MSV Duisburg MSV: Der Burgfrieden

Torwart Starke berichtete davon, dass die Arbeit endlich wieder mal Spaß bereitet habe / Dass die Mannschaft für den Trainer Sasic gespielt habe, wie Sportdirektor Hübner meinte, war allerdings deutlich übertrieben.

Beim MSV ist der Burgfrieden ausgebrochen wie der Frühling nach dem langen harten Winter. Kapitän Tom Starke berichtete von der Trainingswoche vor dem 4:1-Sieg über Koblenz, dass es endlich mal richtig Spaß gemacht habe. So oft habe man das ja zuletzt nicht erlebt. Trainer Milan Sasic bekannte in der Pressekonferenz freimütig, dass er sich bei seinem Team hinter dem Team vor der Mannschaft entschuldigt habe und gelobte öffentlich Besserung. So ein schöner Dreier macht die Zunge locker und weitet das Herz für Nachsicht und Vergebung. Noch mal Tom Starke: "Jeder hat eine zweite Chance verdient."

Bruno Hübner, der MSV-Sportdirektor, hatte beim Bezahlfernsehen zur Pause gesagt, die Elf spiele auch für den Trainer. Das war nun deutlich übertrieben. Christian Tiffert erklärte da schon ehrlicher: "Es geht ums Geld." Wenn es schon mit der Aufstiegsprämie nichts wird, dann soll wenigstens das Kleingeld für gewonnene Punkte klimpern.

Auch Tom Starke erinnerte daran, dass es in dieser Saison fürs Personal noch was zu verdienen gibt. Über den wiedergewonnenen Zusammenhalt zwischen Leitung und Kickern merkte er nüchtern an: Man müsse sehen, wie lange es hält. Immerhin sagte er auch: "Wir haben einen Neuanfang gemacht." Das Interview zum Thema Sasic, dass er auf der MSV-Homepage veröffentlichen ließ, begründete der Keeper so: "Ich wollte die Wogen glätten. Man muss ja nicht immer neues Öl ins Feuer gießen."

Es muss ziemlich geraucht haben in den Tagen vor dem Spiel gegen die TuS. Die Mannschaft habe darauf bestanden, dass er sich beim Busfahrer und den weiteren Männern im Hintergrund entschuldige, sagte Sasic über die Aussprache. Bruno Hübner habe ihn überzeugt, dass er vielleicht zu schnell zu viel gewollt habe. Tom Starke analysierte klar: "Beide Seiten haben Fehler gemacht. Das Team und der Trainer." Aber es gebe ja nicht nur den Sport, sondern auch das Umfeld. Und dort seien Fehler anzusprechen gewesen. Einsicht gab es von allen Seiten. Das klingt nicht zu schlecht.

Freilich, wenn die gute Leistung gegen Koblenz Ausdruck der wiedergewonnenen Freude am Beruf war und der neuen Idee des Miteinander fragt man sich schon: Warum nicht früher? Zum Beispiel als noch Hoffnung auf den Aufstieg bestand. Hätte eine umsichtige Leitung die Brandherde nicht zeitiger riechen können und dann zum Feuerlöscher greifen müssen? Offenbar zog der MSV wie bei der Entlassung von Rudi Bommer erneut den Publikumsjoker. Mit der richtigen Antwort zum falschen, weil zu späten Zeitpunkt.

(RP)
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