MSV Duisburg Die Zebras im Wechselbad der Gefühle

Fussball · Nico Klotz leitet mit seinem Jokertor beim 2:2 in Sandhausen die Wende ein. Gegen Leipzig will der MSV Platz 16 verteidigen.

 Es könnte das wichtigste MSV-Tor der Saison sein: Der Ball findet nach Chanturias Freistoß abgefälscht den Weg ins Netz.

Es könnte das wichtigste MSV-Tor der Saison sein: Der Ball findet nach Chanturias Freistoß abgefälscht den Weg ins Netz.

Foto: imago

Ingo Wald, Präsident des Zweitligisten MSV Duisburg, saß beim Auswärtsspiel in Sandhausen auf der Haupttribüne in der prallen Sonne. Wald hielt sich zwischenzeitlich eine der zahlreichen ausgelegten Klatschpappen als Schattenspender über den Kopf und erlebte zum wiederholten Mal ein Wechselbad der Gefühle. Der MSV wendete den wahrscheinlichen K. o., der sich nach einem 0:2-Rückstand bereits deutlich abgezeichnet hatte, doch noch ab und holte ein eminent wichtiges 2:2 (0:0). Wald: "So schlimm wie diese sportliche Achterbahnfahrt kann die Sonne gar nicht sein. Ich habe allergrößten Respekt davor, dass unsere Jungs noch einmal zurückgekommen sind. Als wir mit zwei Treffern im Rückstand lagen, war ich ehrlich gesagt am Boden zerstört."

 Beim Torjubel gab es für Giorgi Chanturia kein Halten mehr. Der Georgier erhielt die Zebras im Abstiegskampf am Leben.

Beim Torjubel gab es für Giorgi Chanturia kein Halten mehr. Der Georgier erhielt die Zebras im Abstiegskampf am Leben.

Foto: imago

Nach dem Abstauber von Philipp Klingmann, der aus wenigen Zentimetern einen Lattenkopfball seines Teamkollegen Leart Paqarada ins Duisburger Tor drückte (68.), erhöhte Korbinian Vollmann aus vier Metern auf 2:0 (75.). In beiden Fällen gab die Duisburger Defensive, die vor allem auf der linken Seite mit Dan-Patrick Poggenberg und Kevin Wolze überhaupt keinen Zugriff bekam, ein erschreckendes Bild ab. Die Mannschaft war bemüht, verpasste es aber im ersten Durchgang, als Sandhausen noch nicht alles in die Waagschale geworfen hatte, die Weiche auf Auswärtssieg zu stellen. "Darüber ärgere ich mich im Nachhinein", zeigte sich Brecher Kingsley Onuegbu selbstkritisch.

 Kingsley Onuegbu (unten, hier gegen Korbinian Vollmann) hätte den MSV vor der Pause in Führung schießen können, traf aber lediglich den Pfosten.

Kingsley Onuegbu (unten, hier gegen Korbinian Vollmann) hätte den MSV vor der Pause in Führung schießen können, traf aber lediglich den Pfosten.

Foto: Uli Deck/dpa

Der King zählte zu den Aktivposten, scheiterte nach 20 Minuten mit einem cleveren 16-Meter-Schuss am Pfosten des SVS-Kastens. Nach 30 Minuten wuselte sich Onuegbu durch die Sandhäuser Deckung, übersah aber den völlig freistehenden Kevin Wolze. "Wir hätten im ersten Durchgang führen können", fasste der Nigerianer zusammen, "nach der Pause haben wir nicht gut angefangen." Michael Ratajczak, der im Tor eine starke Partie zeigte, rettete gegen den vorgerückten SVS-Verteidiger Florian Hübner (48.). Bis auf einen Flachschuss von Giorgi Chanturia (55.) bot der MSV offensiv nur noch wenig an. Nach dem Rückstand reagierte Trainer Ilia Gruev, schmiss Nico Klotz ins Getümmel und lag damit wieder einmal richtig. Klotz schaffte das Anschlusstor zum 2:1 (80.), indem er einen feinen Pass von Victor Obinna ins Sandhäuser Netz bugsierte.

Die über 5000 Duisburger Fans, die aus dem Auswärts- ein Heimspiel machten, peitschten die Zebras vehement nach vorne. Der Lohn: Giorgi Chanturias abgefälschter Freistoß zum 2:2 (83.). "Es war ein verdienter Punkt. Vielleicht ist er ganz, ganz wichtig in der Endabrechnung", blickte Kingsley Onuegbu voraus. Der Stürmer schob nach: "Wir sind jetzt auf Platz 16 und wollen die Position verteidigen. Leipzig wird für uns am Sonntag kein Spaziergang, sondern ein sehr hartes und schwieriges Spiel. Vielleicht sind die Leipziger ja auch etwas im Feiermodus." Davon geht Trainer Ilia Gruev nicht aus. Er rechnet mit Rasenballern, die trotz des perfekt gemachten Bundesligaaufstiegs mit voller Konzentration in der Schauinsland-Reisen-Arena auflaufen. "Dass RB jetzt Bundesligist ist, heißt nichts. Sie haben Ehrgeiz und wollen alle Spiele gewinnen. Wir haben unser tolles Publikum im Rücken und werden alles tun, um vernünftig zu bestehen."

Gruev hält trotz des Drei-Punkte-Rückstands und der sechs aufzuholenden Treffer auf Konkurrent Fortuna Düsseldorf zwar "alles für möglich", aber intern heißt die Marschrichtung: Platz 16 zementieren und dann zweimal Nachsitzen gegen die Würzburger Kickers (20. und 24. Mai). Mittelfeld-Wirbelwind Nico Klotz: "Wir haben noch die Power für drei Endspiele. Wir hauen jetzt noch einmal alles raus. Das Wunder von Duisburg ist möglich." Damit spricht "Klotzi" das aus, was vor zwei Monaten niemand für möglich gehalten hätte. Und wenn ein Wunder auch erst mit Zusatzschicht Realität wird.

(RP)
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