Duisburg So lief die Wahl im Raum "Calais"

Duisburg · Im Wahllokal des Duisburger Rathauses herrschte gestern schon am frühen Morgen reger Betrieb.

 Mutter Esther Bohne kam mit ihren Töchtern Kira und Anouk ins Wahllokal im Rathaus.

Mutter Esther Bohne kam mit ihren Töchtern Kira und Anouk ins Wahllokal im Rathaus.

Foto: Probst

Der Raum 68 ist so etwas wie die Allzweckwaffe des Duisburger Rathauses. Hier werden Gäste empfangen, offizielle Treffen und Pressegespräche abgehalten. Doch an diesem Wahltag ist der Amtsraum mit dem Namen "Calais" nicht nur Amtszimmer, sondern vor allem Wahllokal für 582 stimmberechtigte Duisburger. Vor der Tür hat sich bereits eine kleine Schlange von Leuten gebildet, die ihre Wahlzettel ordnen und Ausweise herauskramen. Auch eine Familie steht an der Tür. "Wir gehen wählen, wir gehen wählen", ruft das Kind auf dem Arm des Vaters. "Du musst aber noch ein bisschen warten, bis du auch wählen darfst", erklärt die Mutter. "Aber wir stimmen für dich mit ab, okay?"

Als die kleine Familie "Calais" betritt, findet sie sich in einem einfachen Saal wieder, wie er an diesem Wahltag an so vielen Orten in der Stadt zu finden ist. Der kleine Raum ist gefüllt mit zwei Wahlkabinen, eine links und eine rechts vom Eingang. Vor der Fensterfront, die den Blick auf die Salvatorkirche freigibt, sitzen vier aufmerksame und freundlich dreinblickende Wahlhelfer an einem langen Tisch. Einer von ihnen nimmt die Wahlunterlagen der Duisburger entgegen und gibt die Namen weiter an die anderen, die sie auf der langen Liste der Wahlberechtigten abhaken. Vor ihnen stehen mehr Wahlurnen als in den meisten anderen Wahllokalen der Republik - von den anderen in Duisburg einmal abgesehen: eine für die Bundestagswahl, eine für die Oberbürgermeisterwahl und eine für den Bürgerentscheid zum Designer Outlet Center. Dementsprechend viele Wahlzettel werden hier ausgeteilt: ein weißer, ein gelber und ein kleiner blauer. Die Wahlhelfer haben alle Hände voll damit zu tun, dafür zu sorgen, dass die entsprechenden Wahlzettel am Ende auch in der richtigen Urne landen. Trotz des regen Betriebs ist es relativ ruhig im Wahllokal, zeitweise hört man nur das Rascheln der Wahlzettel - die Abstimmenden scheinen sich ihrer Verantwortung bewusst.

Inzwischen reicht die Schlange der Wähler bis in den Flur hinaus. Einige Wartende haben sich auf den am Fenster aufgestellten Stühlen niedergelassen. Dort sitzen auch ein paar Kinder, die darauf zu warten scheinen, dass ihre Eltern wieder aus dem Wahllokal kommen. An der Wand direkt neben der Tür hängen Musterwahlbögen und Informationen für die Wähler. Immer wieder bleiben dort Menschen stehen und fragen sich laut, welche Zettelfarbe denn nun für welche Wahl steht und ob man hier alle Stimmen abgeben könne. Man hilft sich. Schließlich ist es gar nicht so einfach. Neben der Bundestagswahl konnten sich die Duisburger am Sonntag noch zwischen sechs Oberbürgermeister-Kandidaten und einem "Ja" oder oder einem "Nein" zum DOC entscheiden.

Für Ilka Rieck, die schon am Sonntagmorgen den Weg zur Wahlurne antrat, ist Wählen "das Wichtigste überhaupt. Das ist Demokratie, da bin ich natürlich dabei", sagt die Duisburgerin, bevor sie in die Wahlkabine geht und ihre Kreuze macht. "Unsere Stadt ist mir wichtig und Deutschland sowieso." Auch für eine weitere Duisburgerin hat das Wählen Tradition: "Ich gehe immer wählen. Man sollte seine Stimme nutzen", sagt sie.

(RP)
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