MSV Duisburg Der MSV und die Qualen des Aufstiegs

Im · Zebras haben das Talent, nach einem Abstieg direkt wieder aufzusteigen. Drei Mal ist das Kunststück bislang gelungen. Doch ist das zeitgleich auch ein schlechtes Omen. Trainer flogen und Kapitäne mussten ihr Amt abtreten.

 Lange her: Der Bundesliga-Aufstieg 2007: Kapitän Björn Schlicke überschüttet seine Kollegen nach dem Sieg über Essen mit Bier.

Lange her: Der Bundesliga-Aufstieg 2007: Kapitän Björn Schlicke überschüttet seine Kollegen nach dem Sieg über Essen mit Bier.

Foto: INA FASSBENDER/Reuters

Sommer 1999 spielte der MSV Duisburg im UI-Cup gegen den nordirischen Klub Newry Town (2:0,0:1). Was den Zebras am Samstag noch nicht gelang, erreichten die Jungs von der grünen Insel. Der Nachfolgeverein Newry City AFC schaffte am Freitag den Sprung aus der dritten in die zweite Liga seines Landes. Die Zebras verpassten mit dem 1:1 gegen die Sportfreunde Lotte hingegen den vorzeitigen Aufstieg in die 2. Fußball-Bundesliga.

Aus Duisburger Sicht sind Stolper-Aufstiege nach einem Abstieg nichts Ungewöhnliches. Schon dreimal kehrten die Meidericher nach einem Abstieg sofort wieder in die höhere Liga zurück - jeweils in die Bundesliga: 1993, 1996 und 2007. In allen drei Fällen waren es mühselige Unterfangen, der Kampf stand im Vordergrund und die Euphorie war im Vergleich zu den Partys zwei Jahre zuvor gedämpft. Zudem stand jedesmal viel auf dem Spiel: Der MSV ging finanziell ein hohes Risiko, demnach waren die Aufstiege Pflicht.

Mammutsaison mit 46 Spielen

So war es auch in der Mammutsaison 1992/93. Im Zuge der Zusammenlegung der beiden Zwölfer-Gruppen spielten 24 Teams in der 2. Bundesliga. Es gab am Ende sieben Absteiger, 46 Ligaspieltage standen auf dem Programm. Der MSV, im Jahr zuvor aus der Bundesliga abgestiegen, erreichte am Ende hinter dem SC Freiburg und vor dem VfB Leipzig Platz zwei.

Auf dem Weg zurück nach oben war der MSV zwar ständig in der Spitzengruppe dabei, trotzdem waren die Nerven bei den Verantwortlichen angespannt. MSV-Boss Dieter Fischdick zog nach dem 1:1 gegen die Stuttgarter Kickers am 32. Spieltag die Reißleine und feuerte Trainer Uwe Reinders - trotz des zweiten Tabellenplatzes. Ewald Lienen übernahm das Kommando und machte mit den Zebras am 45. Spieltag mit einem 1:0 über Darmstadt 98 (Tor: Vlado Papic) die Rückkehr in die Bundesliga perfekt.

Präsident Fischdick entschied sich auch in der Saison 1995/96 für einen Trainerwechsel. Nach dem 29. Spieltag - der MSV verlor durch ein 1:1 gegen Unterhaching den dritten Platz an den FSV Zwickau - musste Hannes Bongartz seine Sachen packen, die Friedhelm-Funkel-Ära begann.

Den Aufstieg in die Bundesliga machte Funkel mit dem MSV am vorletzten Spieltag perfekt. Es war ein Aufstieg der glanzlosen Art. Der MSV kassierte gegen Mainz 05 eine 0:3-Heimniederlage, stieg aber trotzdem auf, weil Konkurrent Zwickau auf eigenem Platz gegen den VfL Wolfsburg mit 0:1 verlor. Bei den Mainzern war Jürgen Klopp mit von der Partie. Der heutige Trainer des FC Liverpool fing sich dabei eine gelbe Karte ein. Der MSV ging am Ende als Tabellendritter durchs Ziel: hinter dem VfL Bochum und Neuling Arminia Bielefeld.

Auch in der Saison 2006/07 ging es für die Zebras sofort wieder nach oben - es sollte der bislang letzte Aufstieg in die Bundesliga bleiben. Die Erfolgssaison stand damals im Zeichen vieler Querelen, die in der Entmachtung von Kapitän Georg Koch durch MSV-Präsident Walter Hellmich einen Höhepunkt fanden. Abseits des Platzes krachte es mehrfach, trotzdem erreichten die Zebras unter Trainer Rudi Bommer das Ziel. "Bei allen Problemen - auf dem Platz haben wir als Mannschaft funktioniert", erinnerte sich der heute MSV-Manager Ivica Grlic später.

Der MSV lieferte sich in der Schlussphase der Saison einen Zweikampf mit dem SC Freiburg, der zum Ende der Hinrunde als 13. noch im Abstiegskampf beschäftigt war. Am letzten Spieltag schickte der MSV Rot-Weiß Essen mit 3:0 - ein Tor erzielte Ivica Grlic - in die Drittklassigkeit und sich selbst in Bundesliga.

Das allerdings denkbar knapp nur aufgrund des besseren Torverhältnisses (zehn Tore) gegenüber Freiburg. Die MSV-Fans feierten - aber lange nicht so frenetisch wie in der Aufstiegsnacht zwei Jahre zuvor nach dem Sieg in Frankfurt. Mit dem MSV stiegen der Karlsruher SC und Hansa Rostock auf.

Zurück zu den Iren aus Newry. Sie schafften am Samstag den Aufstieg über die Relegation. Diesen Weg möchte MSV-Trainer Ilia Gruev mit seinem Team nun nicht so gerne einschlagen.

(RP)
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