Sommerschlussverkauf in Duisburg Vor 30 Jahren: Eine heiße Schlacht am Wühltisch

Duisburg · In der Duisburger Innenstadt ist kaum zu sehen, dass der Sommerschlussverkauf begonnen hat. Vor 20 oder 30 Jahren war das noch ganz anders. Wir erinnern uns.

 1990 auf der Münzstraße: Der Sommerschlussverkauf hatte gerade begonnen, und Scharen von Kund(inn)en wühlen auf den Tischen mit den Sonderangeboten.

1990 auf der Münzstraße: Der Sommerschlussverkauf hatte gerade begonnen, und Scharen von Kund(inn)en wühlen auf den Tischen mit den Sonderangeboten.

Foto: Probst

Seit Montag läuft der Sommerschlussverkauf - und keiner geht hin. Ganz so ist es zwar nicht, aber dass sich in diesen Tagen Scharen von Kunden auf der Suche nach dem Superschnäppchen an den Geschäften in der Innenstadt vorbeischieben, das ist in der Tat nicht der Fall. Früher war das anders.

Erinnern Sie sich noch, vor 20, 30 oder 40 Jahren, wenn Menschentrauben vor den Geschäften warteten, um zur vorgezogenen Öffnungszeit um 8 Uhr als erste vom Wühltisch Damenschlüpfer für 50 Pfennige, Sommerbettwäsche für unter zehn Mark oder Pullöverchen für 'nen Fünfer zu ziehen? Sogar Prügeleien gab es manchmal, wenn eine Schnäppchenjägerin einer anderen ein reduziertes Teil vor der Nase wegschnappte. Spätestens eine Stunde nach dem Sturm auf die Geschäfte sah man bereits Scharen von Kunden mit Mengen von prall gefüllten Plastiktüten in die voll belegten Parkhäuser verschwinden, um dort abzuladen und die Jagd sofort wieder fortzusetzen.

Schon tags zuvor schoben sich die "Sehleute" durch die Innenstadt, denn dann durften die Geschäfte erstmals die Geheimnisse hinter ihren bis dahin zugeklebten und mit Sonderangeboten dekorierten Schaufenstern lüften. Wer montags erfolgreich zuschlagen wollte, war gut beraten, sonntags schon mal Ausschau zu halten, wo es sich lohnt hinzugehen, und einen Strategieplan zu erarbeiten, wo als allererstes am Montagmorgen "zugeschlagen" werden muss. Manchmal wurde die ganze Familie aktiviert, um ein großes Einkaufspensum in der Früh möglichst erfolgreich zu bewältigen.

"Der erste Tag im Winter- oder Sommerschlussverkauf war so etwas wie der dramaturgische Höhepunkt", erinnert sich Wilhelm Bommann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. Das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, die Zugabeverordnung und das Rabattgesetz regelten ganz streng, was den Händlern erlaubt, was verboten war. "Wenn einer schon samstags ein Guckloch in die Klebefolien an den Schaufenstern schnitt, dann gab das Ärger." Mehr als drei Prozent Rabatt auf reguläre Saisonware durften in der genau definierten Schlussverkaufszeit nicht gegeben werden. Findige Händler behalfen sich, indem sie extra günstige Schlussverkaufware produzieren ließen, mit denen sie die Kunden anlockten.

Weil sich die Gesetzeslage geändert hat, gibt es seit 2004 offiziell weder einen Sommer-, noch einen Winterschlussverkauf. Doch auf Rabattwochen verzichtet der Handel dennoch nicht. Denn die Lager müssen - früher wie heute - für die neuen Kollektionen geräumt werden, "und da ist es betriebswirtschaftlich meist günstiger, mit Rabatten zu arbeiten, als die Artikel irgendwo fürs nächste Jahr einzulagern", sagt Wilhelm Bommann.

Daran, dass sich die Schnäppchenjagd auch heute immer noch für beide Seiten lohnt, davon ist er fest überzeugt. Er weiß aber auch, dass das Internet heute der größte Konkurrent bei der Suche nach Supersonderangeboten ist.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort