Duisburg Siemens will massiv Stellen abbauen

Duisburg · Betriebsrat spricht von bis zu 355 Arbeitsplätzen. Hintergrund: eine Unternehmensübernahme und der niedrige Ölpreis

 Siemens in Hochfeld.

Siemens in Hochfeld.

Foto: Archivfoto

355 Arbeitsplätze stehen bei Siemens in Hochfeld auf der Kippe. Das befürchtet der Betriebsrat. Gestern hatte die Unternehmensleistung zu einer Betriebsversammlung geladen. Hintergrund war unter anderem die Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Dresser-Rand, dessen Produkt-Spektrum sich teilweise mit dem des Duisburger Verdichterwerkes deckt. Aber auch der niedrige Ölpreis spielt eine Rolle.

"Die Belegschaft ist mit aufgestanden", beschrieb die Siemens-Betriebsratsvorsitzende Nadine Florian die Stimmung bei der Betriebsversammlung. Man habe an die Belegschaft appelliert, die 21 Betriebsräte in der nächsten Zeit zu unterstützen und sei auf große Resonanz gestoßen. Auch eine außerordentliche Konferenz mit der IG Metall haben man gestern durchgeführt. Jetzt gehe es in Verhandlungen mit der Unternehmensleitung um Interessensausgleich und Sozialplan, wobei erklärtes Ziel sei, die Zahl der abzubauenden Arbeitsplätze kräftig zu reduzieren.

Die Arbeitnehmervertreter setzen zudem auf eine Zusage von Siemens-Chef Joe Kaeser, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Diese Zusage, so ein Unternehmenssprecher gestern, gelte "selbstverständlich auch für Duisburg". In Hochfeld beschäftigt der Technologie-Konzern rund 2600 Mitarbeiter.

Die Zahl der Stellen, die fortfallen sollen, seien schon vor Monaten genannt worden, hieß es bei Siemens. Es würden nicht mehr Stellen abgebaut, als bereits angekündigt. Ein Grund sei eine veränderte Marktlage durch den ausdauernd sinkenden Ölpreis, der seit August vergangenen Jahres um 60 Prozent gesunken sei. Entsprechend gingen die Aufträge der Öl- und Gasindustrie zurück. Investiert in neue Ölförderanlagen und Pipelines wird erfahrungsgemäß nur bei steigenden und hohen Energiepreisen. Und Siemens in Hochfeld baut Verdichter, wie sie gebraucht werden, um Öl oder Gas durch Rohrleitungen in Richtung Verbraucher zu transportieren. Überschneidungen im Portfolio mit Dresser-Rand mit Hauptsitz im texanischen Houston führen des Weiteren dazu, jetzt nach Doppelstrukturen zu suchen, die man abbauen kann, um Kosten zu senken. Dresser-Rand mit über 7000 Mitarbeitern gehört dem 30. Juni zu Siemens. Und Hauptkunden des US-Unternehmens sind auch die Öl- und die Gasindustrie.

Die Zahl von 355 Stellen, die im Hochfelder Werk wegfallen sollen, will man bei Siemens übrigens nicht bestätigen. Sie sei aber "deutlich zu hoch gegriffen", hieß es. Auch einen Zeitraum für den Job-Abbau gebe es nicht. Die Zusage Kaesers, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, sei dagegen unbefristet.

(mo)
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