel David gegen Goliath, das nach wenigen Minuten noch mehr an Brisanz bekam. Da zog sich Thomas Ostermann einen Leistenbruch zu. Da er ein Profi war, durfte kein neuer Spieler eingewechselt werden. Arminia spielte mit neun Mann weiter. "Die Jungs haben gekämpft und gekämpft und sind auch in Unterzahl nicht eingebrochen", erinnert sich Schacht. Sein Mannschaftskollege Martin Kollenberg beschrieb es damals drastisch: "Wir fühlten uns wie Gladiatoren, umzingelt von Raubtieren. Wir wussten: Eigentlich können wir uns gleich in den Staub werfen und uns fressen lassen."

Saarbrücken ging in Führung, doch den dezimierten Arminen gelang tatsächlich der Ausgleich. Und mit den Fans im Rücken stemmten sich die tapferen Neun gegen die Niederlage. Auch die Zuschauer beteiligten sich am Zeitspiel und gaben den Ball erst nach wiederholter Aufforderung des Stadionsprechers zurück. Die Zeit tickte runter. Doch kurz vor Schluss gelangen Saarbrücken noch zwei Treffer zum 3:1-Sieg. Ein solches Spiel sollte es in der Geschichte des Profifußballs nicht mehr geben. Die ganze Partie ist noch heute für Schacht ein "Unding". "Das Spiel hätte nie und nimmer angepfiffen werden dürfen, das war absolute Wettbewerbsverzerrung", sagt Schacht, der heute Trainer des Oberligisten SV Straelen ist.

Zu Arminia gibt es kaum noch Verbindungen, schließlich spielte er hier nur eine Saison. Sein Lieblingsverein sei Schalke 04, sagt er, doch auch beim MSV fiebert er immer noch mit. An die Zebras hat er nur die besten Erinnerungen. Viel verdanke er vor allem Bernhard Dietz. Die MSV-Legende nahm den jungen Schacht damals unter seine Fittiche. "Nach jedem Training hat er mit mir noch Sonderschichten geschoben", berichtet Schacht. Kein Wunder also, dass Schacht noch immer gute Verbindungen zum MSV hat. Trainer Ilia Gruev war sogar sein Schützling, als Schacht Co-Trainer von Pierre Littbarski in Duisburg war. Schacht ist sicher: "Der MSV gewinnt mit 2:0."

(zel)
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